Zulieferer und ihre Kreditinstitute wappnen sich

Deutsche Bank und ZF: Der Umbruch in der Autoindustrie erfordert neue Wege in der Finanzierung

Zulieferer und ihre Kreditinstitute wappnen sich

bn/wb Frankfurt – Autozulieferer wappnen sich für einen tiefgreifenden Umbruch der Autoindustrie. Dazu ist auch ein neuer Ansatz in der Finanzierung erforderlich. Ein Beispiel für diese Neuorientierung gibt ZF Friedrichshafen. Die Aktiengesellschaft im Besitz zweiter Stiftungen spielt dank der 12,4 Mrd. Dollar schweren Akquisition von TRW nun in einer Liga mit Bosch und Continental.”Wir wollten die Unabhängigkeit wahren und die ganze Klaviatur der Finanzierung spielen können”, berichtet Ulrich Rüger, der die Abteilung Corporate Finance von ZF leitet, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Das Thema Kapitalmarktzugang habe angesichts der Gesellschafterstruktur auf der Equity-Seite nie eine Rolle gespielt, wohl aber in der Fremdfinanzierung. “Was die Finanzierung angeht, so sind wir mit der Übernahme von TRW in eine neue Dimension vorgestoßen.” Und wie: ZF gab mit Anleihen in Euro und Dollar eine milliardenschwere Premiere am Bondmarkt. Günstiges Umfeld”Treasury war von Anfang an in die Transaktion eingebunden”, erzählt Rüger, der seit den ersten Überlegungen im April 2014 dabei war. ZF hatte Glück: Das Umfeld blieb trotz geopolitischer Konflikte und Volatilität stabil, die Zinsen gaben im Verlauf weiter nach, und in den USA verzögerte die Notenbank ihre Kehrtwende. Gleichzeitig suchten Investoren nach Anlagechancen. Das war, wie Rüger durchblicken lässt, von Anfang an nicht erkennbar. Insbesondere war der Erfolg der Werbetour für die Anleihen zum Start der Roadshow ungewiss. Wichtig sei von Beginn an gewesen, dass ZF auf die beratenden und finanzierenden Banken bauen konnte. “Es kommt auch auf eine gut funktionierende Bankseite an”, sagt der 53-Jährige. Die Hauptrollen spielten bei der TRW-Übernahme in Beratung und Akquisitionsfinanzierung Deutsche Bank und Citi.”Die Bedeutung des Kapitalmarkts nimmt auf allen Ebenen zu, vom Eigenkapital bis zum Sub-Investment Grade”, sagt Patrick Frowein, als Managing Director Co-Leiter Global Industrials Corporate & Investment Banking (CIB) der Deutschen Bank. ZF spiele eine “herausragende Rolle für die Autoindustrie”, und der im Herbst 2015 eingefädelten Übernahme komme eine große Rolle weit über die Branche hinaus zu. Es habe hier eine große Stringenz auch in der Absicherung gegeben. So war der Währungs-Hedge von ZF mit 2,2 Mrd. Euro der bislang voluminöseste Schuldschein, den je ein deutsches Unternehmen emittiert hat. Der Trend zur Vernetzung, die Frage neuer Antriebstechniken sowie die Entwicklung hin zu selbstfahrenden Autos stellen auch große Autohersteller vor die Frage, in welche Richtung sie sich entwickeln wollen. Einen Hinweis gab zuletzt das Trio aus Audi, BMW und Daimler mit der Übernahme des Kartendienstes Here von Nokia. Die neuen Perspektiven mit der Digitalisierung gelten insbesondere für die Zulieferer: Die Autohersteller verlangen von ihnen immer stärker vernetzte Fahrzeugkomponenten. “Das bindet Kapazitäten und kostet Geld”, sagt Rüger. Im ZF-Konzern ist heute von 138 000 Beschäftigten jeder Zehnte in F & E tätig. Und die in der Mechanik traditionell starke ZF expandiert mit TRW komplementär in die Elektronik. Denn: “Wir wollen unsere Kunden als Systemlieferant bedienen”, sagt Rüger.”Wir erwarten eine Konsolidierungswelle über die nächsten fünf bis zehn Jahre”, beschreibt Frowein die Trends in der Autobranche. Zugleich beginnen Familienunternehmen sich Investoren zu öffnen, wie zuletzt etwa Schaeffler oder Hella. Frowein weiß: “Weitere Unternehmen denken neu und aktiv über eine Öffnung gegenüber dem Kapitalmarkt nach.” Das Interesse sei extrem hoch. Damit verbunden sein dürften dann auch verstärkte M & A-Aktivitäten. Und zwar vor allem auf Zulieferseite, ergänzt Rüger. Wichtig sei das globale Netzwerk der Bank, wie auch der grenzüberschreitende ZF-Deal deutlich mache, betont Frowein. Mehr Einnahmen winkenDie Deutsche Bank war 2015 Dealogic zufolge zum neunten Mal in Folge in Europa, dem Nahen Osten und Afrika die Nummer 1 bei Transaktionen im Industriesektor – mit einem Rekord-Marktanteil von 8 %. Im Segment Automotive beriet sie 2015 bei acht der zehn größten europäischen Transaktionen, gab aber Platz 1 an Citi ab. Treasurer von Unternehmen bevorzugten die einfachere Struktur einer Finanzierung über den Kapitalmarkt, weiß Rüger. Doch auch die Regulierung dringe heute auf eine Öffnung gegenüber dem Kapitalmarkt. Aktivitäten dort seien zwar aufwendiger als Bankkredite, böten aber stärkere Diversifikation. Und insoweit “wollten wir uns breiter aufstellen und nicht abhängig von zwei Banken sein”.Banken winken damit, unterstützt durch den Plan der EU für eine Kapitalmarktunion, mehr Einnahmen durch Mandate für Übernahmen und Fusionen sowie für Bond-Emissionen. Frowein tritt dem Eindruck entgegen, die Bank würde lukrativer M & A-Mandate zuliebe Kunden in Richtung Kapitalmarkt lenken wollen und etwa das Kreditgeschäft schleifen lassen. 2015 habe sie die Kreditvergabe gegenüber 2014 um 10 % gesteigert, betont er.—– Bericht Seite 9