ANLEIHEN

"Wir halten viel von Banken"

Interview mit Tobias Spies

"Wir halten viel von Banken"

Herr Dr. Spies, wie stehen die Chancen für Unternehmensanleihen angesichts der wahrscheinlich auch in Europa bald steigenden Zinsen?Das Risikoprofil klassischer Unternehmensanleihen ist unserer Ansicht nach mittlerweile nicht mehr attraktiv. Wir gehen zwar grundsätzlich davon aus, dass sich die Zinsen in der Eurozone noch eine Weile seitwärts bewegen werden. Angesichts der erwarteten geldpolitischen Maßnahmen der EZB, also der Reduzierung der Anleihekäufe, sehen wir aber durchaus die Gefahr, dass die allgemeinen Renditeniveaus und auch die Risiko-Spreads für Corporates steigen. Gibt es Unternehmensanleihen, für die Sie noch Potenzial sehen?Von Hochzinsanleihen halten wir uns mit wenigen Ausnahmen fern, hier werden die Risiken nicht mehr adäquat vergütet. Interessant sind unserer Ansicht nach hingegen Hybridanleihen. Bei den nachrangigen Anleihen kommt es wegen der Komplexität der Produkte häufig zu Ineffizienzen, und aus diesen Ineffizienzen erwachsen viele Chancen. Wie sieht es aus mit Emerging-Markets-Unternehmensanleihen?Schwellenländeranleihen sind grundsätzlich zwar auch interessant, hier sind aber die Währungsrisiken zu beachten. Die Volatilität der lokalen Währungen ist hoch. Die Schwankungen am Währungsmarkt sind generell, auch wegen der auseinanderdriftenden Geldpolitik, groß, wie wir zuletzt wieder gesehen haben. Und Währungsabsicherung ist zumindest bei den Lokalwährungen viel zu teuer. Für Privatanleger sind Fremdwährungsanleihen daher eher nicht zu empfehlen.Was sind die Vorteile eines aktiven Engagements in Unternehmensanleihen gegenüber ETF?Aktive Fonds können bei Investment Grade-Unternehmensanleihen kaum Mehrwert bieten, da punkten die kostengünstigeren ETF. Im High Yield- und im Hybrid-Bereich, also in komplexeren und weniger liquiden Märkten, ist das aber anders. Da gibt es zum einen für manche Segmente gar keine ETF, die diese Märkte wirklich nachbilden können, außerdem können aktive Fonds in schwierigen Situationen Risiken herausnehmen.Gibt es Branchen, die Sie besonders interessant finden?Wir halten nach wie vor sehr viel von Banken und Versicherungen. Die Branche ist durch die neue Regulatorik sehr viel sicherer geworden. Außerdem müssen die Unternehmen wegen der Eigenkapitalanforderungen neue Anleihen emittieren, alte werden im Gegenzug zurückgekauft. Wir konzentrieren uns auf die alten Anleihen, dort gibt es viel Potenzial. Tobias Spies, Leiter Fixed Income bei Huber, Reuss & Kollegen und Fondsmanager des Arbor Invest Spezialrenten