17. FinanzplatztagLage der Fondsbranche

„Wer jetzt nichts mit Immobilien macht, hat es nicht verstanden“

Auf dem Finanzplatztag der Börsen-Zeitung zeigen sich Deka-Manager Matthias Danne und Union-Investment-Chef Hans Joachim Reinke positiv gestimmt. Dabei sehen sie die Branche vor etlichen Problemen.

„Wer jetzt nichts mit Immobilien macht, hat es nicht verstanden“

„Wer jetzt nichts mit Immobilien macht, hat es nicht verstanden“

Deka-Vorstand Danne sieht gute Marktlage, wenn „politisch nichts in die Hose geht“ – Union-Investment-Chef Reinke kritisiert Aktienrente als „viel zu spät“

jsc Frankfurt

Die Fondsanbieter von Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die Deka-Gruppe und Union Investment, warnen vor der Gefahr einer fehlgeleiteten Politik, sehen die Kapitalmärkte und ihr Geschäft aber gleichwohl vor einem weiteren Aufstieg: „Die Märkte sind vielversprechend“, sagte Matthias Danne, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deka-Gruppe, am Mittwoch auf dem 17. Finanzplatztag der Börsen-Zeitung in Frankfurt. Aktien seien chancenreich, Anleihen böten wieder Zinsen. Gefallene Immobilienpreise wertete er als Kaufgelegenheit. „Wer jetzt nichts mit Immobilien macht, hat es nicht verstanden.“

„Die Sonne ist weg“

Auch Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment, warb für eine positive Sicht auf die Lage der Fondsbranche. „Die Chancen sind größer als die Risiken.“ Doch sei die zurückliegende „Dekade der Assetmanager“ vorbei. „Die Sonne hat uns von drei Seiten ins Gesicht geschienen“, sagte er und verwies auf die damals steigenden Aktienmärkte, auf Tiefzinsen für klassische Sparprodukte und auf vertriebsfreudige Banken, die mangels Zinserträge ihr Provisionsergebnis stärken wollten. Mit der Zinswende habe sich die Lage geändert. „Diese Sonne ist weg.“

Die Herausforderung der Branche umriss Reinke mit „den drei ‚D‘“, also Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie. Doch während der langjährige Firmenchef die Digitalisierung und Dekarbonisierung eher mit Chancen verbindet – mit einer effizient aufgestellten Fondsgesellschaft und der aktiven Begleitung eines nachhaltigen Wandels von Unternehmen –, zeichnete er bei der Alterung der Gesellschaft ein dunkleres Bild: Der demografische Wandel werde in der Politik zu wenig gesehen, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erkenne Fakten nicht an, die Riester-Rente werde zu Unrecht gescholten.

Den Plan der Bundesregierung für eine Aktienrente, die einen schuldenfinanzierten Kapitalstock von mindestens 200 Mrd. Euro bis zum Jahr 2035 als Unterstützung der gesetzlichen Rente vorsieht, lobte er zwar als „ersten Schritt“. Doch sei das Vorhaben „viel zu spät, viel zu klein“.

Aktie unbeliebt

Danne beklagte eine mangelnde Aktienkultur in Deutschland. Nachdem in der Tiefzinsphase zeitweise der Eindruck entstanden sei, dass Sparer vermehrt zu Aktien und Aktienfonds griffen, zeige sich nach der Zinswende wieder eine Vorliebe für sicher verzinste Produkte. Im eigenen Geschäft sehe die Deka-Gruppe jedoch bei bestimmten Produkttypen eine hohe Affinität für Aktien, und zwar gerade unter jüngeren Menschen.

Anleger griffen weiterhin zu, sagte Reinke. Ein Neugeschäft von 4% bis 6% pro Jahr sei realistisch. Eine absolute Zahl nannte er dabei nicht, doch bezogen auf das verwaltete Vermögen von Union Investment in Höhe von 455 Mrd. Euro entspräche Reinkes Zielmarke einem Zustrom von etwa 18 Mrd. Euro bis 27 Mrd. Euro pro Jahr.

Neubewertung von Rüstung

Beide Manager hoben verschiedene politische Risiken hervor. Reinke nannte einen möglichen Wahlsieg Donald Trumps in den USA. Die drei „D“ müssten noch um ein viertes „D“ ergänzt werden, nämlich um „Defense“, also Sicherheit, betonte derweil Danne. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine gefährde Europa auf Sicht von Jahren.

Einer Fondsgesellschaft falle die Aufgabe zu, die Bedeutung der Rüstungsindustrie zu sehen, argumentierte er. So habe sich der Aktienkurs des Waffenkonzerns Rheinmetall seit der groß angelegten Invasion Russlands mehr als vervierfacht, während der Panzergetriebehersteller Renk gerade erst einen Börsengang absolviert habe. „Da werden wir mehr von sehen.“ Es sei falsch, die Branche „nicht einmal mit der Kneifzange“ anzufassen. In einen nachhaltigen Fonds gehörten Aktien von Rüstungskonzernen gleichwohl nicht. Das betonte auch Reinke. Rüstung sei „notwendig, aber nicht nachhaltig“.

Grüne Fonds werden weniger nachgefragt

Die Nachfrage nach grünen Fonds habe zwar nachgelassen, sagte Reinke. Das zeige aber keinen Bedeutungsverlust für die nachhaltige Kapitalanlage an. „Nachhaltigkeit ist keine Frage von Trends, sondern eine Frage der Haltung.“ Auch Danne reklamierte eine nachhaltige Ausrichtung für sein Haus: Um Wirkung zu entfalten, müsse die Branche „richtig braune“ Unternehmen begleiten, um sie „mittelbraun“ oder „hellgrün“ zu machen. Dieser Ansatz werde aber „regulatorisch nicht ausreichend honoriert“.