Karsten Iltgen und Pascal Spano, Metzler

„Wir sind auf Qualität bedacht“

Das Bankhaus Metzler baut mit einer neuen Abteilung Corporate Solutions seine Kapitalmarktaktivitäten aus.

„Wir sind auf Qualität bedacht“

Christopher Kalbhenn.

Herr Spano, Ihr Haus hat einige Veränderungen im Geschäftsbereich Capital Markets vorgenommen. Was ist der Hintergrund?

Hintergrund ist nicht zuletzt Mifid II. Die Überarbeitung der Finanzmarktrichtlinie hat unter anderem zur Folge, dass Research von vielen Kunden nur noch genutzt werden darf, wenn sie einen Vertrag mit uns schließen und es überwiegend aus der eigenen Gewinn-und-Verlust-Rechnung separat bezahlen, während wir unser Research früher jedem institutionellen Investor kostenfrei zur Verfügung stellen konnten. Die Kunden sind dadurch deutlich selektiver geworden – und auch kostenbewusster.

Wie haben Sie auf diese Entwicklung reagiert?

Spano: Wir haben ein festes Bekenntnis zum Aktiengeschäft abgegeben. Es gab insofern nie Überlegungen, sich wegen kurzfristigem Ertragsdruck aus diesem Geschäft zurückzuziehen. Vielmehr haben wir uns die Frage gestellt, was wir tun können, um unsere Dienstleistungen für internationale Kunden noch wertvoller zu machen und gleichzeitig Kosten und Erträge nicht aus dem Blick zu verlieren. Wir sind der Auffassung, dass wir weiterhin Research von hoher Qualität produzieren müssen, um einer der ersten Ansprechpartner für deutsche Aktien weltweit zu bleiben. Daher machen wir auch keinerlei Abstriche an der Qualität des Research-Personals. Wir haben den Bereich sogar teilweise ausgebaut. Für einige deutsche Schlüsselindustrien finden Sie die führenden Experten in unserem Haus, und wir verlagern auch keinerlei Analysetätigkeit in Länder mit niedrigeren Lohnkosten. Denn als Spezialisten für deutsche Aktien halten wir es für wichtig, vor Ort präsent zu sein – neben Research übrigens auch mit unserer umfassenden Sales- und Trading-Expertise.

Wie viele Analysten arbeiten bei Ihnen?

Spano: In unserem Research beschäftigen wir 16 Analysten, davon zwölf Aktien- und Quant-Experten sowie vier Anleihe- und Währungsanalysten.

Iltgen: Das sind ganz überwiegend sehr erfahrene Analysten. Wir setzen auf umfangreiche Erfahrung und hohe Qualität, das halten wir für einen Schlüssel in der erfolgreichen Aktienanalyse.

Sie haben die Abteilung Corporate Solutions neu geschaffen. Mit welcher Zielsetzung haben Sie das gemacht?

Spano: Wir haben die Abteilung, die Herr Iltgen leitet, zu Beginn dieses Jahres neu aufgestellt. In der Abteilung – ein wichtiger Teil des Kerngeschäftsfelds Capital Markets – bündeln wir das kapitalmarktnahe Geschäft für Unternehmen.

Iltgen: Dabei handelt es sich überwiegend um primäres Aktien- und Anleihegeschäft. Wir haben den Bereich so genannt, weil wir Partner der Unternehmen in allen Fragen rund um den Kapitalmarkt sein wollen. Dabei kann es um Platzierungen gehen, aber auch um eine optimale Sichtbarkeit bei Investoren. Viele Banken haben die Coverage von kleineren und mittelgroßen Unternehmen eingestellt. Wenn diese börsennotierten Firmen beispielsweise kein ausreichendes Handelsvolumen aufweisen, kann das zu Problemen bei der kapitalmarktorientierten Finanzierung führen. Unter Umständen werden solche Unternehmen auch keine faire Bewertung mehr haben. Unser Ziel ist, eine holistische Antwort auf solche Problematik anzubieten.

Was ändert sich durch den neuen Bereich für das Bankhaus Metzler?

Iltgen: Das Thema Corporate Solutions ist für Metzler relativ neu. Allerdings hat die Bank sehr viele Anknüpfungspunkte. Unser Haus verfügt insgesamt über eine Fülle an guten, langjährigen Kontakten zu Unternehmen, die unter anderem auch im Kerngeschäftsfeld Corporate Finance seit vielen Jahren gewachsen sind. Das umfassende Netzwerk im deutschen Markt ist ein wichtiger Erfolgsvorteil. Research und Zugang zu Investoren waren ebenfalls schon immer vorhanden. Metzler ist eine feste Größe im Kapitalmarkt. Hinzu kommen erste erfolgreiche Transaktionen, wie etwa Ende 2020 eine Kapitalerhöhung für ABO Wind, einen Projektentwickler für Windkraft. Außerdem waren wir in Kooperation mit der Crédit Agricole auch sehr erfolgreich am Börsengang der Auto1 Group beteiligt. Es ist also schon einiges vorhanden. Die Idee ist, das Momentum mitzunehmen und das kapitalmarktorientierte Geschäft mit deutschen Unternehmen weiter auszubauen. Für uns ist es wichtig, das jetzt in der Breite noch bekannter zu machen.

Spano: Unser Ziel ist, noch mehr helfen zu können. In der Vergangenheit war das Bankhaus im klassischen ECM- und DCM-Geschäft eher zurückhaltend. Wir stoßen aber bei vielen Unternehmen auf großes Interesse und rege Nachfrage. Sehen wir in unserem ständigen Dialog mit institutionellen Anlegern dann auch den Investitionsbedarf, ist es nur folgerichtig, die beiden Enden zusammenzuführen. Es ergibt für uns Sinn, uns als Mittler zwischen Emittenten und Investoren zu positionieren, als Partner für Investoren und Unternehmen.

Welche Kriterien setzen Sie bei den Unternehmen an, die Sie betreuen?

Iltgen: Bei der Auswahl der Unternehmen sind wir auf Qualität bedacht, sowohl im Research als auch bei Platzierungen. Vielleicht handhabt das nicht jeder Wettbewerber gleich. Für uns ist das aber nicht diskutierbar. Wir sagen auch manchmal Nein, wenn wir den Eindruck haben, dass ein Unternehmen nicht das Richtige für unsere institutionellen Kunden ist.

Spano: Nichts ist für uns wichtiger als das Vertrauen unserer Kunden. Wir sind nicht auf kurzfristige Gewinne aus und lehnen daher kategorisch Geschäfte ab, die dieses Vertrauen möglicherweise gefährden könnten. Das Geschäftsmodell eines Unternehmens muss immer zuerst uns überzeugen.

Welche Schwerpunkte setzen Sie im Research?

Spano: In unserem Research betreuen wir aktuell ungefähr 100 Unternehmen. Wir haben ein All-Caps-Spektrum, das heißt, wir beobachten sowohl große als auch kleinere börsennotierte Unternehmen. Zuletzt haben wir die Small-Cap-Coverage deutlich ausgebaut. Unser Research verfügt über viele ausgewiesene Branchenexperten. Natürlich Jürgen Pieper, der seit über 30 Jahren die deutsche Instanz im Automobilsektor ist. Ähnlich erfahren haben wir aber auch wichtige Sektoren wie erneuerbare Energien, Telekom und Technologie oder den Finanz- und Immobiliensektor besetzt. Die Liste ließe sich fortführen, zeigt aber insgesamt nur, wie ernst uns das Bekenntnis zum Finanzplatz Frankfurt und der deutschen Kapitalmarktlandschaft ist.

Das Interview führte

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