"Wir müssen hier wirklich vorankommen"

Der gewählte DSGV-Präsident mahnt Konsolidierungsschritte an - Digitalisierung soll zur Stärkung der Kundenbindung beitragen

"Wir müssen hier wirklich vorankommen"

In seiner Rede vor der Wahl an die DSGV-Spitze hat Helmut Schleweis einen “ersten Einblick” in seine bevorstehende Präsidentschaft gegeben. Digitalisierung, angemessene Regulierung, mehr Kräftebündelung und bessere Arbeitsteilung sind Kernthemen.ski Frankfurt – “Wirtschaftliche Solidität, Nähe zum Kunden und ein wertebasiertes Geschäftsmodell” sind für den gewählten neuen Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, die drei Säulen des Sparkassenwesens und bleiben nach seiner Überzeugung das Erfolgsmuster der Gruppe. Die Digitalisierung will er zur Stärkung der engen Kundenbindung der Öffentlich-Rechtlichen nutzen, aber auch zur schlankeren Produktion und kostengünstigeren, schnelleren Abwicklung von Geschäftsvorfällen. Das sagte Schleweis in einer Rede zu Beginn der außerordentlichen Mitgliederversammlung, mit der er sich als einziger Kandidat für das Amt an der Spitze einer der größten Finanzgruppen der Welt präsentierte. Der 63-Jährige wurde von den 22 Vertretern der regionalen Sparkassenverbände, der Landesbanken, der DekaBank und der kommunalen Spitzenverbände anschließend einstimmig gewählt. Auf Innovationen einlassenDigitalisierung bedeute häufig Disruption. Das beziehe sich nach seiner Vorstellung auf Verfahren, Dienstleistungen und viele Produkte. “Die Disruption darf sich aber niemals auf unsere Nähe zum Kunden beziehen. Sonst sind wir künftig keine Sparkassen mehr und werden ersetzbar”, so Schleweis. Er forderte von der Gruppe eine konsequente Umsetzung ihrer digitalen Agenda und eine größere Bereitschaft, sich auf Innovationen einzulassen. Es sei der richtige Weg, im Zahlungsverkehr, bei der technischen Infrastruktur und auf anderen Feldern der Digitalisierung hohe Investitionen zu tätigen. In diesem Zusammenhang bezeichnete er es als eines der wichtigsten Aufgabenfelder des DSGV, den Instituten konkrete Hilfestellung dafür zu bieten, mit überschaubarem Aufwand rechtssicher zu arbeiten, und sie auch konzeptionell darin zu unterstützen, sich erfolgreicher und ertragsstärker aufzustellen und sich dem Markt zu präsentieren.Das größte Potenzial für die Gruppe sieht der langjährige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Heidelberg und Bundesobmann der Sparkassen in der Weiterentwicklung des Verbundes, wobei sich dessen Mitglieder allerdings auch am stärksten gegenseitig selbst im Wege stehen könnten. Bei Debatten über “eventuell notwendige Konsolidierungsschritte” werde er sich als DSGV-Präsident nicht in die Rolle der Eigentümer begeben. “Sie haben die Verantwortung, das Notwendige zu tun”, sagte Schleweis, der es allerdings als seine Aufgabe ansieht, dazu zu motivieren, erforderliche Anstöße zu geben sowie Moderation und Koordination zu übernehmen. “Wir müssen hier wirklich vorankommen.”In Sachen Interessenvertretung nannte Schleweis in seiner Rede, mit der er erklärtermaßen keine vollständige Agenda präsentierte, sondern nur einen “ersten Einblick” in seine bevorstehende Präsidentschaft gab, beispielhaft die Diskussion über eine einheitliche europäische Einlagensicherung und das Thema “angemessene Regulierung” als große Herausforderungen. Die EU-Kommission forciere die Vergemeinschaftung der Sicherungssysteme, assistiert vom designierten Eurogruppenchef – dem portugiesischen Finanzminister Mário Centeno – und von der europäischen Aufsicht, sagte er. Bessere ArbeitsteilungDie Sparkassen müssten auch damit rechnen, dass dieses Thema unter der Überschrift “Europa stärken” ein wichtiger Punkt in möglichen Verhandlungen über eine große Koalition in Deutschland sein dürfte. Mit Blick auf die Eigenkapitalregeln Basel IV sagte er, man habe gerade hier erlebt, “dass über Regulierung ganz wesentlich internationale Interessenpolitik betrieben wird”. Die veränderte Methodik werde über die besonders betroffenen Landesbanken hinaus auch die Sparkassen berühren.Nach innen gerichtet rief Schleweis zu einer besseren Arbeitsteilung auf. Für die künftige Aufstellung des DSGV werde nach einer intensiven Ist-Analyse mit den Mitgliedern gerade ein Soll-Profil geformt, das auch den Wirtschafts- und Stellenplan von 2019 an prägen müsse. Die Mitglieder hätten sich verbindlich dazu bekannt, verbundübergreifend Mehrfacharbeiten abzuschaffen. Der DSGV werde künftig stärker eine strategisch koordinierende Rolle in der Gruppe einnehmen.”Die Zusammenarbeit mit den Regionalverbänden, den Girozentralen und allen weiteren Verbundpartnern sowie den kommunalen Spitzenverbänden wird enger werden. Sie muss aber auch produktiver werden”, so Schleweis.