Im Gespräch:Thomas Ullrich, DZ Bank

„Wir haben im Zahlungsverkehr alles auf eine Plattform gebracht“

Im Zahlungsverkehr verfolgt die DZ Bank das Gegenmodell zum Outsourcing: Alles auf eine Plattform gebracht zu haben, sei ein Schritt mit strategischer Bedeutung, so DZ-Bank-Vorstand Thomas Ullrich im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. "Wir wollen ein Payment Provider werden nicht nur für die rund 700 genossenschaftlichen Institute, sondern auch für viele weitere Banken außerhalb des Sektors."

„Wir haben im Zahlungsverkehr alles auf eine Plattform gebracht“

IM GESPRÄCH: THOMAS ULLRICH

„Wir haben alles auf eine Plattform gebracht“

Der für den Zahlungsverkehr verantwortliche DZ-Bank-Vorstand vermeldet eine erfolgreiche Migration – Payment Provider für Banken außerhalb des Sektors

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Bei der DZ Bank läuft der Ausbau der Zahlungsverkehr-Aktivitäten auf vollen Touren. „Wir haben alles von Instant Payment, Sepa und Request to Pay bis hin zum Auslandszahlungsverkehr auf eine neue Plattform gebracht. Das ist für uns ein Schritt mit strategischer Bedeutung, denn die DZ Bank will ein Payment Provider werden, nicht nur für die rund 700 genossenschaftlichen Institute, sondern auch für viele weitere Banken außerhalb des Sektors," so der den Zahlungsverkehr verantwortende DZ-Bank-Vorstand Thomas Ullrich im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Das ist für uns ein Schritt mit strategischer Bedeutung, denn die DZ Bank will ein Payment Provider werden, nicht nur für die rund 700 genossenschaftlichen Institute, sondern auch für viele weitere Banken außerhalb des Sektors.

Thomas Ullrich

Gegenmodell zum Outsourcing

Damit verfolgt das genossenschaftliche Spitzeninstitut ein Gegenmodell zum Outsourcing, das von vielen Banken im kapitalintensiven Payment-Geschäft betrieben wird. Vor allem die Commerzbank hatte in den letzten Jahren eine Zahlungsverkehrsaktivität nach der anderen an Dienstleister vergeben. Das ist im Grunde verständlich, hatten Daten aus der Branche doch kürzlich gezeigt, dass Banken und Payment Service Provider alleine für den Aufbau von Instant-Payment-Infrastruktur 10 Mrd. Euro investiert haben.

Konto als Ankerprodukt

Die DZ Bank hatte schon frühzeitig angefangen, Instant Payment umfangreich aufzusetzen, besteht damit Ullrich zufolge doch die Chance, das Konto als Ankerprodukt mit einem weiter digitalisierten Zahlungsverkehr zu verbinden. „Um damit zukunftsfähig zu sein, haben wir die bislang größte Payment-Migration im europäischen Sektor gestemmt - ohne dass davon etwas nach außen gedrungen wäre. Im Oktober sind die Arbeiten daran vollständig abgeschlossen und dann haben wir einen echten Wettbewerbsvorteil, lassen sich große Kunden in einem immer komplexeren Zahlungsverkehr doch sehr viel besser über eine integrierte Plattform onboarden.“ Bei der Infrastruktur war die DZ Bank bislang zum Teil über Equens Worldline gegangen.

Wir haben dann einen echten Wettbewerbsvorteil, lassen sich große Kunden in einem immer komplexeren Zahlungsverkehr doch sehr viel besser über eine integrierte Plattform onboarden.

Thomas Ullrich

Außerdem sieht sich die DZ Bank mit modernisierter Infrastruktur nun gerüstet, um das Portfolio auch über M&A zu erweitern. Man habe schon die eine oder andere Transaktion in der Pipeline und plane, sowohl bei Technologie zuzukaufen als auch weitere europäische Märkte in Angriff zu nehmen, so Ullrich. Das könne auch in der Peripherie sein, da gäbe es häufig bessere Margen.

Payment liefert als Profitcenter in der genossenschaftlichen Gruppe

Dass die DZ Bank den Zahlungsverkehr als strategischen Kern stärkt, ist nur logisch, wenn man weiß, dass dieser Bereich einen sehr wertvollen Beitrag in der genossenschaftlichen Finanzgruppe liefert: Payment steht für 3 Mrd. Euro der Provisionserträge, die wiederum 40% der Erträge bei den Genossenschaftsbanken ausmachen. Vor gut zehn Jahren seien es noch 1,8 Mrd. Euro gewesen, sagt Ullrich. Das dokumentiert, was für eine rasante Entwicklung der Zahlungsverkehr an sich genommen hat - und wie es gelungen ist, das als Profitcenter zu etablieren. Bislang werden von der DZ Bank 9,9 Milliarden Transaktionen im Jahr abgewickelt, was über die neue Plattform weiter zunehmen wird.

Wie Girocard bei EPI integrieren?

Angelaufen sind die Peer-to-Peer-Zahlungen über Wero, der im Aufbau befindliche Zahlungsdienst der European Payment Initiative (EPI). Für den Herbst kündigt Ullrich eine große Kampagne an, werde dann doch mit WeroP2Pro der Dienst für Kleingewerbetreibende gestartet, was ein Meilenstein sei. Im Sommer 2025 soll dann der große E-/M-Commerce-Marktstart stattfinden. Die Endstufe wäre eine Lösung am Point of Sale. Es gäbe auch bereits Überlegungen, wie sich die Girocard dann bei EPI integrieren lasse, sagt Ullrich. Die bei EPI engagierten deutschen Banken sind daran interessiert, mit dem Girocard-System die Reichweite in Europa und damit die Karten-Akzeptanz für ihre Kunden zu erhöhen.

Es drohen Konflikte von EPI und Digitalem Euro

Perspektivisch sieht Ullrich einen Konflikt zwischen EPI und dem von der EZB geplanten Digitalen Euro heraufziehen. Denn dieser ist nicht nur als Zahlungsmittel, sondern auch als eigenständige Zahlungsart vorgesehen, was für die Implementierung bedeutet, dass dieser als sogenanntes Scheme über alle Wertschöpfungsketten integriert werden muss - bis hin zum Händler. Bei dem will aber schon EPI als Scheme ab Mitte 2025 landen.

Zudem ist bislang vorgesehen, dass der Digitale Euro für den Verbraucher kostenlos sein soll - und im Handel wird klassischerweise mit sehr dünnen Margen kalkuliert. Da bleibt den Banken bei derzeitigen Interchange-Gebühren wenig Spielraum. Noch aber ist weder die Einführung, geschweige denn die Ausgestaltung des Digitalen Euro im politischen Prozess beschlossen. Bei den Konsultationen zum Digitalen Euro in Brüssel dürfte es erst ab Anfang 2025 wieder so richtig losgehen, wenn Polen die Ratspräsidentschaft von Ungarn übernimmt.

Entgeltgleichheit ein Problem

Bei Instant Payment hadert Ullrich mit zwei grundsätzlichen Dingen: Zum einen sei absehbar, dass Institute in einigen Ländern mit Ablauf der Umsetzungsfristen noch nicht bereit wären für das volle Programm - im Zahlungsverkehr müssen Sender und Empfänger aber synchron laufen. Zum anderen sei die in der Verordnung festgelegte Entgeltgleichheit zu Sepa-Transaktionen ein Problem, da man so unmöglich den Aufwand für den Aufbau der Infrastruktur wieder einspielen könnte.

Es wäre zunächst hilfreich und angemessen, wenn die Betragsobergrenze von 100.000 Euro pro Transaktion wegfällt.

Thomas Ullrich

Ullrich ist nicht der erste Payment-Spezialist der auf das Vergütungsproblem in der Instant-Payment-Verordnung hinweist. Sein Vorschlag: „Es wäre zunächst hilfreich und angemessen, wenn die Betragsobergrenze von 100.000 Euro pro Transaktion wegfällt. Damit wäre größeren Firmenkunden geholfen und wir könnten dann die Freiheit bekommen, für solche Transaktionsarten eine erhöhte Vergütung zu erhalten.“

Während die Commerzbank beim Zahlungsverkehr einen Outsourcing-Ansatz verfolgt, betreibt die DZ Bank ein Insourcing. Bei dem genossenschaftlichen Spitzeninstitut läuft künftig alles über eine Plattform. Diese soll auch über M&A abgerundet werden, so Thomas Ullrich im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.