Wirecard nimmt es lässig
Sind die Aktionäre von Wirecard so hartgesotten? Nach der Razzia am Freitag wurde am Montag aus den Anfangsverlusten an der Börse bis zum Handelsschluss ein Gewinn. Eine mögliche Erklärung: Die Beteuerung des Vorstands, trotz aller Unruhe und der Strafanzeige, trotz der Ermittlungen und bevorstehender Klagen das Gewinnziel in diesem Jahr zu erreichen, beruhigte die Nerven. Über die zumindest fragwürdige Kapitalmarktkommunikation des Unternehmens sehen viele Aktionäre offenbar großzügig hinweg – solange das Geschäftsergebnis stimmt. Dabei müsste die Nonchalance, die bisweilen an Chuzpe grenzt, aufrütteln. Diese Haltung lässt Zweifel aufkommen, dass es Vorstand und Aufsichtsrat mit einer treffenden und transparenten Kommunikation überhaupt ernst meinen. “Vorstand und Gesellschaft respektieren die Ermittlungen . . .”, heißt es in der jüngsten Stellungnahme von Wirecard. Da hat die Staatsanwaltschaft aber Glück, dass ihre Arbeit im Unternehmen Anerkennung findet. Nach allen Irrungen und Wirrungen wäre ein wenig Demut angemessen. Doch davon findet sich keine Spur. jh