Wie Banken das Reporting neu denken
Wie Banken das Reporting neu denken
Bearing-Point-Studie zu Regulatorik im Wandel – Wie die Kreditwirtschaft sich für 2030 rüstet
wbr Frankfurt
Wenn Stefan Kauerauf über die Zukunft des Regulatory Reportings spricht, klingt das weniger nach staubiger Buchhaltung als nach strategischer Neuausrichtung: „Das sich aktuell auf vielen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsfeldern entfaltende disruptive KI-Potenzial dürfte bis zum Ende des Jahrzehnts auch den Bereich des Regulatory Reportings nachhaltig verändern“, sagt der Partner für Banking und Capital Markets bei Bearing Point der Börsen-Zeitung. Die Management- und Technologieberatung hat jüngst eine Studie veröffentlicht, die zeigt, wie sich europäische Banken auf die kommenden Jahre vorbereiten – und was dabei noch im Argen liegt.
Grundlage der Analyse ist eine Befragung von 33 europäischen Banken, davon 24 aus Deutschland. Die Untersuchung gibt nicht nur einen Überblick über den Status quo, sondern blickt voraus: Wie soll sich das regulatorische Berichtswesen bis 2030 verändern?
Digitalisierung mit Hindernissen
Aktuell ist das Regulatory Reporting vielerorts noch Handarbeit. Zwar nutzen zwei Drittel der befragten Banken bereits eine Standardsoftware in einem End-to-End-Ansatz. Doch klassische Tools wie Excel dominieren weiterhin die tägliche Praxis. Technologien wie Robotic Process Automation (RPA) oder künstliche Intelligenz sind bislang kaum integriert.
Dennoch ist die Prognose optimistisch: Mehr als 50% der befragten Banken erwarten bis 2030 einen hohen oder vollständigen Digitalisierungsgrad im Reporting. Dabei scheint insbesondere der KI-Einsatz großes Potenzial zu bieten. Bearing Point sieht hier die Chance, durch Automatisierung nicht nur effizienter zu werden, sondern auch die Qualität und strategische Aussagekraft der Berichte zu steigern.
Cloud statt Keller
Ein weiterer zentraler Transformationsbereich ist die Infrastruktur. Noch betreiben viele Banken ihre Systeme on-premise – also lokal auf eigenen Servern. Doch die Zeichen stehen auf Cloud. Die Studie zeigt: Der Trend zur Nutzung von Software-as-a-Service-Lösungen ist ungebrochen. Kaum eine der Banken rechnet damit, 2030 ihre Reporting-Systeme ausschließlich vor Ort zu betreiben.
Der Schritt in die Cloud ist mehr als ein technisches Upgrade. Er erlaubt es Banken, flexibler auf regulatorische Anforderungen zu reagieren, die Datenverfügbarkeit zu verbessern und Betriebskosten zu senken. Gleichzeitig stellen sich neue Fragen zur Sicherheit und Compliance.
Zentralisierung als Erfolgsfaktor
Neben der Technologie spielt auch die Organisation eine große Rolle. „Zu den übergreifenden Trends, die das Regulatory Reporting als Ganzes betreffen, zählen aus institutionell-organisatorischer Sicht die Zentralisierung der Reporting-Aktivitäten beim CFO mit den dort vorhandenen Kompetenzen“, erklärt Kauerauf. Aktuell haben rund ein Viertel der Banken ihr Reporting vollständig zentralisiert. 97% halten eine teilweise Zentralisierung bis 2030 für wahrscheinlich.
Die Studie legt nahe, dass ein erfolgreicher Wandel im Reporting ohne übergreifende organisatorische Strukturen kaum gelingen wird. Zusammenarbeit zwischen Fachabteilungen, IT und Compliance wird dabei ebenso entscheidend sein wie die Kompetenzbündelung an zentraler Stelle.
Datenqualität bleibt Baustelle
Ein Thema, das wie ein roter Faden durch die Studie läuft, ist die Datenqualität. Fehlerhafte oder unvollständige Daten haben nicht nur Auswirkungen auf die Einhaltung regulatorischer Vorgaben, sondern können auch strategische Entscheidungen verzerren. Zwar hat die Hälfte der Banken in den vergangenen fünf Jahren Fortschritte bei der Datenqualität gemacht. Doch bleibt das Thema auch künftig ganz oben auf der Agenda.
Die Anforderungen durch BCBS 239 – einen vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht formulierten Standard zur Risikodatenaggregation und Berichterstattung – sind hoch und bleiben es. Die Studie zeigt, dass viele Institute bislang lediglich kurzfristig auf erkannte Datenmängel reagieren.