Wüstenrot kauft Aachener
Die aufgrund der niedrigen Zinsen maue Ertragslage der Bausparkassen setzt die Branche unter Druck. Die Übernahme der wirtschaftlich stark angeschlagenen Aachener Bausparkasse durch Wüstenrot ist ein weiterer Konsolidierungsschritt. Die bisherigen Eigner werden kerngeschäftsfernen Ballast los. igo Stuttgart – Die Bausparkasse des Finanzkonzerns Wüstenrot & Württembergische (W&W) will die Aachener Bausparkasse übernehmen. Der Kaufvertrag sei unterschrieben, die kartell- und aufsichtsrechtliche Zustimmung stehe noch aus, teilte W&W mit. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Verkäufer sind die Versicherer Arag, Barmenia, Continentale, Gothaer, HUK-Coburg, LVM, Mecklenburgische, Universa und WWK. Sie werden künftig exklusiv die Bausparprodukte von Wüstenrot vertreiben.Die Übernahme ist ein weiterer Schritt in der langsamen Konsolidierung des Bausparkassensektors. Ende 2017 kündigte die österreichische Bawag die Übernahme der Deutscher Ring Bausparkasse von den Basler Versicherungen und der Signal Iduna Gruppe an. Sie ist mittlerweile abgeschlossen. Bereits 2016 fusionierten die Landesbausparkassen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zur LBS Südwest und auch die Träger der LBS West und der LBS Schleswig-Holstein-Hamburg führen weiterhin Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss.Das Niedrigzinsumfeld hat in den vergangenen Jahren Löcher in die Bilanzen der Institute gefressen, insbesondere durch Altverträge mit hoher Verzinsung, die die Bausparkassen in Folge über Kündigungen loswerden wollten. Die Fälle wurden, mit einem Urteil zugunsten der Bausparkassen, bis zum Bundesgerichtshof verhandelt (vgl. BZ vom 22.2.2017).Große Institute wie Schwäbisch Hall oder Wüstenrot halten sich in diesem Umfeld zwar stabil. Kleine Bausparkassen, wie die Aachener, ächzen jedoch gewaltig, wie der Jahresabschluss 2017 zeigt: “Im operativen Geschäft decken die laufenden Erträge nicht die laufenden Aufwendungen. Nur durch Sondereffekte wie die Auflösung von stillen Reserven konnte 2017 ein ausgeglichenes Jahresergebnis erzielt werden”, heißt es darin. Das Ergebnis von 39 000 Euro vor Steuern wurde nur erreicht, weil durch Kündigungen – die mit einem Wegfall der Geschäftsgrundlage durch die Niedrigzinsen begründet wurden und vor Gericht landeten – sowie Wertpapierverkäufe Bestand und Bilanzsumme geschrumpft und ein Bewertungsergebnis von 14,7 Mill. Euro erzielt wurde. Erleichterung in AachenWüstenrot kauft mit der Aachener ein zusätzliches jährliches Neugeschäftsvolumen im mittleren dreistelligen Millionenbereich zu. 2017 waren es brutto nach Bausparsumme 536 Mill. Euro, während Wüstenrot auf 13,6 Mrd. Euro kam. Hinzu kommen die mit dem Kauf verbundenen Vertriebskooperationen mit den neun bisherigen Eignern. Diese werden künftig als exklusive Produktpartner Bauspar- und Baufinanzierungsprodukte von Wüstenrot vertreiben.Auch die Aachener selbst scheint erleichtert, dass sie nun bei einem größeren Institut unterkommt. “Ich begrüße es, dass die Aachener Bausparkasse nach wirtschaftlich überaus schwierigen Jahren eine starke Bausparkasse als Eigentümer bekommt”, wird Vorstandschef Christoph Bollrath in der Mitteilung zitiert. Für die bisherigen Eigner, die in den vergangenen Jahren nach Informationen der Börsen-Zeitung Eigenkapital nachschießen mussten, gehört Bausparen ohnehin nicht zum Kerngeschäft. Es sei schön, die Produkte ergänzend zum eigenen Versicherungsangebot zu haben, heißt es bei einem der Versicherungsunternehmen. Eine eigene Bausparkasse brauche man angesichts des schwierigen Marktumfelds dafür aber nicht unbedingt.Für Wüstenrot ist die Aachener der dritte Zukauf binnen zehn Jahren. 2009 erwarb Wüstenrot die Münchener Vereinsbank Victoria Bauspar AG und ein Jahr später die Allianz Dresdner Bauspar AG. Auch bei diesen Zukäufen weitete Wüstenrot ihr Vertriebsnetz, etwa durch Verträge mit der Allianz, aus. Die Aachener soll bis zum Abschluss der Transaktion unter der bisherigen Marke weitergeführt werden. Dann soll die Marke in Wüstenrot aufgehen. Bis auf Weiteres bleibe auch der Vorstand der Aachener an Bord. Eine Arbeitsplatzgarantie für die rund 300 Mitarbeiter will W&W nicht aussprechen. Es werde eine sozialverträgliche Lösung angestrebt, “falls nach gründlicher Analyse weitere Arbeitsplätze abgebaut werden müssten”, so W&W.—– Wertberichtigt Seite 8