Wirecard fördert mobiles Bezahlen
mic München – Der Zahlungsverkehrsdienstleister Wirecard intensiviert seine Bemühungen, im Segment mobiles Bezahlen mitzumischen. Eine Kooperation mit der chinesischen Alipay, die seit einem halben Jahr operativ sei, habe von 0 auf 100 in vier Sekunden beschleunigt, lobte Vorstandschef Markus Braun auf einer Presseveranstaltung in München: “Wir haben eine gemeinsame Mission: die Digitalisierung.” Händler sollten das mobile Bezahlen nicht als weitere Bezahllösung betrachten, sondern müssten die strategische Dimension erkennen. Wie im Online-Geschäft könnten den Kunden in Echtzeit weitere Dienste offeriert werden. Der Händler zahle für jede Transaktion eine Gebühr.Wirecard bietet den Händlern als Schaltzentrale einen handgroßen “Connector” an, der einerseits den Anschluss der Kasse an das Internet und das Wirecard-System ermöglicht, andererseits das Identifizieren des Kunden durch das Scannen eines Streifencodes auf dessen Handy-display sicherstellt (ConnectedPOS-Technologie). Diese App-Lösung sei innerhalb von drei Wochen implementierbar, hieß es bei Wirecard. Kein Konkurrent könne eine derartige Technologie offerieren, sagte Braun am Rande der Veranstaltung. Die aufwendigere Software-Integration in die Kassensysteme großer Ladenketten biete Wirecard ebenfalls. Sie dauere bis sechs Monate.Der Wirecard-Fokus liegt aktuell auf der Kooperation mit Alipay, die zur Alibaba-Tochter Ant Financial gehört. Alipay arbeitet in Europa auch mit dem Zahlungsverkehrsspezialisten Concardis zusammen, der die App in die Software von 470 000 Kassen einspielen will. Ein weiterer Partner ist die Ingenico-Gruppe, die sich weltweit als Marktführer für integrierte Zahlungslösungen sieht. 450 Millionen Nutzer”Alipay ist mehr als ein Bezahlverfahren, es ist eine Marketingmaschine”, erläuterte Jörn Leogrande, der für Wirecard die Mobile Services leitet. Alipay-Europachefin Rita Liu unterstrich, der Dienst sei eine Lifestyle-App. So zeige die Software den Weg zu jenen Geschäften, die das Alipay-Bezahlsystem akzeptierten. Es würden aber auch schon vor der Ankunft in dem jeweiligen Land Angebote übermittelt.Alipay habe 450 Millionen aktive Nutzer, sei weltweit in 70 Märkten präsent und werde von mehr als 2 Millionen Geschäften akzeptiert, sagte Liu. Kunden könnten mit Hilfe der App nicht nur bezahlen, sondern beispielsweise auch Kredite aufnehmen oder Versicherungen abschließen. In China rechnet sich das System Alipay Wallet einen Marktanteil am mobilen Bezahlen von 90 % zu. Im Online-Bereich sollen es 50 % sein.Schmallippig zeigten sich Wirecard und Alipay bei der Frage, wie viele Händler das Duo angeschlossen habe. Im Zentrum ständen Flughäfen, Luxusgeschäfte in wichtigen Einkaufsstraßen der Metropolen, gehobene Restaurants und Outlets, sagte Liu. Braun nannte fünf Partner: Das Miles & More-Programm der Lufthansa, den Besteckhersteller WMF, die britische Kosmetikkette The Body Shop, den Flughafen München und das französische Kaufhaus Printemps – teils im Testbetrieb. “In der ersten Welle kommen die großen Marken, die strategisch denken”, sagte Braun. Anschließend würden kleinere Läden integriert.Miles & More-Manager Benjamin Ritschel nannte drei Motive für sein Haus, sich an die Alipay-Lösung anzudocken: Das Sammeln von Erfahrungen im mobilen Bezahlen, die große Zahl der Alipay-Kunden (“eine völlig neue Dimension der Reichweite”) und die hohe Kaufkraft der chinesischen Touristen.Shopping ist Chinesen bei einer Urlaubsreise wichtig. Durchschnittlich gebe ein Chinese mit 3 000 Euro dreimal so viel wie ein deutscher Urlauber aus, sagte Braun. Die Kaufsumme pro Geschäft betrage mehr als 500 Euro, während ein Deutscher pro Einkauf 60 bis 70 Euro zahle. 2014 hätten mehr als zehn Millionen Chinesen Europa besucht, sagte Liu. Die Zahl wachse stark.Spekulationen, dass Alipay sich an Wirecard beteiligen könnte, wies Braun zurück: “Dies ist eine operative Partnerschaft.”