Zurich findet Abnehmer für Lebengeschäft
dz Zürich
Der Schweizer Versicherungskonzern Zurich kommt bei seinem Plan, unrentable Altbestände im Lebengeschäft loszuwerden, überraschend schnell einen großen Schritt weiter. Am Montag kündigte Zurich den Verkauf von über 180000 italienischen Leben- und Rentenpolicen an die in Portugal registrierte Versicherungsgesellschaft Gama Life an.
Die weiterzureichenden Policen sind unrentabel, weil sie teilweise noch hohe Zinsgarantien aus früheren Jahren beinhalten, für die es auf den Finanzmärkten keine risikogerechte Entsprechung mehr gibt. Zurich schreibt denn auch in der Medienmitteilung: „Der Verkauf unterstreicht unser Bestreben, die Kapitalnutzung in den Lebensversicherungs-Altbeständen zu verbessern.“
Das Wort Verkauf ist allerdings eine eher euphemistische Beschreibung einer Transaktion, die für die Zurich-Aktionäre tatsächlich einen Verlust bedeutet, wie ein Firmensprecher auf Anfrage auch bestätigte. Über die Höhe des Verlustes machte die Zurich allerdings keine Angaben. Konkrete bilanzielle Hinweise gibt es trotzdem: Den weiterzureichenden Policen liegen gemäß Zurich passivseitige Verpflichtungen bzw. Reserven in Höhe von 9,5 Mrd. Dollar oder umgerechnet rund 8 Mrd. Euro (Wechselkurs per Ende September) zugrunde.
Für diese Verpflichtungen will in Zukunft Gama Life aufkommen. Dafür erhält sie aber auch die auf der Aktivseite der Zurich-Bilanz stehenden Vermögenswerte, welche die von den Kunden geleisteten Sparbeiträge repräsentieren. Diese Vermögenswerte belaufen sich gemäß Medienmitteilung von Gama Life auf rund 8,4 Mrd. Euro. Die Zurich realisiert somit vereinfacht gesagt einen Bilanzverlust in Höhe von rund 400 Mill. Euro, der allerdings mit recht hoher Wahrscheinlichkeit über die Jahre auch angefallen wäre, wenn der Konzern den Altbestand selber bis zur Endfälligkeit verwaltet hätte.
Offenbar hatte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) sogar noch ein deutlich größeres Verlustrisiko der Zurich gesehen. Jedenfalls kann die Zurich durch die Abgabe der Lebenpolicen ein von der Aufsichtsbehörde vorgeschriebenes Solvenz- bzw. Eigenkapital in Höhe von 1,2 Mrd. Dollar freisetzen, was zu einer Verbesserung der Schweizer Solvenzquote von 206% (per Mitte 2021) um 11 Prozentpunkte führen soll. Die Zurich strebt weitere Transaktionen ähnlicher Art namentlich auch in Deutschland an. Der Konzern sucht nach eigenen Angaben Optionen für sein Lebengeschäft mit dem Deutschen Herold. Die freizusetzenden Mittel will die Zurich in besser rentierende Geschäftsbereiche wie das Industrieversicherungsgeschäft umlenken.