Zuhörer
jsc – Die Rettung der Welt und die Regulierung der Finanzbranche sind stets mit Emotionen verbunden, wie auch Karsten Löffler von der privaten Hochschule Frankfurt School weiß: Als Vorsitzender des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung ist er in diplomatischer Mission unterwegs, denn er muss nicht nur 37 eigenständige Beiratsmitglieder zusammenhalten, die mitunter enthusiastisch für einen Wandel des Finanzwesens eintreten, sondern die Arbeit des Beirats auch gegen gallige Kritik aus der Branche verteidigen, die eine Regulierungswelle befürchtet. Ziel ist, Deutschland zum “führenden Standort für nachhaltige Finanzen” zu machen, wie die SPD-geführten Bundesministerien für Umwelt und Finanzen vorgeben.Unter Finanzverbänden hat sich Ärger aufgestaut. Die Deutsche Kreditwirtschaft als Sprachrohr der Banken und Sparkassen moniert, dass es im Beirat an Finanzierungsexpertise mangele, der Fondsverband BVI sieht einen Fokus auf Einzelpersonen, die nicht die Position der Wirtschaft widerspiegelten, und der Versichererverband GDV kritisiert die Rolle von zivilgesellschaftlichen Gruppen, die in die Eigenkapitalregulierung eingreifen wollten, wie die jeweiligen Vertreter Christian Ossig, Thomas Richter und Klaus Wiener im Oktober im Gespräch mit der Börsen-Zeitung kritisiert hatten. Finanzstaatssekretär Jörg Kukies und Löfflers Beiratskollegin Kristina Jeromin, die Nachhaltigkeitsexpertin der Deutschen Börse, ließen auf einer Konferenz wenig später ihren Ärger erkennen, während sich Löffler diplomatisch zeigte: “Der heutige Tag ist für uns insbesondere wichtig, weil wir zuhören wollen.”Damit ist Löffler sanft in der Sprache, was die Härte der nahenden Auseinandersetzung überdeckt: Der Beirat sieht laut einem Thesenpapier die Rolle der Finanzwirtschaft in der “Allokation und gezielten Lenkung der Finanzströme”, um einen Beitrag zur Begrenzung des Klimawandels zu leisten – das umfasst etliche Bereiche: Nachhaltigkeitskriterien im Risikomanagement, einheitliche Offenlegungspflichten, eine Vorreiterrolle der vermögenswirksamen Leistungen, der Riester- und Rürup-Rente sowie der betrieblichen Altersvorsorge, einen leichten Zugang für Kunden und Schulungen für Mitarbeiter. Die Ziele sind noch unkonkret, belegen aber einen breiten Anspruch.Der Beirat soll mehr liefern als nur einen kleinsten gemeinsamen Nenner. Mitarbeiter aus der Finanzbranche, darunter von Allianz und Münchener Rück, Deutscher Bank und DZ Bank, Deka und Union Investment, sind als Experten, nicht aber als Firmenvertreter geladen. Mit Organisationen wie Südwind, Germanwatch, Urgewald und WWF sitzen sie an einem Tisch. Die Verbände haben in dem Gremium nur Beobachterstatus. Löfflers Rhetorik ermöglicht es ihnen immerhin, ihre Rolle gesichtswahrend zu ertragen.