ESG-Daten

Wettlauf der Plattformen

Hochtrabend sind die Worte, mit denen die Initiatoren einer neuen Plattform für Nachhaltigkeitsdaten für ihr Vorhaben werben. Das „ESG Book“ wird es schwer haben, denn die Idee ist keineswegs neu.

Wettlauf der Plattformen

Das ESG-Analysehaus Arabesque spart nicht an Eigenlob, um die Perspektiven einer neuen Datenplattform hervorzuheben. Eine „Zäsur“ im Umgang mit Nachhaltigkeitsangaben stehe mit dem „ESG Book“ bevor, die Gesellschaft stelle mit den Daten ein „öffentliches Gut“ bereit. Wie der Streamingdienst Spotify werde das Projekt eine zentrale Stelle im Markt einnehmen. Immerhin weiß die gut vernetzte Gesellschaft einen prominent besetzten Club hinter sich. In einer Erklärung stimmen auch die UN-Initiative Global Compact, die britisch-asiatische Großbank HSBC, die Global Reporting Initiative und andere Adressen ein Loblied auf die Verfügbarkeit von Nachhaltigkeitsdaten an.

Dabei wird es das Projekt, das als eine kostenlose Anlaufstelle für ESG-Daten gedacht ist und vorerst nur ausgewählten Partnern offensteht, nicht leicht haben. Die Idee einer allgemein zugänglichen Schnittstelle für ESG-Daten ist nicht neu und wird von öffentlichen und privaten Akteuren vorangebracht. In Deutschland hat der Sustain­able-Finance-Beirat der scheidenden Bundesregierung eine zentrale Plattform angeregt, während die EU an einer Schnittstelle für Finanz- und ESG-Daten werkelt, dem European Single Access Point (ESAP). Das Korsett einer öffentlichen Datenbank mag enger sein als das einer privaten­ Initiative, doch sind Informationen im regulierten Format umso eher miteinander vergleichbar. Auch muss sich das „ESG Book“ neben spezialisierten Datenquellen behaupten, wie sie insbesondere die Klimadateninitiative CDP geschaffen hat. Die Ratingriesen MSCI, ISS, Sustainalytics­ und andere werden dem Treiben bestimmt nicht tatenlos zusehen. Zudem wird sich kaum eine Fondsgesellschaft allein auf die Plattform verlassen, sondern selbst gezielt ESG-Daten bei den jeweiligen Unternehmen einholen.

Doch ein Wettlauf in der Bereitstellung von Nachhaltigkeitsinformationen ist hochwillkommen. Die Klage über den Mangel an verlässlichen ESG-Daten gehört heute zum Gruß von Investoren und Portfolio­managern. Die unterschiedlichen ESG-Ratings führen jeden vor Augen, dass sich Geldgeber ein eigenes Bild zur Nachhaltigkeit machen müssen. Die IOSCO, das globale Gremium der Wertpapieraufseher, hat erst vor wenigen Tagen betont, wie wichtig der Zugriff auf Rohdaten ist. Mit dem hochtrabenden Sprech bereitet sich Arabesque also auf einen absehbar harten Wettbewerb der Datendienste und Plattformen vor. Jetzt müssen nur noch die Unternehmen ausreichend brauch­bare Daten liefern.

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