Marktverwerfungen

Zentrale Kontrahenten erregen Argwohn der EZB

Die Modelle der Banken zur Ermittlung des Eigenkapitalbedarfs könnten einer Überprüfung unterzogen werden. Eine Überprüfung wäre im Sinne von Anlegern, die höhere Margins in guten Zeiten bevorzugten, schreibt die EZB im jüngsten Finanzstabilitätsbericht.

Zentrale Kontrahenten erregen Argwohn der EZB

bn Frankfurt

Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) in den vergangenen Jahren die Modelle der Banken zur Ermittlung des Eigenkapitalbedarfs unter die Lupe genommen und nachgebessert hat, sind mit den Marktverwerfungen im März 2020 die Berechnungen der zentralen Kontrahenten in ihren Fokus gerückt. Die Ereignisse im vergangenen Jahr legten nahe, dass ein besseres Verständnis dieser Modelle und möglicherweise deren Überprüfung wichtig sei, schreibt die EZB im jüngsten Finanzstabilitätsbericht.

Verspannungen hatten damals Interventionen der Notenbank zur Liquiditätsversorgung des Marktes erfordert. Nach einer Analyse macht die EZB nun empfindliche Ausschläge in den Modellen der Central Counterparties für Zins- und Kreditderivate als Haupttreiber dafür aus, dass seinerzeit im Derivatemarkt die anfänglichen Einschusspflichten (Initial Margins) in die Höhe schossen. Diese Modelle reagierten per Definition auf Volatilität, da sie künftigen Marktpreisänderungen gerecht werden sollten, schreibt die EZB. Im Übermaß prozyklisch kalibriert, könnten ihre Ausschläge jedoch Liquiditätsstress verstärken und Verkaufsdruck erzeugen. Jegliche Rekalibrierung der Modelle müsste auf einem Verständnis einer „übermäßigen Prozyklizität“ basieren. Eine Überprüfung wäre im Sinne von Anlegern, die höhere Margins in guten Zeiten bevorzugten, um das Risiko unerwartet hoher Nachschüsse in schlechten Zeiten zu senken.