Philippe Donnet, Generali

„Wir haben 2,3 Mrd. Euro für Übernahmen“

Nach sehr stabilen Zahlen rechnet die italienische Versicherung Generali 2021 mit einer weiteren Erholung. CEO Philippe Donnet sagte der Börsen-Zeitung, er plane Übernahmen in Deutschland und setze stark auf den Ausbau des Assetmanagements. Die Aktionäre sollen 2020 in zwei Tranchen 2,3 Mrd. Euro erhalten.

„Wir haben 2,3 Mrd. Euro für Übernahmen“

bl Mailand

Die italienische Versicherungsgruppe Generali hat 2020 trotz des schwierigen Umfelds mit sehr stabilen Zahlen abgeschlossen. CEO Philippe Donnet sagte im Ge­spräch mit der Börsen-Zeitung, die Gruppe sei sehr gut aufgestellt, um alle Ziele des Geschäftsplans „Generali 2021“ zu erreichen. Der Aktienmarkt reagierte positiv auf die Zahlen: Das Papier zog um 0,8% auf 16,76 Euro an.

Donnet setzt auf weiteres Wachstum, vor allem im Asset Management, dessen Einnahmen 2020 ge­gen­über 2019 um 22,2% auf 993 Mill. Euro und dessen operativer Gewinn um 28,5% auf 546 Mill. Euro gestiegen sind. Die Assets under Management sind auf 664 (i.V. 630) Mrd. Euro gewachsen, unter anderem durch den Ausbau der Multi-Boutique-Plattform mit einem starken Schwerpunkt auf nachhaltige Anlagen und der Gewinnung von Drittkunden. Generali hat auch kleinere Akquisitionen getätigt und plant weitere Übernahmen.

Der CEO hat neben Italien und Frankreich vor allem Deutschland im Visier, den zweitgrößten Einzelmarkt des Versicherers. „Nach der Übernahme der Axa-Versicherung in Griechenland haben wir noch 2,3 Mrd. Euro für Übernahmen zur Verfügung. In Deutschland sind wir an Akquisitionen in den Bereichen P&C (Schaden), Leben und Absicherung, Krankenversicherung und Assetmanagement interessiert“, sagt Donnet. „Das hängt von den Opportunitäten ab. Was uns nicht mehr interessiert, sind klassische Sparprodukte mit Garantien.“ 2020 hat Generali in Deutschland eine Combined Ratio von 86 (89,2)% und einen Betriebsgewinn von 905 Mill. Euro (+9%) erreicht. Außerhalb Europas blickt Generali nach Asien.

Draghi findet Zustimmung

Sehr positiv beurteilt Donnet die Er­nennung Mario Draghis zum italienischen Ministerpräsidenten. „Die Märkte vertrauen ihm und damit auch Italien. Das ist auch für uns sehr positiv“, sagt er. Der Spread zwischen deutschen und italienischen Bonds ist seither deutlich gesunken. Der Versicherer hat 61 Mrd. Euro an italienischen Staatstiteln im Bestand und sieht nun eine klare Priorität in der richtigen Verwendung der Mittel des Europäischen Wiederaufbauprogramms.

2020 konnte Generali bei stabilen Prämieneinnahmen (siehe Tabelle) ein Rekord-Betriebsergebnis von 5,2 Mrd. Euro einfahren. Das Lebengeschäft profitierte von der Stabilisierung der Finanzmärkte in der zweiten Jahreshälfte, das Schadengeschäft von einer niedrigeren Schadenquote. Unter dem Strich stand aber mit 1,7 Mrd. Euro ein Nettogewinn, der um 34,7% unter der Vorjahreszahl lag. Grund dafür waren Einmaleffekte und Wertminderungen auf Investitionen, die vor allem in der ersten Jahreshälfte anfielen. Bereinigt um diesen Faktor, die Einrichtung eines außerordentlichen internationalen Coronafonds sowie Sonderfaktoren wie Kosten für die Beilegung eines Rechtsstreits in der Schweiz weist Generali ein bereinigtes Konzernergebnis von 2,1 Mrd. Euro (−12,7%) aus. Dank einer Kapitalthesaurierung von 4 Mrd. Euro kam die Versicherung zum Jahresende auf eine Solvency Ratio von unverändert 224%, die bis Ende Februar auf 228% stieg. Die Combined Ratio wurde auf 89,1 (92,6)% reduziert.

Die Ergebnisse stimmen Donnet zuversichtlich, 2,3 Mrd. Euro an die Aktionäre ausschütten zu können. Die erste Dividenden-Tranche für 2020 von 1,01 (0,96) Euro je Aktie soll im Mai gezahlt werden, die zweite von 0,46 Euro für 2019 Ende Oktober – vorbehaltlich der Zustimmung der Versicherungsaufsicht. „Ich bin an­gesichts unserer sehr soliden Re­sultate und unserer sehr guten Kapitalausstattung sehr optimistisch, dass wir die zweite Tranche der Dividende im Oktober zahlen können“, sagt Donnet. Der CEO peilt eine Auszahlungsquote von 55 bis 65% an.

Auch um im Hinblick auf den neuen Strategieplan, der voraussichtlich Ende 2021 oder Anfang 2022 vorgestellt wird, schlagkräftiger zu sein, hat Donnet die Managementstrukturen stark umgebaut. „In der Krise wollten wir uns neu organisieren, um unsere Ziele zu erreichen. Wir haben die Strukturen vereinfacht und klarer organisiert, um Entscheidungsprozesse beschleunigen zu können“, so der CEO zur Begründung. Er verweist auf Herausforderungen wie die an­haltend niedrigen Zinsen.

Seit vergangenem Sommer ist Generali mit 24,4% größter Aktionär des Versicherers Cattolica. „Wir haben strategische Partnerschaften für die Bereiche Asset Management, Krankenversicherung, Rückversicherung und Internet der Dinge ge­schlossen, die derzeit umgesetzt werden. Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung.“ In Italien wird spekuliert, Generali könnte ein Übernahmeangebot planen.

Generali Assicurazioni
Kennzahlen nach IFRS
in Mill. Euro 20202019
Brutto-Beitrags­einnahmen 70704 69785
Lebensversicherung4855748260
Schadenversicherung2214721526
Konsolidiertes Betriebsergebnis  5208 5192
Lebensparte26273129
Schadensparte24562057
Assetmanagement546425
Nettogewinn17442670
Combined Ratio (%) 89,192,6
Solvabilitäts­ko­effiz. (%)  224 224
Dividende je Aktie in Euro1,470,50
Börsen-Zeitung