LBS-Umfrage

Wunsch nach eigener Immobilie bleibt auch nach Zinswende groß

Mehr Eigenleistung und Kompromisse: Mit solchen Ideen wollen sich Menschen in Deutschland trotz gestiegener Finanzierungskosten den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen, wie eine Umfrage der Landesbausparkassen zeigt.

Wunsch nach eigener Immobilie bleibt auch nach Zinswende groß

Wunsch nach eigener Immobilie bleibt groß

Umfrage der Landesbausparkassen: Verbraucher wählen Strategien, um höhere Zinsbelastung auszugleichen – Nachfrage wird erstmals seit 2009 sinken

jh München

Die kräftig gestiegenen Zinsen erschweren es Verbrauchern, sich den Traum von der eigenen Immobilie zu erfüllen. Trotz der höheren Finanzierungskosten wollen aber nach Erfahrung der Landesbausparkassen (LBS) viele an ihrem Plan festhalten, Wohneigentum zu erwerben. "Unsere Immobilienvermittler erleben immer wieder, dass die Kaufinteressenten alle Register ziehen, um den Sprung in die eigenen vier Wände trotzdem zu schaffen", sagt LBS-Verbandsdirektor Axel Guthmann.

Zwar sei es schwierig, weil geringere Preise die höhere Belastung aufgrund der gestiegenen Zinsen nicht kompensierten. Doch lassen sich die Interessenten für Wohnungen und Häuser etwas einfallen, um dennoch zum Zug zu kommen. Die LBS befragte unter anderem dazu Immobilienvermittler von Landesbausparkassen und Sparkassen für den diesjährigen Preisspiegel der LBS-Analyse "Markt für Wohnimmobilien". Auf die Frage nach der Strategie, um die erhöhte Belastung auszugleichen, nannten 72% der Befragten das Erbringen von mehr Eigenleistung.

Austausch der Heizung

Ein anderer Ansatz ist die Bereitschaft zu Kompromissen, wenn es etwa um das Objekt und den Standort geht. Wer könne, mobilisiere zudem weitere Kapitalquellen, teilt die Bundesgeschäftsstelle Landesbausparkassen mit. Nur auf die eigene Immobilie zu verzichten sei für die meisten keine Option.

Aus Sicht des Verbandsdirektors hat das auch Vorteile für Umwelt und Gesellschaft. "Jeder Eigentümerwechsel bringt auch den Klimaschutz voran, wie unsere Befragung bestätigt", sagt Guthmann. Fast alle Immobilienvermittler hätten angegeben, die neuen Eigentümer wollten ihre mit fossilen Brennstoffen betriebene Heizung früher oder später ersetzen – und zwar mit einer Anlage, die nachhaltige Energiequellen nutzt. "Gut jeder Fünfte hat beobachtet, dass dies kurzfristig geschehen soll", wie die Umfrage weiter ergab.

Als häufigstes Motiv in Sachen Energieversorgung wird das Senken von Kosten mit 89% genannt. Es folgen Qualität und Wohnkomfort (79%) und Unabhängigkeit der Energieversorgung (70%).

Hohe Preise und hohe Zinsen

Auch wenn die Interessenten für den Kauf einer Wohnimmobilie unterschiedliche Anstrengungen unternehmen, um sich ihren Wunsch dennoch zu erfüllen, werden die Folgen des Zinsanstiegs nach Ansicht der Landesbausparkassen bis Ende dieses Jahres mehr zutage treten. Weil nach wie vor hohe Preise für Immobilien und hohe Zinsen zusammentreffen, erwarten die Vermittler, dass die Nachfrage nach Wohnimmobilien erstmals seit der Finanzkrise im Jahr 2009 kräftig sinkt. Das passt zum Befund von Banken und Sparkassen, die in den vergangenen Monaten ein äußerst schwaches Neugeschäft verzeichneten.

Die sinkende Nachfrage hat Konsequenzen für die Preise: Nach Einschätzung der Vermittler könnten sowohl Eigentumswohnungen als auch Einfamilienhäuser und Reihenhäuser aus dem Bestand um rund 6 bis 7% günstiger werden. In den Städten sowie in abgelegenen ländlichen Regionen werde der Preisrückgang voraussichtlich stärker ausfallen als im Umland der Städte und in anderen verdichteten Regionen. "Für Bauland erwarten die Immobilienvermittler insgesamt nur leichte Preisrückgänge", heißt es weiter. Für Neubaupreise bestehe wohl kein Spielraum nach unten.

In der Preisentwicklung der Immobilien im Bestand haben die verdrei- bis vervierfachten Bauzinsen schon jetzt Bremsspuren hinterlassen, wie die LBS feststellt. Im Frühjahr 2023 lagen die Preise für ältere Einfamilienhäuser um knapp 3% über dem Vorjahresniveau. Im vergangenen Jahr hatte es noch einen Anstieg um mehr als 14% gegeben. Diese bundesweiten Durchschnittswerte gelten für die Vermittlungstätigkeit der LBS.

Für gebrauchte Reihenhäuser und Eigentumswohnungen schwächte sich der Preisanstieg auf weniger als 2% ab. Im Jahr zuvor hatten die Preise um rund 13% zugelegt. Für den Neubau sieht es anders aus: Auch hier verringerte sich der Preisauftrieb, allerdings nicht so stark. Neue Reihenhäuser kosteten knapp 5% mehr, neue Eigentumswohnungen 8,5%.

Ein Haus für 15.000 Euro

Regional betrachtet bleibt der Süden Deutschlands am teuersten: München liegt mit 2,5 Mill. Euro im Mittel für ein gebrauchtes Einfamilienhaus vorn. Das bedeutet die Spitze der 995 Städte und Gemeinden, die die LBS erfasst hat. Ganz am Ende der Skala liegt Eisleben in Sachsen-Anhalt mit 80.000 Euro. Auch für die Extremwerte, die die Immobilienvermittler gemeldet haben, spielen München und Ostdeutschland eine wesentliche Rolle: Das teuerste freistehende Einfamilienhaus ist in München. 3,5 Mill. Euro beträgt der Preis. Derselbe Wert wurde auch für ein Objekt in Hamburg verlangt. Auf der anderen Seite rangiert ein Einfamilienhaus in der thüringischen Stadt Altenburg für 15.000 Euro.

Den Preisspiegel erheben die Immobiliengesellschaften von LBS und der Sparkassen jedes Jahr. 2023 beteiligten sich 581 Vermittler.

Mehr Eigenleistung und Kompromisse: Mit solchen Ideen wollen sich Menschen in Deutschland trotz gestiegener Finanzierungskosten den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen. Eine Umfrage der Landesbausparkassen ergibt aber auch, dass die Nachfrage nach Wohnimmobilien 2023 erstmals seit 2009 deutlich sinkt.

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