"Wir sind hier eindeutig positiv"

Bank of America sieht Trend zu größeren Transaktionen bei M & A - Konkurrenz aus Asien bei Finanzierungen

"Wir sind hier eindeutig positiv"

kb Frankfurt – Die Investmentbanker der Bank of America in Deutschland gehen davon aus, dass sich das Geschäft mit Mergers & Acquisitions (M & A) in den nächsten sechs bis 18 Monaten sehr positiv entwickeln wird. “Wir sind hier eindeutig positiv” für das zweite Halbjahr, unterstreichen Christoph Bechtel und Ralf Müller, Co-Heads of Investment Banking Germany & Austria, mit Blick auf den deutschen M & A-Markt. Günstiges UmfeldDas Umfeld für Transaktionen sei günstig: Unternehmen verfügten über hohe Cashbestände. Außerdem ermöglichten niedrige Zinsen und eine enorme Verfügbarkeit von Liquidität breite Finanzierungen. Und schließlich komme Europa aus der Rezession heraus, zählten Bechtel und Müller bei einem Pressegespräch auf.Investoren, darunter mehr und mehr Hedgefonds, würden große strategische Transaktionen goutieren. Bis vor kurzem hätten aktivistische Aktionäre vor allem in den USA noch Druck auf Unternehmen ausgeübt, ihre hohen Cashbestände zu Aktienrückkäufen zu nutzen, was auch in großem Maße geschehen sei. Weil dabei aber kein Wert generiert werde, unterstützten Investoren derzeit eher strategische Transaktionen, mit denen Unternehmen zudem ihre Kosten senken könnten. Hilfreich sei, dass Investoren die Aktienmärkte als Referenzgröße noch als fair bewertet betrachteten. Es herrsche keine Blase, so deren Einschätzung, berichtet Bechtel. Einen Vertrauensschub habe der Markt erhalten, weil Banken für Unternehmensübernahmen in den USA Brückenfinanzierungen von bis zu 50 Mrd. Dollar innerhalb eines Tages stemmen könnten, berichtet Birger Berendes, Head of M & A Germany. Allerdings treffe dies nur auf wenige Banken zu, zu denen sich die Bank of America zählt. “Man muss als Bank dafür Teams in allen Regionen, Liquidität und eine große Bilanz haben”, sagt Berendes. Gleichwohl könne man in den USA auch wieder die ersten Transaktionen sehen, die mit Aktien bezahlt werden.Bei Brückenfinanzierungen zeigten die Credit-Spreads aber oft keine faire Bewertung der Gegenparteirisiken, sagte Nikolaus Närger, Head of Corporate Banking. Er führt das auf asiatische Wettbewerber aus Japan und China zurück, die “aggressiv in den Markt hineingehen”. Für andere sei es da schwer, die eigenen Vorstellungen von Preis, Dokumentation (Covenants) und Fristigkeit durchzusetzen. Grundsätzlich seien aber rentabilitätsgerechte Anforderungen bei Finanzierungen wegen des starken Wettbewerbs und der hohen EZB-Liquidität nicht durchzusetzen. “Kredite allein erwirtschaften nie ihre Rendite”, so Närger. Insofern müssten über Kredite immer weitere Geschäfte erschlossen werden, die zu einer rentablen Kundenbeziehung beitrügen.Deutschland-Chef Holger Bross macht zudem eine “Spreizung von Regularien” aus, die zulasten der US-Häuser gehe. Diese seien angehalten, nicht in Finanzierungen zu gehen, die ein bestimmtes Counterparty Rating unterschritten, wenn also “der Verschuldungsgrad eines Unternehmens Dimensionen annimmt, die High Leverage entsprechen” würden. Europäische Banken könnten dies offenbar tun und hätten so einen Wettbewerbsvorteil. Beispiele gebe es auch in Deutschland, etwa mit dem Verkauf der Mauser-Gruppe für 1,18 Mrd. Euro an den Finanzinvestor Clayton, Dubilier & Rice. Die Verkaufsaktion hatte zwar Bank of America Merrill Lynch geleitet, das Fremdkapital stellten aber Credit Suisse, Barclays, BNP Paribas, ING, Natixis und Nomura.In den vergangenen Monaten habe Bank of America zahlreiche deutsche Unternehmen sowohl bei grenzüberschreitenden als auch bei innerdeutschen M & A-Transaktionen beraten, unterstrich Deutschland-Chef Bross. Hierzu zählten etwa die Beratung von Bayer beim 14,2 Mrd. Dollar schweren Erwerb des Consumer Care Business von Merck bis hin zur DekaBank bei der Übernahme der LBB Invest.Der Trend zu größeren Transaktionen dürfte sich fortsetzen, erwartet Investmentbanker Müller. 2008 hätten lediglich 13 % der grenzüberschreitenden deutschen Transaktionen ein Volumen von mehr als 5 Mrd. Dollar erreicht; mehr als die Hälfte (55 %) lagen unter 1 Mrd. Dollar. Inzwischen habe sich dies umgekehrt. Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres kletterte der Anteil großer Transaktionen auf 41 %, auf kleinere entfielen nur noch 24 %. Dies dürfte allerdings auch an der Wertentwicklung und den gestiegenen Aktienkursen liegen, räumen die Investmentbanker ein. Mehr BörsengängeIm Aktienkapitalmarktgeschäft zeigen sich die Investmentbanker für Europa ebenfalls optimistisch, auch wenn Deutschland hinterherhinke. Gleichwohl sei Deutschland nach Großbritannien in diesem Geschäftsbereich der zweitwichtigste Markt in Europa, betonte Christian Gärtner, Head of Equity Capital Markets. Blockplatzierungen seien zwar weiterhin das wichtigste Geschäft, doch die Anzahl der Börsengänge dürfte sich nach drei im ersten Halbjahr auf fünf bis sechs im zweiten Halbjahr verdoppeln. Bei Kapitalerhöhungen sei mit einem ähnlichen Volumen wie im ersten Halbjahr zu rechnen, aber nicht unbedingt mit “Jumbo-Transaktionen” wie derjenigen der Deutschen Bank.