Im InterviewAndreas Arndt, Pfandbriefbank

„Wir wollen deutlich profitabler werden“

Immobilienfinanzierung ist eigentlich ein sehr berechenbares Geschäft. Der Zinsanstieg 2022 hat die Voraussetzungen für die Deutsche Pfandbriefbank jedoch radikal verändert. Außerdem greift der aktivistische Investor Petrus den Vorstand an. CEO Andreas Arndt setzt dagegen auf seine Langfriststrategie.

„Wir wollen deutlich profitabler werden“

Im Interview: Andreas Arndt

“Wir wollen deutlich profitabler werden”

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Pfandbriefbank über die Forderungen des aktivistischen Investors Petrus und die Strategie 2026

Immobilienfinanzierung ist eigentlich ein sehr berechenbares Geschäft. Der jähe Zinsanstieg 2022 hat jedoch auch die Voraussetzungen für die Deutsche Pfandbriefbank radikal verändert. Außerdem greift der aktivistische Investor Petrus den Vorstand frontal an. CEO Andreas Arndt setzt dagegen auf seine Langfriststrategie.

Herr Arndt, die Deutsche Pfandbriefbank verkauft Capveriant. Beugen Sie sich den Forderungen des aktivistischen Investors Petrus?

Zunächst einmal: Im Zuge unserer Strategie 2026 haben wir uns klar entschieden, alle Kraft der Deutschen Pfandbriefbank in das profitable Wachstum unseres Kerngeschäfts und der strategischen Initiativen zu stecken und uns aus dem Geschäft mit der öffentlichen Investitionsfinanzierung zurückzuziehen. Folgerichtig werden wir daher auch die Capveriant als Online-Plattform für öffentliche Darlehen kurzfristig einstellen beziehungsweise teilweise in andere Hände geben.

Und welche Rolle spielte Petrus bei dieser Entscheidung?

Capveriant ist ein innovatives Unternehmen mit einer etablierten Plattform, das aber als Start-up gerade in den letzten beiden Jahren ertragsseitig hinter den Erwartungen zurückblieb; ein weiterer Grund, warum wir uns schon frühzeitig mit der Evaluierung und Fokussierung des Geschäftes beschäftigt hatten. Damit komme ich zu Ihrer Frage selbst: Wir sind natürlich im Dialog mit vielen unserer Investoren und beziehen deren Vorschläge und Meinungen auch in unser Handeln ein. Capveriant stand aber schon länger auf dem Prüfstand.

Haben Sie die Ziele für die Cost-Income-Ratio im Vergleich zur Ankündigung im März angepasst?

Nein, unser Plan, unsere Strategie 2026 steht. Das gilt selbstverständlich auch für die Kostenseite. Unser Ziel ist eine Cost-Income-Ratio von weniger als 45%. Gleichzeitig haben wir gesagt, dass 2023 ein Investitionsjahr sein wird. Diese Investitionen müssen wir perspektivisch durch Einsparungen an anderer Stelle ausgleichen. Wichtig ist: Dank unserer risikokonservativen Ausrichtung stehen wir gut da, mit unserer Marktexpertise, unserem soliden Geschäftsmodell und unserer Kapitalausstattung.

Geht es perspektivisch hauptsächlich um Einsparungen?

Neben den Kosten schauen wir natürlich vor allem auf die Erträge. Sobald sich die Märkte beruhigen und sich Opportunitäten ergeben, wollen wir unsere Aktivitäten wieder ausweiten. Was wir jetzt schon sehen, ist ein steigender Portfoliobestand bei steigenden Bruttomargen im Neugeschäft. Das ist – gerade vor dem Hintergrund der aktuell beachtlichen Herausforderungen – eine erfreuliche Entwicklung.

Wird das Verhältnis wie angekündigt im laufenden Jahr auf 50 bis 55% steigen?

Wir bleiben bei unserer Guidance, was uns aber nicht davon abhält, intensiv
zu prüfen, was wir auch im laufenden Jahr noch auf der Kostenseite tun
können.

Welche Forderungen von Petrus sind gerechtfertigt?

Wir erleben die Gespräche mit Petrus Advisers als sehr sachlich und konstruktiv. Petrus weist – wie auch andere Investoren – auf durchaus valide Punkte hin, die in weiten Teilen mit unserem strategischen Programm 2026 bereits adressiert werden. Ich darf daran erinnern: Die Grundzüge unserer Strategie hatten wir bereits im März 2022 verkündet. Im März dieses Jahres haben wir sie dann – auch unter Berücksichtigung des Marktumfeldes – konsequent weiterentwickelt und konkretisiert.

Wie sieht dies aktuell konkret aus?

Bis Ende des Jahres 2026 steht unsere ambitionierte Roadmap: Wir wollen deutlich profitabler werden und unseren Return on Equity (vorsteuerlich) auf mehr als 10% steigern. Wir wollen unser Ergebnis vor Steuern auf dann 300 Mill. Euro erhöhen. Die bereits angesprochene Cost-Income-Ratio wollen wir bis dahin konstant unter 45% halten. Zugleich soll unsere harte Kernkapitalquote (CET1) weiter bei über 14% liegen. Das sind alles Punkte, für die wir von unseren Investoren grundsätzlich sehr positive Rückmeldung erhalten.

Welche Petrus-Forderungen sind unangemessen?

Es geht nicht um die Frage der Angemessenheit, sondern um die richtigen Schlussfolgerungen. Wir hören uns die Meinungen aller Investoren an, sie sind schließlich die Eigentümer der Bank. In einigen Punkten ist man sich schnell einig, an anderer Stelle braucht es einen Dialog, und dann gibt es sicher auch immer Ideen, die nicht im Interesse aller Stakeholder liegen.

Welche Interessen haben denn alle Stakeholder?

Wir sind als Vorstand dieser Bank grundsätzlich der nachhaltigen Zukunftsstärke der Bank verpflichtet. Ich glaube, dass gerade in den letzten Monaten der Wert eines stabilen Geschäftsmodells und einer soliden Kapitalausstattung noch einmal besonders deutlich geworden ist. Am Ende haben wir alle das gleiche Ziel: den Wert der Deutschen Pfandbriefbank für alle Shareholder zu steigern. Dafür haben wir mit der Strategie 2026 einen konkreten Plan, den wir konsequent umsetzen wollen, dafür haben wir das Ziel einer angemessenen EK-Rendite von 10%.

Wie erleben Sie das Auftreten der Petrus-Vertreter?

Wir haben, wie schon gesagt, sachlich-konstruktive Diskussionen. Es wird Sie nicht überraschen, dass wir nicht immer einer Meinung sind. Es besteht aber Einigkeit darüber, dass wir den Wert der Deutschen Pfandbriefbank nachhaltig steigern wollen.

Immerhin wirft Petrus Ihnen vor, die simpelste Logik der BWL zu ignorieren.

Ja, das habe ich auch gelesen. Eine etwas zugespitzte Wortwahl ist bei aktiveren Investoren nicht ungewöhnlich.

Welche strategischen Initiativen der Bank sind entscheidend für den Geschäftserfolg?

Alle sind wichtig. Wir möchten in unserem Kerngeschäft, der gewerblichen Immobilienfinanzierung, weiter wachsen. Wir wollen die Bank diversifizierter aufstellen, mit kapitalschonendem Provisionsgeschäft. Dafür steigen wir in das Real Estate Investment Management und ins Green Consulting ein und kooperieren mit dem Projektentwickler Groß & Partner, um Kunden bei der Entwicklung von ganzheitlichen Lösungen bei der nachhaltigen Transformation von Immobilien zu begleiten.

Wie lösen Sie die Refinanzierung angesichts der steigenden Zinsen?

Mit unserem Angebot pbb direkt diversifizieren wir unsere Refinanzierungsbasis gerade äußerst erfolgreich. Hier verfügen wir bereits über mehr als 5,5 Mrd. Euro an Einlagen von Privatkunden, die zum ganz überwiegenden Teil termingebunden sind. Bis Ende 2026 sollen es 8 Mrd. Euro sein. Kurzum: Wir haben nicht nur einen strategischen Plan, wir machen bei der Umsetzung auch schon erhebliche Fortschritte.

Die Bank will kapitalschonende Aktivitäten ausbauen. Ist der Wettbewerb dort nicht zu groß?

Sie sprechen von unserem Real Estate Investment Management. Natürlich sind wir in diesem Geschäftsfeld nicht allein unterwegs. Aber wir haben – aus heutiger Sicht – einige handfeste Wettbewerbsvorteile: zum einen eine breite und tiefe Immobilienexpertise, in Deutschland, in Europa, in den USA. Das können in der Spannbreite nicht viele. Zum anderen: Auch unsere Position im Bereich ESG kann sich sehen lassen. Wir verfügen über ein elaboriertes Scoring, das über die meisten im Markt verfügbaren Ansätze hinausweist. Im Übrigen haben wir uns mit Universal Investment als Kapitalverwaltungsgesellschaft und Amundi im Vertrieb zwei starke Partner an Bord geholt. Und schließlich und ganz wesentlich: Wir können in herausfordernden Marktbedingungen ohne „Altlasten“ starten und ein Portfolio aufbauen, das den hohen Ansprüchen institutioneller Investoren gerecht werden kann.

Sie haben gesagt, die Entwicklung des Immobilienfinanzierungsbestands sei für Sie wichtiger als das reine Neugeschäft. Welche Bestandsgrößen peilen Sie an?

Wir peilen bis Ende 2026 ein Finanzierungsvolumen von 33 Mrd. Euro an. Das entspricht einer Steigerung um fast 4 Mrd. Euro. Unter Beibehaltung unseres risikokonservativen Ansatzes.

Warum ist es für Sie so wichtig, dass die Bank wetterfest ist?

Wir haben als Finanzinstitut eine klare Verpflichtung den Märkten, unseren Kunden und dem Finanzsystem gegenüber: Wir müssen sicherstellen, dass es nicht ins Haus regnet, um im Bild zu bleiben. Und einer der wichtigsten Indikatoren für Wetterfestigkeit ist und bleibt – neben einer auskömmlichen Risikovorsorge – eine gute Kapitalausstattung. Wir wollen resilient aufgestellt sein, wenn sich die Märkte abkühlen. Das erleben wir gerade. Mit unserem risikokonservativen Ansatz und einer CET1-Quote von 16,6% fühlen wir uns dafür im aktuellen Marktumfeld sehr gut aufgestellt.

Die Bank ist also in diesem Marktumfeld eher defensiv unterwegs.

Wir wollen uns trotz des schwierigen Umfelds nicht die Möglichkeit nehmen lassen, aus eigener Kraft strategische Weichenstellungen und Investitionen vornehmen zu können und vom Momentum des nächsten Aufschwungs profitieren zu können. Spätestens wenn sich die Marktlage aufhellt, sollten wir uns genau anschauen, wie viel wir brauchen, um risikoseits weiterhin ausreichend Flankenschutz zu haben, um unsere strategischen Initiativen nachhaltig ertragssteigernd umsetzen zu können und um gegebenenfalls Kapital für Aktienrückkäufe beiseitezulegen.

Bleibt die Ausschüttungspolitik erhalten?

Ja, natürlich, wir wollen ein attraktiver Dividendentitel bleiben und unsere Anteilseigner am Unternehmenserfolg partizipieren lassen. Wir haben ein weitgespanntes Aktionariat, das eine attraktive Ausschüttungsrendite an erste Stelle setzt. Mit derzeit 8 bis 10% sind wir da gut vertreten. Unsere Positionierung als Dividendentitel bleibt.

Das Renditeanspruchsniveau der Investoren ist mit der Zinswende gestiegen. Reicht das Ziel für die Eigenkapitalrendite noch aus?

Die Zielgröße von vor eineinhalb Jahren sicher nicht. Die aktuelle Zielmarke mit 10%: ja. Schließlich ist es ein Zielwert, der sich an unserer vorsichtigen Art, Geschäft zu machen, ausrichtet. So, wie wir in den letzten sieben, acht Jahren Wert darauf gelegt haben, stabile Ertragsniveaus um die 200 Mill. Euro zu zeigen, ist es uns wichtig, auch künftig eine stabile Eigenkapitalrendite zu erwirtschaften – wichtiger jedenfalls, als eine maximal hohe Rendite, die dann im Folgejahr unter Umständen sehr viel niedriger ausfällt. Wir wollen bei unseren Zielwerten möglichst wenig Volatilität.

Ihr Dienstvertrag läuft Mitte April nächsten Jahres aus. Wie geht es weiter?

Die Bank hat ein sehr gut aufgestelltes Vorstandsteam und eine im letzten Jahr ausgiebig diskutierte, belastbare und mit dem Aufsichtsrat gemeinsam verabschiedete neue Geschäftsstrategie. Damit geht es dann unter neuer Führung weiter. Für mich kommt altersbedingt schon aufgrund der Good Governance keine Vertragsverlängerung in Frage.

Wird es erneut eine Personalunion von CEO und CFO geben?

Das wird der Aufsichtsrat entscheiden.

Wie ist das Geschäft im endenden zweiten Quartal gelaufen?

Ich kann der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen nicht vorgreifen. Nur so viel: Es ist und bleibt spannend. Die Rahmenbedingungen an den Immobilien- und Finanzmärkten sind gerade sehr herausfordernd, die Transaktionsvolumina im Gewerbeimmobilienbereich niedrig. Gleichzeitig steigen, wie vorhin gesagt, die Bruttomargen, wir sehen im Rahmen von Refinanzierungen Opportunitäten, die wir ergreifen, und unser Buch wächst weiter.

Was folgt daraus für die Positionierung der Pfandbriefbank im Markt?

Unsere Portfolioqualität ist weiterhin sehr gut. Zwar werden die sogenannten Non-Performing Loans voraussichtlich zunehmen, dies führt aber nicht automatisch zu Wertberichtungen, da wir in der Regel in Sachen Portfolioqualität gut und konservativ positioniert sind. Wir schauen uns unverändert sehr genau an, welche Risiken wir nehmen und welche nicht. Das haben wir auch vor drei, vier Jahren so gemacht, als der Wettbewerb eine etwas laxere Attitude nahegelegt hätte. Das gilt auch für begleitende Vertragsklauseln mit Rückhaftung seitens der Investoren, den sogenannten Covenants, an denen wir festgehalten haben, wenn auch unter Anstrengungen. Und wir sind im Core/Prime-Segment geblieben. Das alles kommt uns heute sehr
zustatten. Wir sind traditionell vorsichtige Leute und halten unsere Risikovorsorge gut dotiert. Wir haben derzeit ein Polster von rund 400 Mill. Euro. Damit schlafen wir nach wie vor gut, auch wenn die Lage derzeit immer noch angespannt ist.

Sie rütteln also nicht an der Prognose?

Mit dem zweiten Quartal sind die derzeitigen Herausforderungen noch nicht ausgestanden, aber wir sind stabil unterwegs und bleiben bei unserer Profit Guidance. Ich gehe aber davon aus, dass wir – stabile Zinserwartungen und etwas bessere gesamtwirtschaftliche Verhältnisse vorausgesetzt – bis zum Jahresende eine Bodenbildung bei den Preisen und danach eine Stabilisierung der Real-Estate-Märkte sehen werden.

Die Fragen stellte Michael Flämig.

Zur Person

Andreas Arndt findet sich neun Jahre nach seiner Berufung an die Spitze der Deutschen Pfandbriefbank inmitten eines Sturms wieder: Die Zinsen sind stark gestiegen, und der Investor Petrus hat einen Frontalangriff auf den Vorstand gestartet. Der 64-Jährige kann sein vorbildliches Arbeits-Ethos und seine Werte dagegensetzen. Unbeirrt betont der langjährige Deutsche-Bank-Manager, der die Pfandbriefbank in Personalunion auch als Finanzvorstand führt, dass der aus der Finanzkrise hervorgegangene Immobilienfinanzierer wetterfest bleiben muss.

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