Wilhelm von Haller 65
Von Bernd Wittkowski, FrankfurtEinmal vom Corporate Banker zum Privatbankier und zurück: Gerade die letzten Etappen seiner drei Jahrzehnte in den Diensten der Deutschen Bank waren für Wilhelm Freiherr von Haller, sagen wir mal, abwechslungsreich. Wenn auch nicht immer im Sinne von “unterhaltsam”. Zu Weihnachten 2009 bescherte ihn sein Arbeitgeber mit dem Vorstandsvorsitz des Bankhauses Sal. Oppenheim, das die Blauen für rund 1 Mrd. Euro übernommen und dadurch vor dem Untergang bewahrt hatten. Bis zum Frühjahr 2013 machte von Haller, der am Dienstag sein 65. Lebensjahr vollendet, bei der vormals größten Privatbankgruppe Europas den Krisenmanager. Vier Jahre später verlässt gerade sein Nachfolger Wolfgang Leoni die dortige Dauerbaustelle – schnelllebige Zeiten!Von Haller, dessen Berufsweg 1980 bei der BayernLB begonnen hatte, war nach dem Kölner Abenteuer als Leiter des neu formierten Bereichs Privat- und Firmenkunden in die Konzernzentrale nach Frankfurt zurückgekehrt. Im September 2015 legte er seine Ämter als Co-Head der Sparte und als Mitglied von deren Global Executive Committee nieder. Bis Ende vergangenen Jahres blieb er dann noch als Mittelstandsexperte beratend für Vorstandsmitglied Christian Sewing tätig.Sucht man nach den Konstanten im Berufsleben des Wilhelm von Haller, springen neben der jahrzehntelangen Verbundenheit mit der Deutschen Bank die sehr engen Beziehungen zum Mittelstand ins Auge. Diese vielfältigen Verbindungen bestehen auch unabhängig von einer Funktion für die Deutsche Bank bis heute weiter und manifestieren sich nicht zuletzt in einer Reihe von Aufsichtsrats- und Beiratsmandaten. Nur kurz in der GewinnzoneSo ist von Haller Aufsichtsratsvorsitzender beim Familienunternehmen Nolte Küchen und gehört dem Kontrollgremium des Medizintechnikunternehmens Aesculap sowie dem Unternehmensbeirat der Hotelgruppe Althoff an, um nur einige Beispiele zu nennen. Der in besonderer Weise durch seine Aufgabe bei Sal. Oppenheim vertiefte Bezug zur Vermögensverwaltung erfährt derweil im Aufsichtsrat des zur Familie Harald Quandt gehörenden HQ Trust eine Fortsetzung. Die Bad Homburger bezeichnen sich als eines der ältesten und größten unabhängigen Multi Family Offices in Deutschland.Der passionierte Segler hatte das leckgeschlagene und in schwere Schieflage geratene Schiff Sal. Oppenheim wieder aufgerichtet. Dass etliche zuvor davongelaufene Kunden mit ihrem Vermögen zu der Bank zurückkehrten, war in hohem Maße seinem persönlichen Einsatz und seiner Vertrauenswürdigkeit zu verdanken. Denn dem gebürtigen Münchener, so schrieben wir bei früherer Gelegenheit, würde man auch anstandslos einen Gebrauchtwagen abkaufen. 2012 attestierte die Deutsche Bank der Tochter, deren Neuausrichtung sei “sehr gut vorangekommen”, Kosten und Risikopositionen seien zurückgeführt und die Gewinnzone wieder erreicht worden.Doch das war nicht von Dauer. Zuletzt hat die Privatbank ihr Vorsteuerergebnis für 2015 einmal mehr in roten Zahlen ausgewiesen: – 123 (i.V. – 179) Mill. Euro. Dabei hatte der frühere Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann von Sal. Oppenheim schon für 2014 einen (positiven) Beitrag von 100 bis 150 Mill. Euro zum Vorsteuergewinn des Konzerns erwartet! Aber das Traditionshaus leidet enorm unter seinen – nicht zuletzt juristischen – Altlasten. Zahlen für 2016 liegen noch nicht vor. Der radikale Umbau in Köln geht unterdessen weiter oder wird sogar noch forciert (vgl. Bericht auf Seite 2).