Zukauf macht sich bezahlt
mic München
– Die Merkur Privatbank geht nach der Integration der Bank Schilling und einem Rekordjahr 2020 optimistisch in das laufende Jahr. Der persönlich haftende Gesellschafter Marcus Lingel rechnet ungeachtet der Pandemie damit, dass die größte inhabergeführte Privatbank Süddeutschlands das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit auf jeden Fall halten und vielleicht nochmals steigen kann.
Für das Ergebnis 2021 komme es darauf an, wie gut das Geschäft mit der Vermögensanlage laufe, sagte Lingel in der Online-Bilanzpressekonferenz. In den ersten zwei Monaten habe die Merkur Privatbank netto, also ohne Kursveränderungen, 30 Mill. Euro zusätzlich akquirieren können. Im vergangenen Jahr betrug das Nettowachstum 152 Mill. Euro, so dass die Assets under Management brutto um 288 Mill. Euro auf 1,8 Mrd. Euro zulegten. „Wir haben keinen Konzern im Nacken“, begründete Lingel den starken Zuspruch. Die Merkur Privatbank biete eine individuelle Vermögensberatung.
Der Provisionsertrag aus der Vermögensanlage sprang von 5 Mill. Euro auf 16,7 Mill. Euro – damit kommen gut drei Viertel des gesamten Provisionsüberschusses und gut ein Fünftel des kombinierten Zins- und Provisionsüberschusses aus dieser Quelle. Zuvor war die damalige Merkur Bank hauptsächlich im Bauträgergeschäft engagiert. Bei allen Vergleichszahlen ist allerdings zu beachten, dass die im Jahr 2019 zugekaufte Bank Schilling nur drei Monate lang konsolidiert wurde.
Nach dem Zukauf sieht Lingel die Privatbank in einer Immobilienkrise – die nicht absehbar sei – viel stabiler als vor vier Jahren aufgestellt. Seine Bilanz: „Die Übernahme der Bank Schilling war für die Merkur Privatbank eine absolut richtige Entscheidung.“ Man habe, obwohl man nur 90 Personen beschäftigt habe, ein Haus mit 250 Mitarbeitern übernommen und erfolgreich integriert. Die Bank habe zugleich die Corona-Pandemie arbeitstechnisch bewältigt. Mit Blick auf die Belegschaft fügte er hinzu: „Das ist eine ganz tolle Leistung.“ Nun habe die Merkur Privatbank viele Wachstumsfelder und brauche keine weitere Übernahme.
Die Prognose für das laufende Jahr hielt Lingel unspezifisch. „Es weiß keiner, was dieses Jahr und die nächsten Jahre auf uns zukommt“, sagte er mit Blick auf die Pandemiefolgen. Die Privatbank habe die Risikovorsorge im vergangenen Jahr von 1,2 Mill. Euro auf 5,6 Mill. Euro aufgestockt, um für künftige Risiken gerüstet zu sein.
Nach der größten Kapitalerhöhung in der Geschichte der Bank im Jahr 2019 kündigte Lingel eine neue Dividendenpolitik an. Diese werde nach der Pandemie veröffentlicht. Details nannte der Vorsitzende der Geschäftsleitung nicht, aber offenbar ist auch an eine höhere Ausschüttungsquote gedacht. Bisher soll die Dividende bis zu 50% des Nettogewinns betragen. Im vergangenen Jahr hatte die Bank sich über die kritische Haltung der Bankenaufsicht zu Dividenden hinweggesetzt und trotzdem Geld an die Aktionäre überwiesen. So will es Lingel auch in diesem Jahr halten: „Bei diesem guten Ergebnis steht uns zu, auch etwas ausschütten zu können.“
Sein Fazit für das vergangene Jahr ist rundum positiv: „Wir sind richtig stolz auf 2020.“ Das Kreditvolumen stieg um 12,5% auf 2,2 Mrd. Euro, die Einlagen legten um 15,3% auf 2,1 Mrd. Euro zu. Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit erhöhte sich um 242% auf 19,3 Mill. Euro, das Ergebnis pro Aktie stieg – vergleichbar gerechnet – um 56% auf 1,06 Euro (siehe Tabelle).