Zinsverzicht in der Kritik

Pfandbriefbanken fürchten ausufernde Kreditstundung - Regulierung soll Kreditvergabe nicht gefährden

Zinsverzicht in der Kritik

Die Pfandbriefbanken und -märkte sind auch nach mehreren Wochen Coronakrise stabil, heißt es beim Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP). Die staatlichen Stützungsmaßnahmen finden insgesamt Zustimmung, nicht aber einzelne Aspekte wie ein möglicher Zinsverzicht nach Kreditstundung. tl Frankfurt – Die Pfandbriefbanken können mit den Belastungen durch die Coronakrise gut umgehen, die Liquidität ist “auskömmlich”. Das sagte der Präsident des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP), Louis Hagen, auf der Jahrespressekonferenz des Verbands. “Der Pfandbriefmarkt ist funktionsfähig und zeichnet sich durch eine hohe Stabilität aus”, ergänzte Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt, auch wenn es bisher in der Krise bisher keine Pfandbriefemissionen deutscher Emittenten gab.Mit den staatlichen und aufsichtlichen Maßnahmen zur Krisenbekämpfung zeigten sich beide grundsätzlich zufrieden, forderten aber weitere Entlastungen. Die Kreditstundungen für Verbraucher stoßen zwar aus politischen Gründen auf Verständnis, infrage gestellt werden aber die zinslose Stundung und eine mögliche Verlängerung über die bisher beschlossenen drei Monate bis 30. Juni hinaus. Ob für die drei Monate tatsächlich keine Zinsen zu zahlen sind, ist allerdings umstritten, da es dazu im Gesetz keine explizite Regelung gibt. Von einer Ausweitung der Kreditstundungen auf Unternehmen rät Tolckmitt dringend ab. Stattdessen spricht er sich für privatwirtschaftliche Lösungen zwischen Banken und den gewerblichen Kreditnehmern aus.Der VDP-Hauptgeschäftsführer will auch erreichen, dass gestundete Kredite, sei es auf gesetzlicher Grundlage oder durch eine privatwirtschaftliche Vereinbarung, nicht als Non-Performing Loans eingestuft werden. Das würde höhere Eigenkapitalbelastung der Banken, Neubewertungen der Immobilien und, da diese vermutlich in Krisenzeiten deutlich niedriger bewertet werden, Einzelwertberichtigungen zur Folge haben, warnt Hagen vor prozyklischen Wirkungen.Von der EZB wünscht sich der VDP-Hauptgeschäftsführer, dass ungedeckte Forderungen bei der EZB eingereicht werden können ebenso wie nichtgeratete Pfandbriefe durch die emittierenden Banken selbst. “Darüber sind wir weiter im Gespräch mit dem System der europäischen Zentralbanken.” Die Arbeit geht weiter”Die Arbeit an den Regulierungsprojekten geht weiter”, stellt Tolckmitt fest. Allerdings werde die EU-Kommission vermutlich Ende April ein aktualisiertes Arbeitsprogramm veröffentlichen, das einige Verschiebungen bei der Umsetzung der Regulierungsprojekte vorsehen werde. Basel III/IV dürfte nach bisherigen Informationen nicht nur später umgesetzt werden, sondern auch inhaltlich könnten sich noch Änderungen ergeben. Die Regelungen sollten daraufhin überprüft werden, “wie sie im Zusammenspiel mit der Kreditversorgung der Realwirtschaft im Gefolge der Covid-Pandemie wirken”. Dies gelte für alle Großvorhaben, die Banken betreffen, ist dem VDP laut Tolckmitt von der EU-Kommission versichert worden. Änderungen “in einigen zentralen Punkten” seien durchaus möglich. “Jeder Euro, den Institute in zunehmende Regulierung stecken, steht eben nicht für die Kreditvergabe zur Verfügung”, betont der VDP-Hauptgeschäftsführer.Die VDP-Mitgliedsinstitute haben sich im 1. Quartal mit einem Emissionsvolumen von 28,6 Mrd. Euro schon vorsorglich mit Liquidität versorgt. Davon waren 19,6 Mrd. Euro Hypothekenpfandbriefe und 9 Mrd. Euro öffentliche Pfandbriefe. Papiere für etwas mehr als 9 Mrd. Euro wurden bei der EZB als Sicherheiten zur Liquiditätsbeschaffung eingereicht. Ob das vor der Krise prognostizierte Jahres-Emissionsvolumen von 48 Mrd. Euro erreicht wird, will Tolckmitt zur Jahresmitte prüfen.Die Renditen zwischen Bundesanleihen und Pfandbriefen liefen seit Beginn der Krise im Sekundärmarkt wieder auseinander, vor allem weil sich die Bund-Spreads infolge der fallenden Renditen verengt hätten, erläutert Tolckmitt. Dagegen hätten sich die Pfandbrief-Spreads kaum verändert (s. Grafik). Bei Privatplatzierungen habe es seit Krisenbeginn keine wesentlichen Spreaderweiterungen im Vergleich zu vorherigen Emissionen gegeben.Auf den Immobilienmärkten rechnet der VDP bis Ende 2021 mit leichten Nachfrage- und Preisrückgängen, mit stärkeren bei Handels- und Hotelimmobilien, auf drei bis fünf Jahre aber wieder mit leichten Preissteigerungen (außer im Handel). Auf den deutschen Immobilienmärkten werde es keine Panikverkäufe geben, ist sich Hagen sicher, massive Preisrückgängen seien nicht zu erwarten.