Wirecard verwertet Asien-Einheiten
sck München
– Der Verwalter der pleitegegangenen Wirecard AG hat mit dem Verkauf von mehreren Konzerneinheiten in Asien und in Australien weitere Mittel für die Gläubiger aus der Insolvenzmasse gesichert. Das Büro des Münchner Fachanwalts Michael Jaffé teilte mit, Tochtergesellschaften des Zahlungsabwicklers in Australien, Hongkong, Malaysia, den Philippinen, in Indonesien und Thailand veräußert zu haben. Im Detail seien die Anteile an der Wirecard e-Money Philippines, Inc., der Wirecard Payment Solutions Malaysia Sdn. Bhd., der Wirecard (Thailand) Co., Ltd. und der Wirecard Payment Solutions Hong Kong Limited an eine Beteiligungsgesellschaft der britischen und niederländischen Technologie-Investmentgesellschaft Finch Capital gegangen. Dem sei ein internationales Bieterverfahren vorausgegangen. Der Kaufvertrag sehe zudem die Veräußerung von Vermögensgegenständen und Lizenzen im Zusammenhang mit dem Datawarehouse der Wirecard Asia Holding Pte. Ltd. sowie der Wirecard Singapore Pte. Ltd vor. Zudem sei die PT Wirecard Technologies Indonesia mit ihren rund 360 Mitarbeitern und Standorten in Indonesien und Malaysia an die Technologieholding einer indonesischen Unternehmensgruppe verkauft werden, berichtete Jaffé. Vorher konnte den Angaben zufolge die Wirecard Australia A&I Pty Ltd. an einen australischen Zahlungsdienstleister veräußert werden.
Der Insolvenzverwalter hatte bereits zuvor mit Hilfe von Veräußerungen anderer Tochtergesellschaften im Ausland aus der Wirecard-Insolvenzmasse rund 500 Mill. Euro erlöst. Das frühere Dax-Unternehmen war im Juni 2020 unter der Last hoher Finanzschulden nach einem aufgedeckten Bilanzloch von 1,9 Mrd. Euro zusammengebrochen.
Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen Ex-Vorstände u.a. wegen des Verdachts eines bandenmäßigen Betrugs. Unterdessen liegt Jaffé mit dem früheren Wirecard-Abschlussprüfer EY im Clinch. Vor dem zuständigen Landgericht Stuttgart ersuchte er um Auskunft der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft über sämtliche Wirecard-Unterlagen der vergangenen fünf Jahre. Dem Vernehmen nach sah sich der Anwalt zu diesem Schritt gezwungen, nachdem EY die Herausgabe von Dokumenten blockiert hatte. Die Deutschland-Zentrale von EY sitzt in Stuttgart. EY steht wegen des Wirecard-Desasters unter Erklärungsdruck.