Wirecard-Chef Braun wirft hin
sck/bn München/Frankfurt – Die eskalierte Vertrauenskrise bei Wirecard hat den langjährigen Vorstandsvorsitzenden das Amt gekostet. Nach dem Kursabsturz infolge des erneut verschobenen Jahresabschlusses 2019 wegen des Verdachts auf Bilanzbetrug zog Markus Braun für sich die Konsequenzen. Der Zahlungsabwickler teilte ad hoc mit, dass der 51-Jährige mit sofortiger Wirkung zurückgetreten ist.Der Aufsichtsrat berief daraufhin den gerade erst von der Deutschen Börse zum Unternehmen gewechselten Manager James Freis (49) zum kommissarischen Vorstandschef. Der Amerikaner soll Wirecard wieder ins Lot bringen. Der als Aufräumer angetretene Chefaufseher Thomas Eichelmann hatte den Juristen zu dem krisengeschüttelten Dax-Konzern mit Sitz in Aschheim bei München geholt. Freis sollte das neu geschaffene Vorstandsressort Compliance besetzen, um die Verwaltung bei der Neuordnung von Wirecard zu unterstützen. Nun folgt er auf den Österreicher Braun, der Wirecard 18 Jahre lang geführt hat. Der promovierte Wirtschaftsinformatiker baute den Finanzdienstleister von einem Start-up-Unternehmen zu einem global agierenden Konzern auf. Er selbst ist mit einem Anteil von 7,1 % weiterhin größter Einzelaktionär.In einer persönlichen Stellungnahme begründete Braun seinen Schritt wie folgt: “Ich habe (. . .) den Aufsichtsratsvorsitzenden über meine Entscheidung informiert. Das Vertrauen des Kapitalmarktes in das Unternehmen ist tief erschüttert. Mit meiner Entscheidung respektiere ich, dass die Verantwortung für alle Geschäftsvorgänge beim CEO liegt. Wirecard verfüge über ein ausgezeichnetes Geschäftsmodell, herausragende Technologie und ausreichende Ressourcen für eine großartige Zukunft: “Diese Zukunft möchte ich nicht belasten.”Die Nachricht konnte zum Wochenschluss den zweiten Kursabsturz in Folge nur geringfügig begrenzen. Die Aktie beendete den Xetra-Handel mit 25,82 Euro (-35,3 %). Tags zuvor hatte das Papier zum Börsenschluss 62 % eingebüßt. Braun war zuletzt immer stärker unter Druck geraten. Die Sonderprüfung von KPMG erwies sich für den Konzern als Eigentor. Die Wirtschaftsprüfer konnten den Vorwurf der Bilanzunregelmäßigkeiten nicht entkräften. Nach Vorlage des KPMG-Berichts erstattete die Finanzaufsicht BaFin unter anderem gegen den CEO eine Strafanzeige wegen des Verdachts auf Marktmanipulation. – Schwerpunkt Seite 3