Wirecard erhöht erneut die Prognose
Der Dax-Aufsteiger Wirecard hält seinen Kurs. Der dynamisch wachsende Zahlungsabwickler erhöhte nach einem guten Quartal zum dritten Mal in Folge seinen Ergebnisausblick für 2018. Das reichte aber den Anlegern nicht. Die im September in den deutschen Leitindex aufgestiegene Aktie setzte ihre Talfahrt fort.sck München – Nach guten Quartalszahlen hat der Dax-Neuling Wirecard seine Prognose für das laufende Jahr zum dritten Mal in Folge erhöht. Für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwartet der Vorstand nun einen Anstieg auf eine Bandbreite von rekordhohen 550 Mill. bis 570 Mill. Euro nach zuletzt in Aussicht gestellten 530 Mill. bis 560 Mill. Euro. In der Spitze wäre das ein Plus von 38 %.In einer Telefonkonferenz mit Analysten kündigte Vorstandschef und Firmengründer Markus Braun an, das obere Ende der Spanne anzustreben. Erreicht Wirecard die Mitte der neuen Spanne, komme der Anstieg zu über 30 % aus eigener Kraft, rechnete das Management vor. Kursziel von 250 EuroIm vergangenen Jahr steigerte der Zahlungsabwickler den operativen Gewinn um 35 % auf 413 Mill. Euro. Die Anleger reagierten auf den angehobenen Ausblick aber vergrätzt. Nach Vorlage des Zwischenberichts brach die Aktie zeitweise um 7,5 % ein, begrenzte im weiteren Tagesverlauf die Kursverluste etwas und beendete den Xetra-Handel mit 149,10 Euro 5 % schwächer. Der Titel war damit Schlusslicht im Dax. Analysten hatten im Schnitt bereits mit einem Zuwachs des Ebitda 2018 auf 565 Mill. Euro gerechnet.Offensichtlich hatte mancher Investor bei der Prognose noch mehr erwartet. Die US-Investmentbank Goldman Sachs bekräftigte ihre Kaufempfehlung für den Anteilschein mit einem Kursziel von 250 Euro. Viele Investoren unterschätzten die mittelfristigen Wachstumsperspektiven, urteilte Analyst Mohammed Moawalla. Marge unter DruckWirecard peilt bis 2020 einen Jahresumsatz von 3 Mrd. Euro und eine Ebitda-Marge von 30 bis 35 % an. Das entspräche einem operativen Gewinn von 1,1 Mrd. Euro. Das Geschäftsmodell des Unternehmens basiert auf Skalierungseffekten bei zunehmenden Zahlungstransaktionen. In den ersten neun Monaten dieses Jahres schwächte sich die Rendite allerdings um 0,8 Prozentpunkte auf 27,3 % ab. Dazu trugen vor allem gestiegene Aufwendungen infolge der Expansion bei. Der Personalaufwand legte um 29 % auf 172 Mill. Euro zu. Die Zahl der Konzernmitarbeiter wuchs um 714 auf 5 082. Die Verwaltungskosten stiegen um 25 % auf 119 Mill. Euro.Wirecard rückte im September in den deutschen Leitindex auf und löste die Commerzbank ab. Seit ihrem bisherigen Höchststand im Spätsommer (199 Euro) hat die Aktie ein Viertel an Wert verloren. 6 Mrd. Euro Marktkapitalisierung lösten sich auf. Die Firma bringt derzeit 18,4 Mrd. Euro auf die Waage.Um das heraufgesetzte Ergebnisziel zu erreichen, müsste Wirecard im laufenden Jahresschlussquartal ein Ebitda in einer Spanne von 155 Mill. bis 175 Mill. Euro erwirtschaften. Aufgrund des starken Geschäfts in den Monaten Juli bis September erreichte das Unternehmen nach neun Monaten 395 (i.V. 287) Mill. Euro (siehe Tabelle). Die Konzernerlöse legten auf 1,45 (1,02) Mrd. Euro zu. Im zurückliegenden dritten Quartal erwirtschaftete der Konzern ein Ebitda von 150 Mill. Euro – ein Plus von 36 %. Der Umsatz wuchs um 35 % auf 547 Mill. Euro. Eckdaten veröffentlichte Wirecard Ende Oktober (vgl. BZ vom 31. Oktober). Über 2 Mrd. Euro FinanzmittelBraun ist zuversichtlich, die Dynamik im kommenden Jahr sogar zu steigern. “Wir erwarten sowohl für das vierte Quartal als auch für (. . .) 2019 eine starke Beschleunigung des Geschäfts”, ließ er sich in einer Pressemeldung des Unternehmens zitieren.Wirecard wächst aus eigener Kraft und mit Zukäufen. Das Unternehmen mit Sitz in Aschheim bei München profitiert von einer weltweit starken Zunahme elektronischer Zahlungsformen vor allem über den rasant wachsenden Online-Handel. Neben der Zahlungsabwicklung sichert Wirecard über ihre eigene Banktochter die Kreditkartenzahlung für die Händler ab und erhält dafür Entgelte, die sich nach dem Umfang der Transaktion richten.In den ersten neun Monaten steigerte der Konzern sein gesamtes Transaktionsvolumen um 44 % auf 90 Mrd. Euro. Davon stammten 10 Mrd. Euro aus Übernahmen. Den Großteil (8 Mrd. Euro) machte der Erwerb eines Portfolios der US-Bank Citigroup aus. Die Zukäufe trugen 134 Mill. Euro zum Umsatz bei.Die ungebrochene Geschäftsdynamik ließ den Finanzmittelbestand per 30. September auf über 2 (1,7) Mrd. Euro wachsen. Der freie Cash-flow sprang um 42 % auf 257 Mill. Euro. Allerdings ging der (unbereinigte) Cash-flow aus operativer Tätigkeit deutlich auf 49 (366) Mill. Euro zurück. Wirecard erklärte dies mit einem Mittelabfluss von 196 Mill. Euro im Bankbereich infolge erhöhter Investitionen in Wertpapiere.—– Wertberichtigt Seite 8