Zinstief halbiert Renditen von Pensionskassen
jsc Frankfurt – Auf die Pensionseinrichtungen in Deutschland kommen laut einer Studie weitere Belastungen zu: Da die Rendite, die Investoren über einen Zeitraum von zehn Jahren realistischerweise erwarten können, seit 2014 von 3,9 auf 2,0 % gefallen sei, rücke das Anlageziel vieler Pensionseinrichtungen in die Ferne, warnt die Beratungsgesellschaft Willis Towers Watson. Für die Einrichtungen zeichne sich somit eine Zunahme der Verpflichtungen ab.”Unmittelbar bemerkbar” ist die Belastung demnach bei der an Marktwerten orientierten Bewertung nach IAS 19, aber auch bei der an langfristigen Werten orientierten Festlegung des Rechnungszinses, wie sie nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) üblich ist, steigt die Belastung. “Im Falle von Trägerunternehmen hat dies einen direkten Einfluss auf die Gewinn-und-Verlust-Rechnung und somit auch starke Auswirkungen auf die Ausschüttungsfähigkeit”, warnen die Autoren. Auch die Senkung des HGB-Rechnungszinses, die zuletzt durch eine Änderung im Gesetz möglich wurde, bringt dem Bericht zufolge keine ausreichende Entlastung. In Deutschland hat Willis Towers Watson zur Jahresmitte Unternehmen und Pensionseinrichtungen mit einem Vermögen von rund 90 Mrd. Euro untersucht. Regulierung prägt AnlageKritik übt die Gesellschaft an den gesetzlichen Vorgaben, die einer Anlage in riskantere, aber renditeträchtigere Anlageklassen im Weg stünden. So erschwerten die Anlageverordnung und Solvency II, das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) sowie steuerliche Anreize Investitionen in “illiquide” Anlageklassen, die sich nicht ohne Weiteres veräußern lassen. Dazu zählen etwa Beteiligungen an öffentlichen Infrastrukturvorhaben oder an Unternehmen jenseits der Börse (Private Equity). Dabei seien die Einrichtungen als langfristige Investoren “ideal aufgestellt, um sich das Illiquiditätsrisiko entlohnen zu lassen”, wie die Autoren meinen. Die Investitionen in Kreditfonds werden laut Bericht voraussichtlich zunehmen, nachdem die Finanzaufsicht BaFin im vergangenen Jahr per Rundschreiben die Vorgaben gelockert hat. Die Immobilienquote ist als Reaktion auf das Zinstief bereits gestiegen. Stärker als zuvor setzen die Investoren laut Bericht bereits auf verschiedene Anlageklassen.Der Anteil an Anleihen, die insgesamt geringere Risiken, aber auch niedrigere zu erwartende Renditen aufweisen, liegt in Deutschland bei 62 % und damit höher als im Ausland; die Aktienquote ist mit 25 % im internationalen Vergleich derweil gering. So kommen die USA auf ein umgekehrtes Zahlenverhältnis – 23 % Anleihen, 47 % Aktien -, und auch Pensionseinrichtungen aus anderen Staaten gehen dem Bericht zufolge höhere Risiken ein. Die Diskrepanz habe auch “regulatorische oder historisch-kulturelle Hintergründe”, hält der Bericht fest.Allerdings steigen die Investitionen in Staats- und Unternehmensanleihen aus anderen Währungen, um höhere Zinsen einzufahren. Auch sind die Aktienportfolios zunehmend international aufgestellt.