Zukunft im Zahlungsverkehr heißt "App statt analog"

Bundesbank: Girocard europatauglich machen

Zukunft im Zahlungsverkehr heißt "App statt analog"

kb Frankfurt – Die Zukunft des Zahlungsverkehrs kann man auf die einfache Formel “App statt analog” bringen, wie Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz am Mittwoch auf der Euro Finance Week in Frankfurt sagte. Dafür sei aber noch einiges nötig. Allein ein Blick über die Landesgrenzen zeige, dass andere beherzt Initiativen ergreifen. Schließlich gehe es darum, sich im zunehmenden Wettbewerb mit innovativen Technologien zu positionieren.Eine davon seien Echtzeitzahlungen (Instant Payments). Die Bundesbank werde ihr Target Instant Payment Settlement System TIPS Ende dieses Monats in Betrieb nehmen und hofft Balz zufolge, möglichst schnell viele Teilnehmer zu gewinnen. Inzwischen sei etwa die Hälfte der europäischen Zahlungsverkehrsteilnehmer mindestens passiv Instant-Payment-fähig, könne also solche Zahlungen empfangen, aber viele könnten diese noch nicht senden. Die passive Erreichbarkeit reiche aber nicht aus, um die Zukunftsfähigkeit der Branche zu sichern. “Es braucht für Instant Payment einen Effizienzschub”, forderte Balz deshalb die Kreditinstitute auf, ihre internen Systeme fit zu machen, da sonst andere ihnen den Rang ablaufen würden.Zudem müssten im Zahlungsverkehr bequeme und sichere Apps verfügbar sein. Man müsse deshalb “die Girocard aufwerten und europatauglich machen”, indem die Abwicklung von grenzüberschreitenden Instant-Payment-Zahlungen ermöglicht werde. Balz monierte, dass man es verpasst habe, einen gemeinsamen europäischen Kartenzahlungsmarkt mit einheitlichen Standards zu etablieren. Inzwischen gestartete europäische Initiativen im grenzüberschreitenden Kartenzahlungsverkehr begrüße die Bundesbank, so Balz. Auch beim Thema kontaktloses Bezahlen per Karte sieht Balz noch Nachholbedarf. Erst Ende nächsten Jahres seien dann auch nur drei Viertel aller Girocards mit der Kontaktlos-Funktion ausgestattet. “Es wäre wünschenswert, wenn alle Girocards darüber verfügen könnten und kontaktlos zu einem Allgemeingut wird”, betonte Balz.Noch seien Karten der wichtigste elektronische Zahlungsverkehrskanal, doch die Konkurrenz durch mobile und Internet-Bezahlverfahren nehme zu. Insofern sei die steigende Anbindung von Händlern an Paydirekt, das online Bezahlverfahren der deutschen Kreditwirtschaft, zwar “durchaus ermutigend”, jedoch seien weitere Anstrengungen erforderlich, mahnte Balz.Die Zukunftsfähigkeit der Branche hänge aber auch an den Plattformen im Rahmen des Open Banking. “An Plattformen führt kein Weg vorbei”, sagte Balz. So verlange die europäische Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 die Öffnung der Schnittstelle (API) zum Bankkonto des Kunden (vorausgesetzt, er stimmt dem zu) ab September 2019. Die Ausgestaltung der Schnittstelle sei aber für den Erfolg entscheidend. Balz plädiert deshalb für einen europaweiten Ansatz und fordert, “keinen neuen Flickenteppich” entstehen zu lassen.Letztlich geht es um globale Tendenzen, wie auf der Payment Konferenz der Euro Finance Week deutlich gemacht wurde. Das Wettbewerbsrecht sei noch zu tief im nationalen Denken verankert, das passe nicht mehr in die Zeit und habe vieles verhindert, hieß es. Wettbewerbsrecht und der regulatorische Rahmen müssten grenzüberschreitend sein, denn die große Konkurrenz seien nicht etwa Fintechs, mit denen die Banken zunehmend zusammen arbeiten würden, sondern die großen Internetkonzerne aus den USA und Asien allen voran China.”Wir haben zwar schon einen vernünftigen europäischen Rahmen beim Datenschutz”, sagte Levin Holle vom Bundesfinanzministerium. “Aber den Angriff im Zahlungsverkehr aus den USA und China haben wir noch nicht pariert”. Er beklagte eine fehlende Reziprozität, wenn europäische Anbieter Daten zur Verfügung stellen müssten, andere aber nicht.