Westfalen beteuern Wunsch nach Provinzial-Fusion
Von Annette Becker, zzt. MünsterDie Sparkassen in Westfalen-Lippe stehen ohne Abstriche hinter der Fusionsabsicht zwischen der Provinzial Nordwest und der Provinzial Rheinland. Das hat Rolf Gerlach, Präsident des Sparkassen- und Giroverbands Westfalen-Lippe (SVWL), vor der Presse gesagt. Doch Gerlach wäre nicht Gerlach, hätte er nicht schon weiter gedacht. Denn nach seiner Ansicht wäre der Zusammenschluss zwischen Düsseldorf und Münster nur der Anfang. Dadurch, so argumentiert der Sparkassenmann, sähen sich auch die anderen Versicherer aus der Sparkassen-Gruppe unter Druck gesetzt, der Startschuss für eine weiter gehende Konsolidierung wäre gefallen.Bis es so weit ist, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen, soll doch bis Ende März zunächst nur eine “Blaupause”, also ein belastbares Fusionskonzept, vorgelegt werden, auf dessen Basis dann in Verhandlungen einzutreten wäre. Mit entscheidungsreifen Vorlagen sei erst gegen Ende 2013 zu rechnen. “Weiter so” geht nichtNachdem Branchenprimus Allianz den Eigentümern der Provinzial Nordwest – neben dem SVWL (40 %) sind dort der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (40 %), der Sparkassenverband Schleswig-Holstein (18 %) und der Ostdeutsche Sparkassenverband (2 %) vertreten – ein attraktives Übernahmeangebot unterbreitet hatte, schaltete sich NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) ein und holte die beiden Versicherer aus Nordrhein-Westfalen an den Verhandlungstisch.Ein Zusammenrücken der Versicherer aus dem öffentlich-rechtlichen Lager ist nach Einschätzung Gerlachs zwingend – gerade mit Blick auf die Niedrigzinsphase, die noch eine Weile andauern dürfte. “Ein ,Weiter so` kann es nicht geben”, sagte Gerlach unter Verweis auf das brachliegende Synergiepotenzial. Der hiesige Markt sei gesättigt, folglich müsse man an die Kosten ra n.Abgeleitet aus Studien großer, namhafter Unternehmensberatungen bringe ein Zusammenschluss der Düsseldorfer mit den Münsteranern Kosteneinsparungen von mindestens 100 Mill. Euro jährlich, sagte Gerlach. Bei einem Zusammenschluss aller öffentlich-rechtlichen Versicherer – nach dem Vorbild der genossenschaftlichen Verbundgruppe – ergäbe sich gar ein Einsparpotenzial von 500 Mill. Euro. Doch auch im Wege einer verbesserten Zusammenarbeit ließen sich schon 250 Mill. Euro heben.Problematisch sei bei den Versicherern vor allem das Lebengeschäft. Angesichts hoher Garantiezinsen auf Altverträge gerieten die Institute zunehmend in Bedrängnis, im Zweifel müssten dann die Eigentümer in die Bresche springen. Ein Szenario, das den Sparkassen, die regulierungsbedingt künftig ohnehin mehr Eigenkapital vorhalten müssten, zunehmend Sorge bereitet.Erschwerend kommt hinzu, dass die Sparkassen selbst mit Blick auf ihre künftige Ertragskraft nicht gerade auf Rosen gebettet sind. Zwar konnten die Institute aus dem Verbandsgebiet des SVWL den Zinsüberschuss 2012 trotz der niedrigen Zinsen auf Vorjahresniveau behaupten, mittelfristig dürfte das jedoch nicht durchzuhalten sein. Sollten die Zinsen in den nächsten fünf Jahren so niedrig bleiben, würde das Betriebsergebnis vor Bewertung ausgehend von 1,14 % der durchschnittlichen Bilanzsumme auf 0,82 % zusammenschmelzen, prognostizierte Gerlach für seine Institute.Doch auch den Landesbankensektor hält Gerlach unverändert für zu groß. Bis heute liege die Bilanzsumme aller Landesbanken mit 1,26 Bill. Euro über jener der Sparkassen (1,1 Bill. Euro). “Risikomäßig vertretbare Größenordnungen” lägen bei “deutlich unter 1 Bill. Euro”.