Im GesprächEric Demuth und Paul Klanschek, Bitpanda

„Als Plattform für alle brauchen wir ein Produkt für alle“

Bitpanda hat eine Investment-Offensive gestartet und will so das Neukundengeschäft ankurbeln. Dazu setzt das Unternehmen auf ein Zinsprodukt auf Basis von Geldmarktfonds, so die beiden CEOs Eric Demuth und Paul Klanschek im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

„Als Plattform für alle brauchen wir ein Produkt für alle“

IM GESPRÄCH: ERIC DEMUTH & PAUL KLANSCHEK

Bitpanda stürzt sich mit Geldmarktfonds in den Zinswettbewerb

Wiener Krypto- und Wertpapierplattform lockt private Sparer mit 2,5 Prozent Zinsen – Nach Verlustjahr wieder Gewinn vor Augen

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Der Wettbewerb der Zinsangebote gewinnt weiter an Fahrt: Die Plattform Bitpanda hat mit „Cash Plus“ ein Zinsprodukt aufgelegt, das Anleger an den Renditen von Geldmarktfonds teilhaben lässt. Das Fintech kooperiere dafür mit der weltgrößten Fondsgesellschaft Blackrock, wie die Geschäftsführer Eric Demuth und Paul Klanschek im Gespräch mit der Börsen-Zeitung darlegen. Gewöhnlicherweise müssen Investoren eine Mindestsumme anlegen, zum Beispiel von 10 Mill. Euro, wie Klanschek hervorhebt. „Für Normalanleger sind Geldmarktfonds bislang kaum investierbar.“ Jetzt aber habe die Gesellschaft „ein Produkt für alle geschaffen“, ergänzt Demuth.

Mit dem Vorstoß dringt ein weiteres Fintech in den Zinsmarkt vor, der seit der Zinswende in Bewegung geraten ist. Kürzlich hatte der digitale Vermögensverwalter Whitebox mit dem „Zins-Portfolio“ einen Mix aus den Renditen von Geldmarktfonds und Anleihen gestartet. Zuvor hatten Trade Republic und Scalable Capital mit Zinsen gelockt. Auch Direktbanken und klassische Banken legen laufend neue Zinsangebote vor.

Für Normalanleger sind Geldmarktfonds bislang kaum investierbar.

Paul Klanschek

Bitpanda will Zinssätze bieten, wie sie für längere Laufzeiten üblich sind. Zugleich soll das Geld jederzeit verfügbar sein. Die jährliche Nettorendite – nach Abzug der Gebühren – beginnt für alle Nutzer bei 2,5% für Anlagen in Euro. 3,5% sind für die Pfund-Variante vorgesehen, 4,1% für eine Anlage in Dollar. Für Kunden der „Best Community“ sind sogar Zinssätze bis zu 2,82% für Euro, 4,0% für Pfund und 4,64% für Dollar möglich.

Ursprünglich hatte Bitpanda ein Anleiheprodukt vor Augen, das aber im Falle eines weiteren Zinsanstiegs anfällig für Kursverluste gewesen wäre, wie Klanschek sagt. „Geldmarktfonds sind weniger risikoreich, weil der Nettoinventarwert kaum schwankt.“ Eine Zielmarke für das zusätzliche Volumen haben die beiden Geschäftsführer nicht vor Augen, eine dreistellige Millionensumme halten sie aber für möglich. „Cash Plus soll die Leute auf die Plattform holen und das Neukundengeschäft ankurbeln“, sagt Demuth.

Kryptoplattform wandelt sich

Bitpanda gehört zu den Kryptogründungen, die sich gut vorbereitet in das Geschäft begaben, das die Regulierung hergab. 2014 gestartet, hat das in Wien ansässige Unternehmen seit Ende 2022 die größte Kryptolizenz von der BaFin – und diese Erlaubnis umfasst neben der Kryptoverwahrung auch den Eigenhandel mit Kryptowerten. Auf der Basis haben die beiden Geschäftsführer die Expansion vorangetrieben. Heute deckt die Gesellschaft als Virtual Asset Service Provider (VASP) neben Österreich und Deutschland auch Frankreich, Spanien, Italien, Tschechien und Schweden ab. Zudem besitzt Bitpanda Lizenzen für die EU-Richtlinien Mifid II und PSD2, was es ermöglicht, in ganz Europa zu operieren.

Die Handelsvolumina in Krypto haben sich in diesem Jahr ordentlich bis mau entwickelt. Der Jahresauftakt sei gut gewesen, der Mai schwach, sagt Demuth. Das Geschäft von Bitpanda sei schon immer auf das Auf und Ab des Kryptomarktes eingerichtet. Die ruhige Zeit nutze die Gesellschaft für die künftige Skalierung sowie die Intensivierung von Compliance-Themen. „Wir haben an Zyklen in dem Geschäft alles mitgemacht und wissen, wie wir damit umgehen“, sagt Demuth.

Wir haben an Zyklen in dem Geschäft alles mitgemacht und wissen, wie wir damit umgehen.

Eric Demuth

Mittlerweile bietet Bitpanda nicht nur Kryptowerte an, sondern etwa auch Aktien, ETFs und Rohstoffprodukte sowie Instrumente wie Staking, Sparpläne und Leverage-Trading. Alles, was das Haus seit Gründung an Lizenzen, IT-Infrastruktur und damit verbundenen Prozessen erarbeitet hat, bündelt sie in der Produktlinie „Bitpanda Technology Solutions“. Darin werden regulierte Infrastrukturdienste als White-Label-Lösung Banken und Fintechs angeboten. Zu den Kunden gehören bereits N26, Mambu, Lydia und Plum. Zuletzt wurde die Raiffeisenlandesbank als neuer Partner verkündet. Demuth sieht eine Analogie zur Amazon-Cloudsparte AWS. Auch dort habe man zunächst Infrastruktur für das eigene Kerngeschäft aufgebaut und sie dann als Dienstleistung an Dritte angeboten.

Wie der Umsatzmix aus Handels- und Vermittlungsprovisionen und den Einnahmen aus „Bitpanda Technology Solutions“ aussieht, mögen die beiden Manager nicht näher beziffern. Nachdem Bitpanda im Jahr 2021 mit einem Jahresüberschuss von 37,5 Mill. Euro prächtig verdient hatte, fiel im vergangenen Jahr ein kleiner Verlust an. „In diesem Jahr sollte die Profitabilität wieder drin sein“, sagt Demuth. Die Gesellschaft habe das Produktangebot innerhalb von zwölf Monaten verdoppelt, sagt Klanschek. Das werde sich nun auszahlen.

Bei der Umsetzung der europäischen Digital-Asset-Harmonisierung über die Mica wollen wir der erste Player sein, der das vollumfänglich umsetzt.

Eric Demuth

An Lizenzen habe Bitpanda so gut wie alles zusammen, werde aber für das Wertgeschäft noch etwas draufsatteln, kündigt Demuth an. „Und bei der Umsetzung der europäischen Digital-Asset-Harmonisierung über die Mica wollen wir der erste Player sein, der das vollumfänglich umsetzt und die Lizenzen hat.“ Die EU-Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA hat gerade darüber informiert, dass die Konsultation mit den Marktteilnehmern zur Implementierung von drei Regulierungspaketen im Juli, Oktober sowie im ersten Quartal 2024 stattfinden soll.

Paul Klanschek und Eric Demuth sind Gründer und CEO von Bitpanda.

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