Retail Banking

Zinsanstieg beflügelt Privatkundengeschäft der Deutschen Bank

Der Zinsanstieg hat der Privatkundenbank im zweiten Quartal satte Ertragszuwächse beschert. Derweil zogen die Kosten an. Von der kürzlich abgeschlossenen Übertragung der Kundendaten der Postbank auf eine gemeinsame Plattform erhofft sich die Deutsche Bank ab 2025 jährliche Einsparungen in der IT von 300 Mill. Euro. Im nächsten Schritt wird das Postbank-Rechenzentrum abgewickelt.

Zinsanstieg beflügelt Privatkundengeschäft der Deutschen Bank

Zinsanstieg beflügelt das Privatkundengeschäft

Ertragszuwachs um ein Zehntel – Nach Übertragung auf Deutsche-Bank-Plattform wird Postbank-IT abgewickelt

fir Frankfurt

Die Privatkundenbank hat dank Zinsanstiegs im zweiten Quartal den Vorsteuergewinn im Vergleich mit dem Vorjahr um 58% auf 171 Mill. Euro gesteigert. Die Erträge wuchsen um 11% auf 2,4 Mrd. Euro, in Deutschland sogar um 16% auf 1,535 Mrd. Euro. Den Auftrieb begründet das Institut mit höheren Erträgen bei Einlagenprodukten und ausgeweiteten Zinsmargen, was geringere Provisionen und Erträge im Kreditgeschäft mehr als wettmachte. Nettomittelzuflüsse trugen mit 7 Mrd. Euro zum Wachstum der verwalteten Vermögen um insgesamt 10 Mrd. auf 541 Mrd. Euro bei. Die Kreditrisikovorsorge nahm um die Hälfte auf 147 Mill. Euro zu, die zinsunabhängigen Aufwendungen schwollen wegen Restrukturierungs- und Prozesskosten um 26% auf 2,1 Mrd. Euro an.

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300 Mill. Euro an jährlichen Einsparungen verspricht sich die Deutsche Bank ab 2025 von der Anfang des Monats abgeschlossenen Migration der Postbank-IT auf die eigenen Systeme. Das Projekt “Unity” wurde in vier Wellen durchgeführt und hat die Daten von 12 Millionen Postbank-Kunden, darunter etwa 350.000 Corporate-Banking-Kunden, mit 7 Millionen Deutsche-Bank-Kunden auf einer gemeinsamen IT-Plattform vereint. Zwischen 50 Mrd. und 100 Mrd. Datensätze seien übertragen worden, sagt Stefan Peschke, IT-Leiter der Privatkundenbank Deutschland, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Er und Karsten Rösch verantworteten als Co-Programmleiter IT und Business das Mammut-Projekt, mit dem 2.800 Mitarbeiter betraut waren. Vor gut drei Jahren sei es angelaufen, die Migration seitdem knapp 40-mal geübt worden, berichtet Peschke. Die eigentliche Migration begann Ostern 2022.

Von 2025 an voller Einspareffekt

„Wir erwarten einen sukzessiven Hochlauf in den Jahren 2023 und 2024, der dann zum Jahr 2025 den vollen Effekt von rund 300 Mill. Euro an Einsparungen realisiert“, sagt Rösch. Dadurch, dass nun beide Marken auf einer IT-Plattform laufen, werde schon jetzt ein “substanzieller Einspareffekt” erzielt, ergänzt Peschke. „Wir haben 483 Anwendungen im Postbank-Rechenzentrum. In der Sekunde, in der ich eine abschalte, habe ich einen Einsparungseffekt. Natürlich schalten wir nicht alle Anwendungen am 31.12.2024 ab, sondern wir werden in diesem Jahr vielleicht 100 Applikationen abgeschaltet haben und den Rest im kommenden Jahr.“

Sukzessive abgestellt

Seit Abschluss der Migration wird das Rechenzentrum der Postbank abgewickelt. Nach Beseitigung von einigen verbliebenen historischen Daten werde damit begonnen, die IT-Systeme abzustellen, erläutert Peschke das weitere Vorgehen. “Dieses Abschalten heißt, nicht einfach den Stecker zu ziehen, sondern es folgt einem regulierten Prozess.“ Dazu gehöre etwa, sich Migrationskontrollkonten anzunehmen und Daten zu archivieren. „Dann erst folgt das Abschalten der Software-Anwendungen. Wenn das erledigt ist, muss die Hardware ausgeräumt werden. Und dann gehen wir mit dem Besen durch und geben das Rechenzentrum zurück.“ Es geht an Tata Consultancy Services (TCS). Dort seien auch die Mitarbeiter in Folgeprojekten beschäftigt, heißt es. Entlassungen von IT-Personal gebe es keine im Zuge von “Unity”.

Die Migration verlief nicht immer reibungslos und hat zu Verdruss geführt. In den Callcentern meldeten sich im Gefolge der IT-Umstellung sehr viele Kunden, die vor allem Fragen zu und auch Anfangsschwierigkeiten im Umgang mit der neuen App und dem Online Banking haben. Die Systeme liefen aber stabil, dahingehend seien keine Störungen zu verzeichnen, so die Deutsche Bank.

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