WAS EINE ZINSWENDE BEDEUTET

Zinswende stellt Banken vor Dilemma

Ein angemessenes Tempo lässt sich nur schwer justieren - Risiken in der Bilanz

Zinswende stellt Banken vor Dilemma

bn/jsc Frankfurt – Eine Wende in der Politik des billigen Geldes wird von den Banken ersehnt und stellt sie doch vor ein Dilemma: Steigen die Zinsen zu langsam, wird dies die Erträge im Kreditgeschäft zerreiben, weil höher verzinste Forderungen sukzessive auslaufen, während das Neugeschäft zugleich weniger einbringt. Steigen die Zinsen hingegen zu schnell, schießen die Refinanzierungskosten in die Höhe. Eine Zinswende ist somit ein heikles Unterfangen – nicht nur für Banken.In einer neuen Serie “Was eine Zinswende bedeutet” beleuchtet die Börsen-Zeitung die Folgen einer möglichen Zinswende. Ob und wie schnell die Sätze tatsächlich steigen werden, ist in Bankzentralen und an den Börsen umstritten – doch früher oder später muss die Europäische Zentralbank Abstand von der Politik des billigen Geldes nehmen, will sie die Banken nicht durch einen immer weiter sinkenden Zinsüberschuss übermäßig belasten. Die Börsen-Zeitung untersucht die Folgen für Kreditwirtschaft und für einzelne Institute, für Versicherer und Fondshäuser, Immobilieninvestoren und Bausparkassen, für Aufseher und Notenbanken.Die Risiken einer Wende zeichnen sich deutlich ab: Schon die geringste Aussicht auf einen Rückzug der Notenbank aus ihrer ultralockeren Geldpolitik löst am Primärmarkt Wellen aus. So haben sich die Risikoaufschläge bei Neuemissionen nach Ankündigung der EZB, das Volumen der Anleihekäufe zu begrenzen, merklich erhöht, wie aus dem Markt berichtet wird. Zugleich fragen Kritiker, ob die EZB den Zeitpunkt für einen Ausstieg nicht längst verpasst hat. Die Zinsunterschiede zwischen dem Dollar- und dem Euroraum sind so hoch wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr, während zugleich eine zunehmend flache Zinsstrukturkurve ein Abkühlen der US-Konjunktur andeutet. Eine behutsame Wende der Geldpolitik wird vor diesem Hintergrund schwer.Die Bundesbank blickt sorgenvoll auf die Bilanzen der Banken. Risiken entstehen, weil Kreditinstitute das Prinzip der Fristentransformation weitgehend ausreizen, sich also besonders kurzfristig refinanzieren und die Mittel sehr langfristig weitergeben. “Die mit dieser Bilanzstruktur eingegangenen Zinsänderungs- und Liquiditätsrisiken dürften sich im Falle eines Zinsanstiegs jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit materialisieren und sich dann negativ auf die Ertragslage auswirken.” Zudem dürften steigende Zinsen manchen Schuldner aus der Kurve tragen. Banken, die zuletzt Risikovorsorge auflösen konnten, werden somit steigende Belastungen verbuchen.—– Bericht Seite 3