Zahl der Attacken auf Geldautomaten steigt wieder
Zahl der Attacken auf Geldautomaten steigt
Täter schlagen in Hessen 38 Mal zu – Allianz aus Polizei und Kreditwirtschaft hält dagegen
fir Frankfurt
Die Zahl der Angriffe auf Geldautomaten hat in Hessen im Vergleich mit dem Vorjahr wieder zugenommen. Von 38 Fällen im bisherigen Jahresverlauf und damit fast so vielen wie im gesamten vergangenen Jahr (41) sprach der Präsident des Hessischen Landeskriminalamts, Andreas Röhrig, in einer Pressekonferenz am Freitag, an der Vertreter von Polizei und Kreditwirtschaft teilnahmen. In etlichen Fällen sei es bei Sprengversuchen geblieben. Die Beutesumme bezifferte Röhrig mit 3,8 Mill. Euro. Dazu kamen Sachschäden von geschätzt 6,8 Mill. Euro.
2022 wiesen die Zahlen für Hessen entgegen dem Bundestrend nach unten, hatte das Landeskriminalamt doch 2021 noch 56 versuchte und vollendete Sprengungen gezählt. War in Hessen in den vergangenen Jahren überwiegend der ländliche Raum betroffen, führte Röhrig aus, so habe sich das Kriminalitätsphänomen mittlerweile auf ganz Hessen ausgeweitet. Schwerpunkte seien dabei nicht erkennbar.
Von fünf Sprengungen binnen sieben Monaten berichtete der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Sparkasse, Ingo Wiedemeier. Den Auftakt machte im November eine Explosion in Praunheim, danach ging es Schlag auf Schlag. Dabei sei die Frankfurter Sparkasse viele Jahre nicht betroffen gewesen. In einer Filiale in Fechenheim, wo es im Juni knallte, seien gar vier Geldautomaten auf einmal gesprengt worden. Die Täter greifen nach Erkenntnissen der Ermittler vermehrt auf Festsprengstoffe zurück, die mehr Schaden anrichten als Gas.
Menschen nicht geschädigt
Menschen sind nach Angaben von Wiedemeier nicht zu Schaden gekommen. Der Sachschaden liege im einstelligen Millionenbereich und übersteige die Beute um ein Vielfaches. Allein aufgrund der Sprengungen seien noch keine Filialen geschlossen worden, sagte der Vorstandschef, bisher hätten stets betriebswirtschaftliche Gründe den Ausschlag gegeben.
Die Sprengungen werfen dem Geschäftsführenden Präsidenten des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen (SGVHT), Stefan G. Reuß, zufolge viele Sicherheitsfragen für die Standorte auf. In Sparkassen werde diskutiert, ob es vertretbar sei, Geldautomaten in einer Geschäftsstelle unterzubringen, über der Wohnungen liegen. "In Einzelfällen kann es dazu führen, dass Geldautomaten nach standortbezogenen Risikoprüfungen geschlossen werden müssen", sagte Reuß. Nicht weil sie aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht tragbar seien, sondern weil niemandem mehr zugemutet werden könne, dort Geldautomaten aufzustellen.
Allianz aus Banken und Polizei
In der "Allianz Geldautomaten" haben sich 60 hessische Kreditinstitute und die Polizei zusammengetan, um den Tätern das Handwerk zu legen bzw. Sprengungen zu verhindern. Die Banken rüsten Automaten technisch auf, das LKA nimmt etwa für Standorte Risikoanalysen vor.