Wie grün ist grün?

Echter Impact nur mit aktivem Ansatz

Wie grün ist grün?

Bram BosFondsmanager Green Bonds bei NN Investment PartnersWie grün ist grün? Mit dieser Frage sind alle Anleger konfrontiert, die in die zunehmende Vielfalt nachhaltiger Fonds investieren möchten. Trotz ihres Namens gilt diese Frage auch für grüne Anleihen. Denn das Label “grüne Anleihe” kann sich jeder Emittent selbst geben. Dies ist einer der Gründe, warum aktives Management bei Investitionen in diese Anlageklasse eine wichtige Rolle spielt.Der Markt für grüne Anleihen ist innerhalb von nur fünf Jahren seit 2014 von 17 Mrd. auf heute 440 Mrd. Euro gewachsen. Die mittlerweile große Emittentenbasis hat dazu beigetragen, dass sich grüne Anleihen als eigenständige Anlageklasse etabliert haben. Sie ist für alle Investoren relevant, die auch einen ökologischen Impact erzielen möchten.Die Kennzeichnung im Bereich der grünen Anleihen ist nicht reguliert, und manche Unternehmen emittieren grüne Anleihen, ohne die Absicht zu haben, ihr Geschäftsmodell wirklich in Richtung mehr Nachhaltigkeit zu verändern. Dazu ein Beispiel aus dem Transportsektor. NN Investment Partners (NN IP) ist seit vier Jahren im Markt für grüne Anleihen aktiv. In dieser Zeit haben wir erlebt, dass Eisenbahnunternehmen grüne Anleihen zur Finanzierung von CO2-armen Transportlösungen emittiert haben, während der Transport fossiler Brennstoffe weiter ein wesentlicher Teil ihres Geschäfts ist – und bleiben soll. Obwohl die Erlöse aus den grünen Anleihen für nachhaltige Projekte verwendet werden, stellt sich die Frage, wie grundlegend grün das Unternehmen tatsächlich ist. Für Impact-Investoren im Fall der Eisenbahn nicht grün genug. Anbieter grüner Anleiheindizes neigen dazu, bei der Analyse, ob eine grüne Anleihe für den Index geeignet ist, nur die ökologische Seite der Projekte zu betrachten, die durch die Anleihe finanziert werden. Wenn in einem grünen Anleihefonds daher nur der Index nachgebildet wird, ist für Anleger das Risiko höher, Opfer von Greenwashing zu werden. Umgekehrt können aktive Fondsmanager auch gute grüne Neuemissionen zeichnen, während passive Investoren warten müssen, bis die Anleihe am Sekundärmarkt erhältlich ist und Teil des Index wird.Im Bereich des Impact-Investing ist der Dialog des Fondsmanagements mit den Emittenten entscheidend. Dieses Engagement ermöglicht ein besseres Verständnis für ein Unternehmen und verhindert, dass Anleihen gekauft werden, die nicht so grün sind, wie sie zunächst erscheinen. Zudem kann das Engagement die Unternehmen darin unterstützen, ihre Geschäftsabläufe nachhaltiger auszurichten und auch transparenter über ESG-Themen zu reporten. Wir veröffentlichen beispielsweise in unserer Green-Bond-Strategie die vermiedenen CO2 Emissionen der Projekte pro investierter Million Euro: Bei seinem Anlagevolumen von über 1 Mrd. Euro spart der Fonds jährlich über 547 000 Tonnen CO2 ein. Das entspricht den durchschnittlichen Emissionen von 214 000 Pkw. Darüber hinaus verfolgen wir, ob die grünen Anleihen dazu beitragen, die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zu erreichen.Noch ein letzter Punkt: Französische Emittenten machen aktuell fast 31 % des MSCI Euro Green Bond Index aus, 12,5 % entfallen alleine auf die Republik Frankreich. Das bedeutet, dass Fonds, die durch eine Benchmark beschränkt sind, mehr als ein Zehntel ihres Kapitals in einen einzigen Emittenten investieren. Aktive Fondsanbieter können hingegen deutlich stärker diversifizierte Portfolios konstruieren und auf die Anleihen setzen, die das beste Potenzial besitzen – aus Rendite- und Impact-Perspektive.