Ziele für nachhaltige Entwicklung in der Vermögensanlage

Der Markt für nachhaltige Vermögensanlage wächst

Ziele für nachhaltige Entwicklung in der Vermögensanlage

Thomas RosenfeldVorstandsmitglied der Baden-Württembergischen Bank (BW-Bank)Die Nachfrage nach Kapitalanlagen, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, steigt stetig. Dahinter steckt der Wunsch vieler Anleger, neben den Faktoren Risiko und Rendite auch nachhaltige Aspekte in der Vermögensanlage zu berücksichtigen. In den letzten Jahren verzeichnete der deutsche Markt, wie der Fachverband Forum für Nachhaltige Geldanlagen (FNG) berichtet, einen stetigen Anstieg an Volumen in Mandaten und Investmentfonds mit einer nachhaltigen Ausrichtung.Mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die 2015 auf dem Gipfel der Vereinten Nationen von allen Mitgliedstaaten verabschiedet wurde, schuf die internationale Staatengemeinschaft Rahmenbedingungen für wirtschaftlichen Fortschritt im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit unter Berücksichtigung der ökologischen Grenzen der Erde. Die damit verbundenen 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung – Sustainable Development Goals (SDG) – bilden seitdem häufig den Rahmen, nach dem Unternehmen mit Blick auf Nachhaltigkeit bewertet werden.Besonders interessant ist, wie der Markt auf die steigende Nachfrage und die stetige Professionalisierung der Ansprüche der verschiedenen Investorengruppen reagiert. Gerade bei der Investorengruppe der Stiftungen, kirchlichen Institutionen und Wohlfahrtsorganisationen nehmen wir einen sehr differenzierten Anspruch an die verschiedenen Nachhaltigkeitsparameter wahr. So kann es durchaus auch sein, dass einer Stiftung, die sich der Erhaltung und dem Schutz der Natur verschrieben hat, ein reiner Ausschluss von Versorgern mit Öl-, Kohle oder Atomstrombezug mittlerweile zu wenig ist. In diesem Fall werden beispielsweise Unternehmen, die einen zusätzlichen positiven Effekt für den ganz individuellen Stiftungszweck haben, in der Anlagenallokation aktiv nachgefragt. Hier stößt das traditionelle Research zum Teil an seine Grenzen. Auf welcher Basis erfolgt eine Einsortierung dieses zusätzlichen positiven Effekts? Und wie gewährleistet die Bank in der Beratungsfunktion eine fundierte Entscheidung über einen zeitlichen Horizont hinweg?Als Orientierung dienen der BW Bank hierbei die 17 UN-Ziele und die damit verbundenen Kriterien. Bei der Bewertung prüfen wir, inwieweit ein Unternehmen auf eines oder mehrere der SDGs einzahlt. Bei der Konzeptionierung und Pflege des Filters arbeiten wir zudem mit unabhängigen Experten zusammen. Das Besondere an diesem innovativen Ansatz: Daten und Einschätzungen mehrerer renommierter Ratingagenturen im Nachhaltigkeitssegment sowie andere Quellen (Nichtregierungsorganisationen, Vereinte Nationen etc.) werden verarbeitet und bilden ein Ratingergebnis, welches weit über den Ansatz klassischer Ratingagenturen hinausgeht. So können nahezu alle Länder und gelisteten Unternehmen fortlaufend analysiert und dauerhaft nach den UN-Zielen bewertet werden. Ganz unabhängig davon bleiben im nachhaltigen Anlagehorizont der BW-Bank Branchen wie etwa die Tabakindustrie, Glücksspiel oder Rüstungsunternehmen kategorisch ausgeschlossen. Mit neuartigen Produktlösungen ermöglichen wir damit den Kunden in der Vermögensanlage den Schritt vom reaktiven Ansatz (“Wir schließen Unternehmen X aus, weil …”) hin zum proaktiven Ansatz (“Wir investieren in Unternehmen X, weil …). Dabei bieten wir diesen Ansatz zum einen höchst individuell, im Rahmen einer individuellen Vermögensverwaltung, auf die Präferenzen des Kunden zugeschnitten an. Für kleinere Anlagesummen gibt es auf der anderen Seite Fondslösungen, die sich ebenfalls an den SDG-Kriterien der Vereinten Nationen orientieren. Diese Investmentfonds bieten unter Berücksichtigung verschiedener Rendite-Risiko-Profile die Möglichkeit, eine doppelte Rendite zu erwirtschaften. Durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien in ihren Anlageentscheidungen verändern private und institutionelle Investoren durchaus auch die Spielregeln. Indem das Kapital verstärkt bei verantwortungsbewusst handelnden Unternehmen landet, beschäftigen sich viele Firmen mit dem Thema und passen ihre Geschäftsstrategie entsprechend an.Entscheidend ist, dass sich die Kunden mit ihrer Anlage identifizieren können und sich gut beraten fühlen. Langfristiger, nachhaltiger Erfolg ist nur möglich, wenn die Kundinnen und Kunden zufrieden sind. Aus diesem Grund investieren wir sowohl in innovative Lösungen auf dem Gebiet nachhaltiger Vermögensanlagen als auch in die Schulung und Weiterbildung unserer Beraterinnen und Berater. Damit verbinden wir nachhaltige Anlagemöglichkeiten mit unseren langjährigen Kundenbeziehungen und dem zukunftsgestaltenden Thema Nachhaltigkeit.