Wertpapiergeschäft trägt US-Banken
Bank of America und Morgan Stanley haben mit ihren Quartalszahlen die aktuellen Trends in der US-Finanzbranche bestätigt: Das Kreditgeschäft steht in der Coronakrise wegen hoher Rückstellungen für potenzielle Ausfälle unter Druck. Die Banken profitieren aber vom florierenden Wertpapiergeschäft. nok New York – Die Quartalszahlen von Bank of America und Morgan Stanley sind ein Spiegelbild der aktuellen Trends in der US-Finanzbranche: Das Kreditgeschäft steht unter Druck. Das Wertpapiergeschäft an Wall Street floriert.Die Bank of America weist für das zweite Quartal ein gegenüber dem Vorjahr um 52 % auf 3,5 Mrd. Dollar geschrumpftes Konzernergebnis aus. Mit einem Gewinn je Aktie von 37 Cent je Aktie übertrifft das gemessen an der Bilanzsumme zweitgrößte US-Kreditinstitut allerdings die Erwartungen der Analysten, die mit 28 Cent je Aktie gerechnet hatten. Das Ergebnis wird von einer auf 5,12 Mrd. Dollar erhöhten Risikovorsorge für faule Kredite geschmälert. Zudem litt die Bank of America wie der Rest der Branche auch unter gefallenen Zinserträgen. Die Gesamteinnahmen der Bank gingen um 3 % auf 22,3 Mrd. Dollar zurück.Die US-Regierung hatte auf die Ausbreitung des Coronavirus, die zu Ausgangsbeschränkungen und Geschäftsschließungen geführt hatte, mit massiven Hilfsprogrammen reagiert. Dazu hat allein die Bank of America nach eigenen Angaben in 1,8 Millionen Fällen einen Zahlungsaufschub für Kredite gewährt. Die Spitzenmanager der großen Banken rechnen angesichts hoher Arbeitslosigkeit und düsterer konjunktureller Aussichten aber mit steigenden Kreditausfällen, wenn die Hilfsprogramme auslaufen und die Pandemie nicht eingedämmt ist. Die Institute J.P. Morgan Chase, Citigroup und Wells Fargo hatten im zweiten Quartal insgesamt 28 Mrd. Dollar für notleidende Kredite zurückgestellt.Ein Lichtblick für die Bank of America ist wie bei den anderen Universalbanken das Kapitalmarktgeschäft. Die Erträge aus dem Handel mit Anleihen und Aktien stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 35 % auf 4,4 Mrd. Dollar. Im Investment Banking kletterten die Einnahmen um 57 % auf 2,2 Mrd. Dollar – getrieben vom Emissionsgeschäft mit Anleihen und Aktien. Das Handelsvolumen an den Finanzmärkten hat angesichts der Turbulenzen im März zugenommen. Zudem nutzen Unternehmen die niedrigen Zinsen und gestiegenen Aktienkurse zur Aufnahme von Kapital, um sich finanziell für die Krise zu wappnen. “Wichtiges Gegengewicht””Die Resultate in der Kapitalmarktsparte boten ein wichtiges Gegengewicht zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf unser Privatkundengeschäft”, sagte Brian Moynihan, der Vorstandsvorsitzende der Bank of America. Der Aktienkurs der Bank sackte im frühen Handel an der New Yorker Börse dennoch um mehr als 2 % ab.Der Kurs von Morgan Stanley reagierte dagegen mit deutlichen Aufschlägen, weil das stärker im Investmentgeschäft verwurzelte Institut auch stark vom Aufschwung des Wertpapierhandels profitiert. Morgan Stanley weist ein um 45 % auf 3,2 Mrd. Dollar gestiegenes Konzernergebnis aus. Die Nettoerträge wuchsen um 31 % auf 13,4 Mrd. Dollar. Beide Resultate sind neue Rekordmarken für ein Quartal.Morgan Stanley übertrifft damit die Ergebnisse des Erzrivalen Goldman Sachs, der sich ebenfalls überraschend gut geschlagen hat. Goldman meldete für das zweite Quartal zwar nur ein unverändertes Konzernergebnis von 2,4 Mrd. Dollar. Allerdings hatte Goldman eine fast doppelt so hohe Kreditvorsorge getroffen wie Morgan Stanley. Die Nettoerträge von Goldman Sachs waren um 41 % auf 13,3 Mrd. Dollar gestiegen.