Wuchern mit dem Pfund Kapital
Von Michael Flämig, MünchenSonderdividenden sind eine klasse Sache für Aktionäre. Dementsprechend stieg der Aktienkurs der Deutschen Pfandbriefbank am Montag in der Spitze um 8,3 % auf 10,54 Euro. Denn am Freitagabend nach Schluss des Börsenhandels hatte die Bank angekündigt, die Einigung mit Österreich über die Rückzahlung des Großteils der Heta-Verbindlichkeiten zum Anlass zu nehmen, die Anteilseigner außer der Reihe zu bedienen (vgl. BZ vom 12. November). Zugleich allerdings musste die Bank über ein schwaches Neugeschäft berichten. Wie also geht es weiter mit dem Immobilienfinanzierer?”Eine Sonderdividende ist keine Strategie”, räumte Vorstandschef und Finanzvorstand Andreas Arndt in einer Telefon-Pressekonferenz am Montag umstandslos ein. Aber die Kapitalausstattung ist aus Sicht des Managements so gut, dass die Bank sich die Großzügigkeit leisten kann. Gewiss eine Ausnahmesituation in der Bankenlandschaft, wenngleich Arndt die Hoffnung auf eine Vollausschüttung des Heta-Gewinns von 117 Mill. Euro dämpfte – es gebe eine Sonderdividende aus dem Heta-Ergebnis, nicht des Heta-Ergebnisses, betonte er. Die Aktionäre haben es trotzdem goutiert, auch weil die Aktie noch immer unter Emissionskurs notiert.Die gute Ausstattung an hartem Kernkapital – die Quote, volle Umsetzung von Basel III unterstellt, liegt bei 19,1 % – ist ein Pfund, mit dem sich aus Sicht von Arndt nicht nur bei den Aktionären wuchern lässt. Sein Kalkül: Die Regulierung wird die Daumenschrauben so stark anziehen, dass der Konkurrenz die Luft ausgeht. Denn wenn die risikogewichteten Aktiva mit mehr Eigenkapital unterlegt werden müssen, bleibt weniger Raum für Neugeschäft. Jenes Haus ist im Nachteil, das eine Kapitalquote nach Auslaufen aller Übergangsregelungen von nur 13 % statt eben 19 % aufweist. Wettbewerber der Deutschen Pfandbriefbank müssten dann das Geschäftsmodell ändern oder ihre Immobilienfinanzierung dem Kunden teurer anbieten. “Beides wäre uns recht”, kommentiert Arndt.Allerdings: Konkurrenten rechnen mit weit weniger drastischen regulatorischen Vorgaben als die Pfandbriefbank. Es wird sich zeigen, wer am Schluss richtig kalkuliert hat. Und: Aktuell sind die Einschläge eher bei der Pfandbriefbank zu beobachten. Das Neugeschäft schwächelt. Ein Problem? Gewiss, schließlich fehlen damit künftige Erträge. Das strategische Portfolio schrumpft im laufenden Jahr. Arndt allerdings kann auf der Habenseite verbuchen, dass sein Haus die durchschnittliche Bruttomarge des Neugeschäfts schon seit sieben Quartalen stabil hält bei 170 Basispunkten. Außerdem ist die Qualität des Portfolios exzellent. Der Anteil der Problemkredite liegt ohne das Heta-Engagement bei 0,7 %.Was kommt 2017? Es wird ein weiteres sehr kompetitives Jahr, zeigt sich Arndt überzeugt. Er möchte die Zeit nutzen, um die Bank strategisch weiterzuentwickeln. Details lässt sich der Vorstandschef nicht entlocken. Aber seine Andeutungen sprechen für eine umfangreiche Agenda: Nach dem Markteintritt in den USA will die Pfandbriefbank weiter diversifizieren, mit neuen Produkten die Wertschöpfungskette erweitern, den Anstieg der Risikoaktiva dämpfen und einen zukünftigen Anstieg der Kostenbasis verhindern.In den Ohren der Aktionäre mag dies vielversprechend klingen, aber zugleich hören sie auch: Übergangsjahr. Arndt kennt dieses Risiko, und so versucht er die Anteilseigner bei der Stange zu halten mit zusätzlichem Cash: Die Ausschüttungsquote von 40 % bis 50 % des Gewinns werde überprüft, wenn die Auswirkungen einer veränderten Regulierung absehbar seien, kündigte er an. Kapital ist auch an dieser Stelle das Pfund, mit dem die Deutsche Pfandbriefbank wuchern kann.——–Die Finanzierung von Immobilien ist umkämpft. Die Pfandbriefbank ist gerüstet für Durststrecken.——-