Zukunftsfähig bleibt, wer Eigenkapital bildet

Mit thesaurierten Gewinnen die Voraussetzung für weiteres Wachstum schaffen

Zukunftsfähig bleibt, wer Eigenkapital bildet

Die 63 Sparkassen in Westfalen-Lippe in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft leisten einen bedeutenden Beitrag für die Wirtschaftskraft vor Ort. Ihr Geschäftsmodell mit dem Regionalprinzip, der Dezentralität und der Subsidiarität hat sich bewährt. Stabil und zukunftsfest erfüllen die westfälisch-lippischen Sparkassen ihren öffentlichen Auftrag, die mittelständische Wirtschaft sowie die Bevölkerung geld- und kreditwirtschaftlich zu versorgen und die Einlagen der Bürger sicher zu verwahren.Damit sind die Institute von entscheidender Bedeutung, um den Wirtschaftskreislauf anzukurbeln, neue Arbeitsplätze zu schaffen und verlässlich auf breiter Basis für Wohlstand zu sorgen. Die Kunden vertrauen dem Marktführer. Mehr als jedes zweite Unternehmen in Westfalen-Lippe führt seine Erst- beziehungsweise Hauptbankverbindung zu seiner Sparkasse.Damit wachsen die Sparkassen gesund mit der Region. Sie sind fest in der Realwirtschaft verwurzelt, was die Zahlen an späterer Stelle eindrucksvoll unter Beweis stellen. Um Stabilität herzustellen, fordern die Aufsichtsbehörden als Lehre aus der Finanzmarktkrise der Jahre 2007/2008 von den Banken vor allem Kapitalstärke. Bereits heute erweist sich die Kapitalausstattung nicht nur als richtungsweisend für die Kreditvergabepraxis einer Sparkasse. In Zeiten von negativen Zinsen hilft sie auch, eine gewisse Zinsunabhängigkeit herzustellen. Aktuelle RahmenbedingungenDie westfälisch-lippischen Sparkassen sind bereits heute stark und stabil. Sie erfüllen alle aufsichtlichen Anforderungen. Ihre Kernkapitalquote hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugelegt und betrug zum Ende des ersten Halbjahres 2017 16,44 %. Sichtbar macht diese Stabilität die Bonitätsnote “A+”, die die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) Ende September bereits zum dritten Mal hintereinander für die Institute vergeben hat. S & P stützt diese Bewertung auf die sehr starke Eigenkapitalausstattung und die angemessene Ausschüttungspolitik. Die Region stärkenWie die Sparkassen die regionale Wirtschaft tragen und der gesamten Region zu Stärke verhelfen, lässt sich an den aktuellen Bilanzzahlen ablesen: In den ersten neun Monaten dieses Jahres kletterte ihre zusammengefasste Bilanzsumme auf 130 Mrd. Euro. Dafür ausschlaggebend war das Wachstum der Kundenkredite, die um 2,2 % auf 91 Mrd. Euro zulegten. Allein 7 Mrd. Euro sagten die Sparkassen an neuen Unternehmenskrediten zu. Die Einlagen stiegen im gleichen Zeitraum um 0,9 % auf 95 Mrd. Euro. Insbesondere die Zunahme im Unternehmens-Kreditbereich verdeutlicht die robuste Konjunkturlage der mittelständischen Unternehmen in Westfalen-Lippe sowie deren Bestreben, durch Investitionen weiter zu wachsen. Kommunen profitierenAuch die Kommunen profitieren von leistungsfähigen Sparkassen. In Westfalen-Lippe zahlten die Institute im vergangenen Jahr 374 Mill. Euro an Steuern nach 366 Mill. Euro im Vorjahr. 147 Mill. Euro haben sie gespendet, gestiftet oder an ihre kommunalen Träger ausgeschüttet. Das ist im Vergleich mit anderen Sparkassenregionen absolut und relativ der Spitzenwert, der seit nunmehr fünf Jahren annähernd konstant geblieben ist. Oder anders gesagt: 63 Euro pro Einwohner geben die westfälisch-lippischen Sparkassen jedes Jahr in die Region zurück. Sie ermöglichen damit wirtschaftliche, kulturelle und soziale Entwicklungen, die wiederum die Attraktivität von Westfalen-Lippe als Wohnort, Arbeitsstätte und Investitionsstandort steigern.Das Sparkassengesetz (SpkG) von Nordrhein-Westfalen sieht vor, dass die Vertretung des Trägers auf Vorschlag des Verwaltungsrats über die Verwendung des Jahresüberschusses beschließt (§ 24,4 SpkG). Dabei hat die Vertretung des Trägers bei ihrer Entscheidung die Angemessenheit der Ausschüttung im Hinblick auf die künftige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Sparkasse sowie im Hinblick auf die Erfüllung des öffentlichen Auftrags zu berücksichtigen (§ 25,2 SpkG). In Westfalen-Lippe haben die Trägervertretungen von ihren gesetzlichen Möglichkeiten stets verantwortungsvoll Gebrauch gemacht. Das belegt die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Sparkassen und ihren kommunalen Trägern und zeigt: Zum Wohl der Region ziehen alle an einem Strang. Kapitalanforderungen steigenEs ist davon auszugehen, dass die Aufsicht ihre Anforderungen an die Kapitalausstattung der Institute in den kommenden Jahren weiter erhöht. Nach Überlegungen des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe (SVWL) wäre bereits heute eine Eigenmittelquote von 16 % im Durchschnitt für die westfälisch-lippischen Sparkassen erforderlich, um die voraussichtlichen Anforderungen im Jahr 2020 erfüllen zu können. Diese Quote setzt sich wie folgt zusammen:1.Eigenmittelmindestquote: Gemäß Artikel 92 CRR sind bereits heute Eigenmittel in Höhe von mindestens 8 % vorzuhalten. Diese Mindestanforderung besteht aus 6 % Kernkapital plus 2 % Ergänzungskapital.2.Kapitalzuschlag SREP: Im Zuge eines regelmäßigen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process, kurz: SREP) legt die Aufsicht ab letztem Jahr individuelle Kapitalzuschläge für Kreditinstitute fest, damit diese unter anderem gegen Zinsänderungsrisiken gewappnet sind. Die Bandbreite kann zwischen 0 und 7,5 % betragen. Für die Sparkassen in Westfalen-Lippe wird mit einer durchschnittlichen Quote von 1,5 % gerechnet.3.Kapitalerhaltungspuffer: Um außerordentliche Risiken abzufedern, fordern die Regulatoren einen Kapitalerhaltungspuffer in Höhe von 2,5 %. Dieser besteht aus hartem Kernkapital und ist bis zum Jahr 2019 aufzubauen.4.Antizyklischer Kapitalpuffer: Der SVWL geht für seine Berechnung im Sinne einer konservativen Betrachtung von einem antizyklischen Kapitalpuffer von 1 % aus. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) legt quartalsweise für Risikopositionen, die von in- und ausländischen Banken gehalten werden, eine inländische Pufferquote zwischen 0 und 2,5 % fest.5. Basel IV (laufende Beratungen zur CRR II, CRD V): Es zeichnet sich ab, dass die Präzisierung dieser Vorgaben weiteres Eigenkapital zur Unterlegung der Kreditrisiken erfordern wird. Der SVWL setzt für die erwarteten Belastungen einen Wert von 1,5 % an.6.Geschäftswachstum: Wachstum lässt die Risikoaktiva steigen, höhere Risikoaktiva erfordern zusätzliches Eigenkapital. Hierfür kalkulieren die westfälisch-lippischen Sparkassen bis Ende 2019 einen Puffer von 1,5 % ein.Zwei Drittel der Sparkassen in Westfalen-Lippe verfügen bereits über die Eigenmittel, um den o. g. – eher konservativen – Anforderungen nachzukommen. Die restlichen Institute müssten noch Gewinne in Höhe von 150 Mill. Euro thesaurieren, um ihre Eigenkapitalquoten im Jahr 2020 zu erfüllen. Zusätzliche EigenmittelBei den 16 % handelt es sich unter oben gestellten Annahmen um eine Mindestquote. Darüber hinaus planen die Sparkassen in Westfalen-Lippe für eine belastbare Risikotragfähigkeit und weitere aufsichtliche Anforderungen wie beispielsweise SREP-Geschäftsmodell die Bildung weiterer Eigenmittel. Unter strategischen und geschäftspolitischen Gesichtspunkten steht dann eine Quote von 18 % oder mehr in der Kapitalplanung der Sparkassen.Gewinne zu erwirtschaften und Eigenkapital aufzubauen ist mit Blick auf die aktuellen Rahmenbedingungen mit Anstrengungen in allen Bereichen verbunden. Eine strategische Antwort auf diese Herausforderungen haben die westfälisch-lippischen Sparkassen mit ihrer Wachstums- und Effizienzstrategie gefunden. Diese setzt auf Wachstum im Individualgeschäft mit privaten und gewerblichen Kunden sowie auf Effizienz in Abwicklungs- und Vertriebsprozessen. Mit der von allen Instituten getragenen Strategie setzen die Sparkassen gemeinsam Projekte um, die dem sinkenden Zinsüberschuss entgegenwirken und die Kostenlast verringern. Dies ist insofern geboten, da auch in Westfalen-Lippe die Betriebsergebnisse unter Druck geraten. Für das Jahr 2017 rechnet der SVWL damit, dass sich das Betriebsergebnis vor Bewertung seiner Mitgliedssparkassen wegen eines um etwa 100 Mill. Euro geringeren Zinsüberschusses und steigenden Verwaltungsaufwendungen auf 1,17 Mrd. Euro oder 0,91 % der durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS) ermäßigt.Die Vorstände haben Anfang Oktober 2017 deshalb beschlossen, die Eigenmittel weiter zu stärken. Dieses Ziel ist ihrer Ansicht nach erforderlich, um die strategische Handlungsfähigkeit der Sparkassen sicherzustellen und die gesetzten Wachstumsziele zu erreichen. In jeder Sparkasse erfolgt die Kapitalplanung unter der Individualisierung der beschriebenen Schritte.Fazit – Die Sparkassen in Westfalen-Lippe sind rentabel (die bilanzielle Eigenkapitalrentabilität vor Steuern belief sich im Jahr 2016 auf 14,5 %) und bewältigen alle an sie adressierten Anforderungen. Gemeinsam mit ihren kommunalen Trägern stellen sie sich den steigenden Kapitalanforderungen und thesaurieren in den nächsten Jahren erhebliche Beträge. Damit schaffen sie die Voraussetzung, auch künftig ihren öffentlichen Auftrag auf belastbarem Fundament erfüllen und jeden vertretbaren Kredit vergeben zu können.—Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe (SVWL)