Wirecard gewinnt Aldi als Großkunden
sck München – Der Zahlungsabwickler Wirecard hat mit Aldi einen Großkunden gewonnen. Der Dax-Konzern arbeitet künftig bei bargeldloser Zahlung mit dem Discounter zusammen. Wirecard teilte mit, im Rahmen einer Partnerschaft sämtliche Zahlungen mit Kreditkarten und internationalen Debitkarten in allen Aldi-Nord- und Aldi-Süd-Filialen in Deutschland zu übernehmen. Die von Geschäftsbanken, Sparkassen und genossenschaftlichen Primärinstituten ausgegebenen Girocard-Karten (früher EC-Karten) gehören nicht dazu. Beide Seiten unterzeichneten eine Absichtserklärung. Eine “darüber hinausgehende Kooperation” werde geprüft, erklärten die Unternehmen. Spekuliert wird, dass Wirecard künftig auch die Aldi-Filialen im Ausland bedienen könnte.Wirecard machte keine Angaben zum möglichen Neugeschäftsvolumen mit Aldi. Der Discounter dürfte aber für Wirecard Gewicht haben. So setzt Aldi in Deutschland rund 30 Mrd. Euro um. Nach Branchendaten bezahlen Kunden bei Aldi mehr als 1,7 Mrd. Euro im Jahr mit Visa- oder Mastercard-Kreditkarten oder Kontokarten. Aldi führte die Kartenzahlung in den eigenen Filialen erst vor wenigen Jahren ein.Die Anleger reagierten begeistert auf die Nachricht. In einer positiven Stimmung am Markt gewann die Aktie von Wirecard in der Spitze 6 % an Wert. Das Papier beendete am Freitag den Xetra-Handel bei 146,55 Euro (+5,1 %). Damit konnte der Titel einen jüngsten Kursdämpfer wettmachen. Die Baader Bank bekräftigte ihre Kaufempfehlung für die Aktie mit einem Kursziel von 230 Euro. Das Institut begründete dies unter anderem damit, dass Wirecard ihre mittelfristigen Wachstumsziele mit Aldi an der Seite durchaus früher erreichen könnte als bisher geplant. PrestigeerfolgDie Übereinkunft sei für Wirecard die bislang wegweisendste für Terminalzahlungen an Kartenlesegeräten, meinte ein Branchenkenner. Von Aldi sei das ein großer Vertrauensbeweis gegenüber dem Zahlungsdienstleister. Der sich anbahnende Großauftrag des Discounters ist daher für Wirecard auch ein Prestigeerfolg. Wirecard geriet zuvor unter erheblichen Druck wegen Bilanzunregelmäßigkeiten in Asien. Bisher wickelt das Unternehmen hauptsächlich Transaktionen im Internet ab, nur wenige Kunden kommen auf ein Milliarden-Transaktionsvolumen. Das Geschäftsmodell von Wirecard basiert darauf, dass das Unternehmen für Transaktionen eine Provision einbehält. Diese liegt laut Vorstandschef und Firmengründer Markus Braun zwischen 1,4 und 1,7 % des jeweiligen Volumens. Über Skaleneffekte erhöht der Konzern damit schrittweise seine Gewinne.”Wirecard und Aldi teilen eine gemeinsame Vision, das Kundenerlebnis nachhaltig zu verbessern. Im Einzelhandel spielen dabei optimale Zahlungsprozesse, wie wir sie ermöglichen, eine wesentliche Rolle”, ließ sich Wirecard-Verkaufsvorstand Christian Reindl in einer Pressemitteilung zitieren. Bisher war die Abwicklung der Zahlungen bei Aldi Nord Sache der First-Data-Tochter Telecash, bei Aldi Süd liefen die Zahlungen über Ingenico. Wirecard war bisher schon für die Abrechnung von Geschenkkarten zuständig, mit denen Kunden Geld für den Einkauf bei Aldi verschenken konnten.