Zinstief beschert Commerzbank Gewinneinbruch
bn Frankfurt – Die Commerzbank hat im Startquartal aufgrund des Zinstiefs und einer schwächelnden Mittelstandsbank einen Gewinneinbruch erlitten. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum reduzierte sich das operative Ergebnis um 59 % auf 273 Mill. Euro. “Offen gesagt, das erste Quartal war sehr herausfordernd”, erklärte Finanzvorstand Stephan Engels Journalisten in einer Telefonkonferenz. Während ein schwieriges Marktumfeld demnach in erster Linie die Investment-Banking-Sparte Corporates & Markets sowie das Treasury bremste, setzte dem Privatkundengeschäft und der Mittelstandsbank vor allem das Zinsumfeld zu.Die Erträge vor Risikovorsorge verminderten sich im Lichte des Zinstiefs binnen Jahresfrist um 17 % auf 2,3 Mrd. Euro. Dabei sank die Risikovorsorge angesichts einer günstigen Konjunkturlage konzernweit nochmals um 10 Mill. auf 148 Mill. Euro, von welchen 74 Mill. allein auf Schiffe entfielen. Trotz einer bereits fürs gesamte Jahr verbuchten europäischen Bankenabgabe von 143 Mill. Euro sowie der Bankensteuer in Polen von 13 Mill. drückte das Institut den Verwaltungsaufwand um 3 % auf knapp 1,9 Mrd. Euro. Dennoch ließ der Ertragsrückgang die Kosten-Ertrags-Quote im operativen Geschäft binnen Jahresfrist von 70,3 % auf 81,8 % in die Höhe klettern, und die Eigenkapitalrendite aufs Konzernergebnis fiel von 6,6 % auf 2,8 %.Der Ausblick auf das Gesamtjahr fällt mau aus. Angesichts des verhaltenen ersten Quartals werde es “deutlich ambitionierter, das Konzernergebnis des Jahres 2015 zu erreichen”, teilt die Bank mit. Nahezu wortgleich hatte vor knapp zwei Wochen bereits der Ende April scheidende Vorstandsvorsitzende Martin Blessing die Erwartungen ans laufende Jahr gedämpft.Von den vier operativen Sparten vermochte allein das Privatkundengeschäft seinen Betriebsgewinn zu erhöhen, und dies auch nur dank eines Einmaleffekts. Eine Sonderdividende der Euro Kartensysteme GmbH, eines gemeinsamen Kreditkartenunternehmens der deutschen Banken und Sparkassen, über 44 Mill. Euro schönte den Zinsüberschuss der Sparte. Ohne diesen Effekt wäre das operative Ergebnis im Privatkundengeschäft nicht um 22 % auf 191 Mill. Euro gestiegen, sondern um 6 % auf 147 Mill. Euro gefallen, wie aus einer Präsentation hervorgeht. Mit einem Kreditwachstum um 8 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und 59 000 Neukunden seien die Belastungen durch das Negativzinsumfeld gedämpft worden, hieß es. Ungeachtet der Neukundenakquise indes ließ Zurückhaltung der Kunden den Provisionsüberschuss der Sparte um 46 Mill. Euro sinken.In der Mittelstandsbank brach das operative Ergebnis derweil um 43 % auf 209 Mill. Euro ein, weil bei steigenden Depositenvolumina die negativen Einlagezinsen der Notenbank umso stärker zu Buche schlugen. Obwohl sich die Einlagenbasis dort binnen Jahresfrist um 10 % ausweitete und das Kreditvolumen zum Vorquartal den Angaben der Bank zufolge um 3 % zulegte, ging der Zinsüberschuss seit dem Startquartal 2015 um 10 % zurück. Tochter in Polen floriertEin Lichtblick war unterdessen die Sparte Zentral- und Osteuropa. Dort sank das Betriebsergebnis zwar um 11 Mill. auf 77 Mill. Euro. Hätte aber die Veräußerung des Versicherungsgeschäfts im Startquartal 2015 nicht das Ergebnis geschönt, wäre der Gewinn nach Angaben der Bank indes ungeachtet der polnischen Bankensteuer um 83 % gestiegen, weil die polnische Tochter M Bank neue Kunden gewann und zudem ihre Zinsmarge ausweitete. Im Investment Banking schnurrte das Betriebsergebnis dagegen infolge schwacher Aktienmärkte und Zurückhaltung an den Primärmärkten um 72 % auf 82 Mill. Euro zusammen. Das neue Segment Asset & Capital Recovery, in dem die Bank 17 Mrd. Euro an abzuwickelnden Portfolien zusammengefasst hat, fuhr einen Betriebsverlust von 122 Mill. Euro ein.