Zurich will unter Top 5
Zurich Deutschland will sich runderneuern. Dem Sparkurs fallen mehr Stellen zum Opfer als bislang geplant. Nach dem Umbau will das Unternehmen mit dem neuen Vorstandschef Marcus Nagel am Markt angreifen und unter die fünf größten deutschen Versicherer vorstoßen.ak Bonn – Die Zurich Gruppe Deutschland macht Dampf. Der neue Vorstandschef Marcus Nagel hat das Umbauprogramm des Versicherungskonzerns noch einmal nachgeschärft. Die Zurich will mehr Stellen abbauen als bisher geplant. Nagel verkündete bei der Bilanzvorlage in Bonn, bis Ende 2018 würden 825 Vollzeitstellen abgebaut. “Wir versuchen, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.” Bislang hatte der Versicherer von 500 Arbeitsplätzen gesprochen. Ende vergangenen Jahres hatte die Zurich in Deutschland 5 200 Menschen Vollzeit beschäftigt.Die Verschärfung des Restrukturierungsprogramms kommt nicht überraschend, hatte doch der Interimschef der schweizerischen Mutter Tom de Swaan Mitte Februar einen radikalen Stellenabbau für den weltweiten Konzern verkündet (vgl. BZ vom 12. Februar). Hier muss wohl auch die deutsche Tochter ihren Beitrag leisten.Das Sparziel wurde indes ebenfalls angehoben: Nagel nannte jetzt die Zahl von 150 Mill. statt bislang 100 Mill. Euro jährlich, um die die Kosten sinken sollen.Die Analyse von Nagels Vorgänger Ralph Brand, der Ende Februar überraschend seinen Posten räumen musste, war zuvor schonungslos und deutlich ausgefallen: “Zu komplex, zu schwerfällig, zu teuer”, hatte er seinem Unternehmen bescheinigt (vgl. BZ vom 18.12.2015). Zu hohe KostenquoteTatsächlich liegt die Kostenquote in der Schaden- und Unfallversicherung mit 33 % weit über dem Marktdurchschnitt von etwa 28 %. Sie ist im vergangenen Jahr noch einmal angestiegen und hat der Zurich Deutschland in der Sparte einen versicherungstechnischen Verlust beschert. Da auch einige Großschäden anfielen, hat sich die Schaden-Kosten-Quote um sechs Prozentpunkte auf 104 % verschlechtert.In puncto Volumen vermeldete die Zurich Wachstum. Die Bruttobeiträge kletterten um 4 % auf 6,55 Mrd. Euro. Die Zurich liegt damit nach eigenen Angaben auf Platz 6 in der Lebensversicherung in Deutschland und Platz 8 unter den Schadenversicherern. “Wir wollen unter die Top 5”, gab Nagel selbstbewusst die Zielrichtung vor.Das dürfte jedoch noch etwas dauern: In zwei bis drei Jahren sollen die Voraussetzungen geschaffen worden sein anzugreifen. Bis dahin wird sich die Zurich jedoch wohl stark mit sich selbst beschäftigen.Wie schon andere Versicherer vor ihr will der Konzern die Markenvielfalt begrenzen und sich mehr auf die Kernmarke konzentrieren. Der Wegfall der Marken Baden-Badener und DA Direkt ist bereits beschlossene Sache.Die Digitalisierung will die Zurich intern vorantreiben. Dazu werden sechs Teams mit jeweils zehn bis 15 Leuten gegründet, die sich mit verschiedenen Themen wie der Generation Y – bei den 20- bis 25-Jährigen ist die Zurich bislang unterrepräsentiert – oder speziell der Kfz-Versicherung auseinandersetzen sollen.Über die Einführung von datenbasierten und verhaltensabhängigen Versicherungstarifen – Stichwort Telematik oder Fitness-Apps – hat die Zurich noch nicht endgültig entschieden. Bislang läuft ein Pilotversuch in der Telematik. Von fünf auf zwei StandorteDie bislang fünf Direktionsstandorte hierzulande will der Versicherer auf zwei in Köln und Frankfurt zusammenführen. In Köln will die Zurich ein komplett neues Gebäude beziehen. Die alten Immobilien in Bonn und Köln stehen derzeit zum Verkauf. Die Verhandlungen mit einem Investor seien kurz vor dem Abschluss, verkündete Nagel. Die Veräußerung dürfte einen signifikanten Buchgewinn für die Zurich bringen.