„Wir nehmen Intermediäre wie Kreditkarten raus“
IM GESPRÄCH: FERDINAND DABITZ
„Wir nehmen Intermediäre wie Kreditkarten raus“
Der Ivy-Gründer plant einen globalen Rollout mit Konto-zu-Konto-Zahlungen – Preisvorteile für Online-Händler – Creandum und Valar Ventures sind investiert
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Das Payment-Fintech Ivy hat globale Ambitionen mit seinen auf Open Banking beruhenden Sofortzahlungen. Mit der PSD3-Umsetzung komme eine weitere Verbesserung der Banken-APIs, über die man für Konto-zu-Konto-Zahlungen gehe, so Ivy-Mitgründer Ferdinand Dabitz im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Kaum ein zweiter Bereich des Finanzmarktes ist in den vergangenen Jahren so minutiös auf frei zugängliche Infrastruktur hin reguliert worden wie der europäische Zahlungsverkehr. Die Verbindung von PSD-Verordnungen (Payment Service Directives) und Open-Banking-Schnittstellen eröffnet dabei Gelegenheiten für Start-ups wie das 2021 in München gegründete Payment-Fintech Ivy, das mit den sogenannten Konto-zu-Konto-Zahlungen (Account-to-Account, A2A) an den Markt ging. „Wir Gründer haben uns gefragt, was eigentlich das Minimum ist, um Geld von A nach B zu senden, und haben dann eine Tech-Idee entwickelt, mit welcher Verbindungsschiene das möglich sein könnte“, so Ferdinand Dabitz, einer der Ivy-Gründer im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Wir Gründer haben uns gefragt, was eigentlich das Minimum ist, um Geld von A nach B zu senden und haben dann eine Tech-Idee entwickelt, mit welcher Verbindungsschiene das möglich sein könnte.
Dabei fand Ivy schnell Zugang zu Risikokapital. Mitte 2023 erfolgte schon wenige Wochen nach der Seed-Finanzierung eine Series A mit Creandum und der zum Universum von Peter Thiel gehörenden Valar Ventures über 20 Mill. Dollar. Dass der interessiert war, liegt wohl an den erkennbar großen Chancen des Geschäftsmodells von Ivy, das die Gründer – neben Dabitz sind das Joshua Becker, Simon Wimmer und Peter Lieck – mit großen Ambitionen umsetzen wollen. „Wir beginnen in Europa und planen einen globalen Rollout, also auch Märkte wie Indien und Lateinamerika.
In Brasilien zum Beispiel gibt es mit PIX eine Instant-Payment-Infrastruktur, auf der Ivy gut aufsetzen kann. "Unser großer Vorteil ist, dass wir mit Konto-zu-Konto-Zahlungen Intermediäre wie Kreditkarten-Netzwerke rausnehmen. Mit unserem Ansatz verschaffen wir den Händlern Preisvorteile“, erklärt Dabitz den Ansatz des Fintechs.
Unser großer Vorteil ist, dass wir mit Konto-zu-Konto-Zahlungen Intermediäre wie Kreditkarten-Netzwerke rausnehmen. Mit unserem Ansatz verschaffen wir den Händlern Preisvorteile.
Qualität der Bank-APIs gut
Was derzeit läuft, ist das Onboarding von weiteren Payment-Service-Providern (PSPs) und großen Online-Händlern, womit Ivy ihre Reichweite und das Abwicklungsvolumen in Europa kräftig steigern dürfte. Mehr als 100 Unternehmen nutzen bereits Instant Payments von Ivy, zu den konkreten Volumina will sich Dabitz noch nicht äußern. Mit dem Zustand der Bank-APIs, die Ivy für den Kontenzugriff braucht, zeigt sich der Ivy-Gründer im Gegensatz zu Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski zufrieden. Ivy sei mit mehr als 90% der Banken in der EU verbunden, in Deutschland liege die Quote sogar bei 95%. „Mit der PSD3-Umsetzung kommt zudem ein sehr wirkungsvolles Element. Eingeführt werden Benchmarks für die API-Qualität, also Performance-Elemente, die Banken auf granularer Ebene erfüllen müssen. Sie werden die Interoperabilität und API-Anbindung deutlich verbessern und Transparenz schaffen.“
Im Grunde betreiben wir ein Firmenkundengeschäft, auch wenn die Anbindung dann in Retail-Zahlungen mündet, bei denen der Händler Geld spart, sobald er unsere Bezahllösung integriert hat.
Operativ geht Ivy über drei Drehkreuze in Berlin, London und Helsinki. „Im Grunde betreiben wir ein Firmenkundengeschäft, auch wenn die Anbindung dann in Retail-Zahlungen mündet, bei denen der Händler Geld spart, sobald er unsere Bezahllösung integriert hat. Soweit wir das im Moment sehen können, braucht ein Entwickler rund vier Wochen, um unsere Technologie bei seinem Händler zu integrieren – ein PSP hat es auch schon mal in wenigen Tagen geschafft. Das stimmt uns hoffnungsvoll, dass wir schnell skalieren können.“ Ivy dürfte beim Pricing sehr viel günstiger aufgestellt sein als die Kreditkartenkonzerne, die 1% bis 2% des Warenwertes für sich als Gebühr beanspruchen.
Die Masse macht’s
Im Payment-Geschäft gilt das Motto: Die Masse der Transaktionen bringt es – und da sollte Ivy mit ihrem schlanken Ansatz sehr tief bei den Gebühren gehen können. Allerdings befinden sich auch die Banken mit der verpflichtenden Einführung von Instant Payments und damit zusammenhängender Dienste wie Request-to-Pay und eben Konto-zu-Konto in den Startlöchern, um bei den Händlern zu punkten.
Für den Moment ausfinanziert
Für den Moment sei Ivy ausfinanziert, sagt Dabitz. Er kann sich aber vorstellen, mit weiteren Schritten der globalen Expansion zusätzliches Kapital aufzunehmen. Seit 2024 verfügt Ivy über eine Lizenz als Zahlungsinstitut durch ihre regulierte finnische Tochter Ivy Pay Oy und ist nun in 28 Ländern über das Passporting aktiv, wobei schon mehr als 5.000 Banken per Schnittstelle angebunden sind. Mit Sascha Bross verpflichtete Ivy kürzlich einen Compliance-Experten, der vom Geschäftskonten-Spezialisten Holvi kommt. Als Managing Director der in Helsinki ansässigen Ivy-Tochtergesellschaft soll Bross die regulatorische Seite in Europa abdecken.