SERIE: NACHHALTIGKEIT IM FINANZSEKTOR (TEIL 22) - DER FINANZSEKTOR WIRD GRÜNER

Wie nachhaltige Anlagen Banken beeinflussen

Börsen-Zeitung, 16.2.2018 Bereits im Jahr 2013 hatte Oekom Research erstmals untersucht, welchen Einfluss die Anforderungen des nachhaltigen Kapitalmarktes auf die Nachhaltigkeitsleistungen der Unternehmen haben. Demzufolge wurde bei jeder dritten...

Wie nachhaltige Anlagen Banken beeinflussen

Bereits im Jahr 2013 hatte Oekom Research erstmals untersucht, welchen Einfluss die Anforderungen des nachhaltigen Kapitalmarktes auf die Nachhaltigkeitsleistungen der Unternehmen haben. Demzufolge wurde bei jeder dritten der befragten Firmen deren generelle Unternehmensstrategie durch Anfragen von Nachhaltigkeitsanalysten beeinflusst, während es bei einem weiteren Drittel die jeweiligen spezifischen Nachhaltigkeitsstrategien waren. 30 % der befragten Unternehmen gaben zudem an, dass sich die Ergebnisse der Nachhaltigkeitsratings auf die Vergütungen des Managements auswirken.Seitdem hat sich einiges getan. Aspekte der Nachhaltigkeit spielen heute an den Kapitalmärkten eine zunehmend wichtige Rolle. Investoren setzen verstärkt auf die Umsetzung umweltbezogener, ethischer und sozialer Überlegungen bei ihren Anlageentscheidungen. Die Motivation dahinter ist klar: Die wachsende empirische Erkenntnis zeigt, dass Nachhaltigkeitskriterien dabei helfen können, bestimmte Investitionsrisiken zu vermeiden und Anlagemöglichkeiten besser zu nutzen. Darüber hinaus stehen Investoren zunehmend vor regulatorischen Anforderungen, Nachhaltigkeitskriterien in ihren Investitionsprozessen umzusetzen. Beispiele dafür sind etwa die Richtlinien zur betrieblichen Altersvorsorge (IOPRS), die Aktionärsrechterichtlinie (SRD II) auf europäischer Ebene oder Artikel 173 des Energiewende-Gesetzes für grünes Wachstum in Frankreich. Mehr NachhaltigkeitsreportsAber auch die Unternehmen lassen dem Thema Nachhaltigkeit inzwischen mehr Bedeutung zukommen, was allein schon an der Zunahme beim Unternehmensreporting sichtbar wird. So enthält die Global Reporting Initiative als größte weltweite Datenbank zur Nachhaltigkeitsberichterstattung bereits mehr als 42 500 Nachhaltigkeitsberichte von fast 11 000 Organisationen. Aufgrund dieser vielfältigen Entwicklungen führte Oekom Research eine neue und erweiterte Studie durch, die im Oktober 2017 unter dem Titel “Oekom-Impact-Studie 2017” vorstellt wurde. Im Kontext dieser Studie wurde der “Impact” definiert als der Einfluss, den die nachhaltigen Kapitalmärkte auf Unternehmen haben. Ihr Anliegen ist es dabei, eine Veränderung der Realwirtschaft zu bewirken, um eine nachhaltige Entwicklung sowohl in umweltbezogener als auch sozialer Hinsicht zu fördern. Agenturen fallen ins GewichtOekom Research hatte insgesamt 3 660 Unternehmen eingeladen, an der Impact Studie 2017 teilzunehmen, wobei 475 (13 %) der Unternehmen der Einladung folgten. 81 der befragten Unternehmen (17 %) stammen aus dem Banken- und Finanzsektor. Für 71 dieser Unternehmen (15 % der insgesamt Befragten) – zu denen die Antworten zurück verfolgt werden können – liefert Oekom die nachfolgenden branchenspezifischen Auswertungen. Die Bandbreite reicht hier von öffentlichen, Geschäfts- und Entwicklungsbanken bis hin zu Vermögensverwaltern und Börsen. Verschiedene EinflussfaktorenBei der Frage, welche Aspekte das eigene Unternehmen motiviert haben, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen, zählten Nachhaltigkeitsratingagenturen und ihre Anfragen zu den meistgenannten Gründen. Waren es in der Gruppe aller Befragten 61,3 %, so lag die Quote bei den Banken und Finanzunternehmen mit 69 % sogar noch deutlich höher. Der Einfluss gesetzgebender Institutionen/Behörden als weiterer möglicher Nachhaltigkeitsmotivator rangiert an zweiter Stelle. Sie werden von 56,3 % der Finanzunternehmen als treibender Faktor angesehen. An dritter Stelle stehen Nachhaltigkeitsanforderungen, die von den jeweiligen Kunden gestellt werden. Sie gehören für 58 % der Finanzunternehmen und 60,3 % aller befragten Unternehmen zu den Motivatoren in Sachen Nachhaltigkeit, wobei sie bei den Finanzunternehmen zukünftig stark an Einfluss gewinnen werden (69 %). Die Studie zeigte darüber hinaus, dass auch andere Faktoren gegenüber dem Vergleichsjahr 2013 an Bedeutung gewonnen haben und diese nun entsprechend als Treiber für Nachhaltigkeit genannt werden. So liegen die Nachhaltigkeitsanforderungen der Banken und Finanzinstitute, die sie selbst als Akteure innerhalb der Kapitalmärkte gegenüber Unternehmen aller Branchen stellen, bei 38 % und damit gleichauf mit den Ansprüchen, die Aktionäre in Bezug auf Nachhaltigkeit äußern. Die wachsende Bedeutung der Aktionärsanforderungen zeigte sich noch klarer gegenüber den Finanzunternehmen.Obwohl Unternehmen mit dem Oekom Prime Status in der Umfrage überproportional vertreten waren – 35 % der Befragten haben Prime Status, während die Prime-Quote im gesamten Ratinguniversum für industrialisierte Länder bei knapp über 16 % und für nichtindustrialisierte Länder bei 5 % liegt – ist es bemerkenswert, dass der Anteil der Antworten der Non-Prime-Unternehmen bei sehr hohen 65 % liegt und damit eine sehr realistische Aussage über das bewertete Portfolio zulässt. Wichtig für die EntwicklungTrotz des geringeren Anteils an Unternehmen mit guten oder sehr guten Ratings gaben 89 % der Befragten an, dass ein positives Nachhaltigkeitsrating für ihr Unternehmen ziemlich oder sehr wichtig ist, wobei dieser Anteil bei Finanzunternehmen mit 97 % nochmals deutlich höher liegt.Insgesamt erachteten 92 % der Befragten das Thema der Nachhaltigkeit als ziemlich oder sehr wichtig für ihre zukünftige Unternehmensentwicklung, wobei auch hier die Finanzunternehmen mit 94 % einen etwas höheren Prozentsatz verzeichneten.Rund 93 % der von Oekom befragten Unternehmen waren sich einig, dass die Kommunikation mit nachhaltigkeitsorientierten Finanzmärkten wichtiger werden wird, wobei 80 % der Befragten angaben, dass Nachhaltigkeitsaspekte in der eigenen Unternehmensführung für klassische Banken und Investoren an Bedeutung zunehmen werden. 62 % der Befragten gaben an, bereits Informationen zum Nachhaltigkeitsmanagement in ihre allgemeine Finanzmarkt-Kommunikation zu integrieren. Zudem erachteten 78 % der Befragten die Aufnahme von Nachhaltigkeits-Fonds oder Indizes als ziemlich oder sehr wichtig. Der Trend ist klarDer allgemeine Trend ist klar: der Einfluss des nachhaltigen Kapitalmarktes auf das Management und die Geschäftstätigkeiten von Unternehmen im Allgemeinen sowie auf die Unternehmen des Banken- und Finanzsektors im Besonderen wird weiterhin wachsen. Auch die Kundenanforderungen, denen sich Banken und Finanzinstitute stellen müssen, werden ebenso dazu beitragen, dass diese ihre Nachhaltigkeitsanstrengungen verstärken werden. In diesem Zusammenhang spielen positive Nachhaltigkeitsratings eine noch wichtigere Rolle als für andere Branchen. Dabei wird die Messbarkeit sowohl für Investoren als auch für Unternehmen zu einem entscheidenden Aspekt. Je besser sich Nachhaltigkeitsthemen in konkrete, messbare Kriterien übersetzen lassen, desto größer wird deren Akzeptanz bei den Unternehmen sein. Dabei wird auch eine einheitlichere Berichterstattung immer wichtiger werden – sowohl als Entscheidungsgrundlage für Investoren, als auch als Vergleichsmaßstab und Benchmark-Instrument für Unternehmen.—-Dieter Niewierra, Media & Communications Lead Oekom Research—-Zuletzt erschienen:- Der globale Mikrofinanzsektor hat Zukunft (14. Februar)- China mausert sich zum grünen Riesen (13. Februar)- Vorsorgekassen als Initiatoren (10. Februar)- EU-Parlament nimmt Stranded Assets ins Visier (9. Februar)