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Wolfgang Grüger 80

ski - Die genossenschaftliche Finanzgruppe nähert sich langsam, aber sicher "Grüger-Größenordnungen". Wolfgang Grüger war von 1990 bis 2000 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). 1999 entstand unter...

Wolfgang Grüger 80

ski – Die genossenschaftliche Finanzgruppe nähert sich langsam, aber sicher “Grüger-Größenordnungen”. Wolfgang Grüger war von 1990 bis 2000 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). 1999 entstand unter seiner Federführung ein im genossenschaftlichen Verbund durchaus nicht unumstrittenes strategisches Grundsatzpapier mit dem Titel “Bündelung der Kräfte: Ein Verbund – eine Strategie”. Vor allem zwei Zahlen boten Stoff für heftige Diskussionen: 800 und 10 000. Das zweibändige Werk nannte nach dem Konzept “Ein Markt – eine Bank” als Zielgrößen für das Jahr 2008 “etwa 800” statt der damaligen gut 2 000 Volks- und Raiffeisenbanken mit noch 10 000 Zweigstellen – 6 000 weniger als seinerzeit. Inzwischen ist man zwar sieben Jahre weiter, aber mit 1 047 Banken und gut 11 700 Filialen (Ende 2014) nicht mehr so weit weg von den 1999 formulierten Zielen. Und der weitere Weg zur Kräftebündelung ist durch den zunehmenden Ertrags- und Kostendruck sowie die technologische Entwicklung vorgezeichnet. Erfinder des StabilitätspaktsGrügers Wirken und Einfluss reichten weit über die genossenschaftliche Finanzgruppe und auch über die Kreditwirtschaft insgesamt hinaus. So gilt er als Erfinder des europäischen Stabilitätspakts. Einen solchen das Maastricht-Abkommen “ergänzenden Stabilitätsvertrag” hatte der Euro-Skeptiker, den die spätere Entwicklung der Währungsunion in seinen Bedenken leider bestätigte, bereits 1995 öffentlich gefordert. Der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) machte sich das Petitum zu eigen. Auf dem EU-Gipfel im Dezember 1996 in Dublin wurde der Stabilitäts- und Wachstumspakt in seinen Grundzügen beschlossen. Vermutlich schwante Grüger schon damals, dass die Regierungen die Vereinbarung eher früher als später brechen und sich an den vorgesehenen Sanktionen vorbeimanipulieren würden. 2003 war es dann so weit, Deutschland und Frankreich machten den Anfang.Grüger ist 1964 in die Genossenschaftsorganisation eingetreten, deren Entwicklung er schon lange vor dem Jahrzehnt seiner Präsidentschaft als Vorstandsmitglied des BVR (seit 1974) maßgeblich mitgestaltete und prägte. Der Diplom-Volkswirt war zudem erster deutscher Präsident der Internationalen Volksbankenvereinigung (CIBP) und saß auch lange der Europäischen Vereinigung der Genossenschaftsbanken (EACB) vor. Säulenübergreifend amtierte er viele Jahre als Präsident der längst untergegangenen Gemeinschaft zum Schutz der Deutschen Sparer. Den Verbund geprägtZu Grügers herausragenden Verdiensten gehören die Integration der Genossenschaftsbanken in der ehemaligen DDR in den Verbund und die Etablierung eines flächendeckenden Netzes selbständiger Volks- und Raiffeisenbanken auch in den neuen Bundesländern. Noch vor der deutschen Einheit hatte er Partnerschaftsnetze und Solidarfonds für personelle und investive Maßnahmen im Osten initiiert. Auch ein Ausbau der genossenschaftlichen Sicherungseinrichtung ist auf seinem Konto zu verbuchen.Bis heute nimmt Grüger rege Anteil am tages- und verbundpolitischen Geschehen und zeigt, soweit es seine familiären Verpflichtungen zulassen, Präsenz nicht zuletzt auf Veranstaltungen der Verbundunternehmen, deren Aufsichtsräten er lange vorsaß (DG Bank, R + V etc.). Auch den Golfschläger schwingt er immer noch mit Erfolg. Am Donnerstag vollendet der verheiratete Vater dreier Kinder sein 80. Lebensjahr.