Im GesprächTillmann Stenger, ILB

„Wir sind bereit, den nächsten Schritt zu gehen“

Die Investitionsbank des Landes Brandenburg ist mit einer Bilanzsumme von 15,6 Mrd. Euro die größte ostdeutsche Förderbank. Die ILB will künftig einen noch stärkeren Fokus auf eigene Kreditprogramme legen, die die grüne Transformation unterstützen. Begrenzt werden die Pläne durch die aktuelle Kapitalbasis.

„Wir sind bereit, den nächsten Schritt zu gehen“

Serie Förderbanken (8): TILLMANN STENGER im Gespräch

"Wir sind bereit, den nächsten Schritt zu gehen"

Die ILB, die größte ostdeutsche Förderbank, setzt auf noch mehr Transformationsfinanzierung – Dafür wäre aber eigentlich eine Kapitalerhöhung erforderlich

Von Andreas Heitker, Potsdam

Die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) hat es geschafft, seit ihrer Gründung kurz nach der Wende zur mittlerweile größten und wichtigsten Förderbank Ostdeutschlands aufzusteigen. Das hat neben dem erfolgreichen operativen Geschäft auch viel mit einigen Grundsatzentscheidungen der Anfangsjahre zu tun: So wurde in Potsdam das komplette Fördergeschäft des Landes in einem Institut konzentriert und dieses dann auch noch mit einer Vollbanklizenz ausgestattet. Neben dem klassischen Zuschussgeschäft einer Förderbank, das die ILB als Geschäftsbesorgung für die Landesregierung betreibt, konnte sie damit auch ein eigenes Fördergeschäft mit eigenen Kreditprogrammen aufbauen.

„Uns war es immer wichtig, die ILB im Fördergeschäft möglichst breit aufzustellen“, betont Tillmann Stenger im Gespräch. Der Volkswirt hat die Entwicklung der Bank von Anfang an begleitet und mitgestaltet und führt die ILB mittlerweile seit zehn Jahren als Vorstandsvorsitzender. Das Zwei-Säulen-Modell hat sich seinen Worten zufolge gerade für das Land Brandenburg, das seit 1990 einen tiefgreifenden Strukturwandel vollzogen hat, als sehr erfolgreich erwiesen. In den nächsten Jahren soll nun vor allem der Bereich mit den eigenen zinsverbilligten Förderkrediten weiter ausgebaut werden.

„Brandenburg steht erneut vor einer Transformation“, begründet Stenger diese strategische Entscheidung. „Deshalb wollen wir künftig einen noch stärkeren Fokus auf die Finanzierung von Transformationsprozessen im Energiesektor und bei Unternehmen legen. Es geht uns darum, die Energie- und Wärmewende mit eigenen Kreditprogrammen zu begleiten.“ Dass in diesem Bereich natürlich auch die KfW und Geschäftsbanken aktiv sind, ist dem 63-Jährigen bewusst. Er schätzt den Investitionsbedarf in den kommenden Jahren aber als so groß ein, dass für die grüne Transformation der Wirtschaft möglichst viele Finanzmittel bereitgestellt werden müssen.

Natürlich bleibt auch das klassische Zuschussgeschäft wichtig für das Bundesland, vor allem für die Braunkohleregion an der Lausitz. Diese erhält allein vom Land bis 2038 Finanzhilfen für den Strukturwandel von 3,6 Mrd. Euro, die über die ILB abgewickelt werden. Im Fokus steht auch die Region Schwedt an der Grenze zu Polen mit ihrer dortigen PCK-Raffinerie, die ja langfristig zu einer „Wasserstoffdrehscheibe“ werden soll. Stenger ist überzeugt, dass die Möglichkeiten seines Hauses bei der Transformationsfinanzierung noch längst nicht ausgeschöpft sind. „Wir könnten noch mehr machen, und wir wollen auch noch mehr tun“, sagt er im Gespräch. „Wir sind bereit, den nächsten Schritt zu gehen.“

Wie groß dieser Schritt allerdings werden kann, ist noch längst nicht klar. Denn es sieht so aus, als ob die ILB dazu eigentlich noch mehr Kapital benötigen würde. „Unsere Möglichkeiten und unsere Wirksamkeit im eigenen Förderkreditgeschäft hängen von unserer Kapitalausstattung ab“, räumt auch der Vorstandschef ein. In den vergangenen 30 Jahren ist es der Förderbank kontinuierlich gelungen, ihre Kapitalbasis aus eigenen Erträgen zu stärken. Das Startkapital bei Gründung betrug gerade einmal 102 Mill. Euro. Bis 2022 konnten die Eigenmittel dann aus eigener Kraft auf 714 Mill. Euro versiebenfacht werden. Die Bank hat heute eine Kernkapitalquote von 18%. „Die Stärkung unserer anrechenbaren Eigenmittel über die Jahre hat uns einen kontinuierlichen Aufbau unseres Kreditgeschäftes ermöglicht“, weiß Stenger. „Die Frage wird sein, ob das organische Wachstum des Kapitals ausreicht, um im Land Brandenburg alle Herausforderungen der Transformation erfüllen zu können.“ Wünschen würde sich die ILB nach Stengers Worten deshalb eine stärkere Risikoteilung mit dem Land durch Haftungsfreistellungen.

Entscheiden müssten über eine Kapitalspritze im Endeffekt die beiden Gesellschafter: das Land Brandenburg sowie die NRW.Bank, die ebenfalls 50% der Anteile hält sowie vier Sitze im Verwaltungsrat hat. Die Beteiligung der Rheinländer ist auf die Aufbauhilfe im Zuge der ILB-Gründung zurückzuführen. Auf ihr ursprünglich eingezahltes Kapital erhalten die beiden Gesellschafter heute regelmäßig Ausschüttungen von etwa 6%, also jährlich je 3 Mill. Euro. Dass Ergebnisse ausgeschüttet werden, ist längst nicht für jede Förderbank selbstverständlich.

Auswirkungen der Zinswende

Stengers Mandat als Vorstandsvorsitzender läuft 2024 aus. In seiner verbleibenden Amtszeit würde er gerne die Weichen für mehr Transformationsfinanzierung stellen. Zugleich will er das Bewusstsein in der Landespolitik schärfen, welche Rolle die ILB in der Wirtschafts- und Strukturförderung des Landes in Zukunft noch spielen kann. „Gerade in Zeiten der knappen Kassen und der strikten Schuldenbremse ergeben sich über die Förderbank ja ganz neue Handlungsspielräume, wenn man weniger auf Zuschüsse setzt wie in der Vergangenheit, sondern mehr auf Kreditprogramme oder revolvierende Fonds.“ Dies könne eine wichtige Rolle spielen, um dem hohen Finanzierungsbedarf etwa bei Schulen, Krankenhäusern oder in der Pflege zu begegnen.

Durch die steigenden Zinsen werden Förderkredite nach Einschätzung des ILB-Chefs noch einmal zusätzlich an Bedeutung gewinnen. Das Institut stellt schon fest, dass seine unverzinslichen Darlehen im Bereich des sozialen Wohnungsbaus attraktiver geworden sind. Die Nachfrage nach diesen Förderkrediten ist deutlich gestiegen. Allerdings: „Für unser eigenes Geld- und Kapitalmarktgeschäft hat die Zinswende keine große Bedeutung, da wir unsere Geschäfte zinsabsichern.“

Die Investitionsbank des Landes Brandenburg ist mit einer Bilanzsumme von 15,6 Mrd. Euro die größte ostdeutsche Förderbank. Die ILB will künftig einen noch stärkeren Fokus auf eigene Kreditprogramme legen, die die grüne Transformation unterstützen. Begrenzt werden die Pläne durch die aktuelle Kapitalbasis.

Zuletzt erschienen: Landwirtschaftliche Rentenbank: Mehr ländliche Entwicklung, weniger Agrar (18. August)

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