Zurückgekehrt, um zu bleiben
Von Detlef Fechtner, Frankfurt
Das Timing hätte schlechter sein können für die Commerzbank. Wenn sich Vorstandschef Manfred Knof und Finanzvorständin Bettina Orlopp zur Feier der Rückkehr der Commerzbank-Aktie in den Deutschen Aktienindex öffentlichkeitswirksam vor Bulle und Bär ablichten lassen und die Börsenglocke zur Eröffnung läuten, dann ist es natürlich ein besonders glücklicher Umstand, wenn erstens die Stimmung am Aktienmarkt sehr freundlich ist. Und wenn zweitens die eigene Aktie sogar noch deutlich stärker nach oben schießt als der Dax. Beides war am Montag der Fall. Deutschlands wichtigster Aktienindex kletterte in den ersten Handelsstunden um gut anderthalb Prozent. Die Commerzbank-Titel verzeichneten sogar ein Plus von fast 5 %.
Nach Jahren der Tristesse kostet die Commerzbank allem Anschein nach derzeit das Glück des Tüchtigen aus. Und sie profitierte zu Wochenbeginn natürlich auch von einem positiven Analystenkommentar aus dem Hause der DZ Bank.
So etwas stärkt das Selbstbewusstsein. Die Commerzbank sei wieder zurück, freute sich Vorstandschef Knof – zurück in der Gewinnzone, zurück in der Erfolgsspur und nun auch zurück im Dax. Wobei er umgehend anfügte, dass dies nicht nur eine Stippvisite werden soll: Die Commerzbank sei „zurück, um zu bleiben.“
1988 zählte das gelbe Kreditinstitut zur Dax-Gründungsbesetzung, wobei seinerzeit wohlgemerkt nur 30 Plätze im Auswahlindex zur Verfügung standen. Unglaubliche fünf davon waren von Banken besetzt: der Deutschen Bank, der Commerzbank und der Dresdner Bank – sowie drei Instituten, die es heute in dieser Form gar nicht mehr gibt: Dresdner, Bayerische Vereinsbank, Bayerische Hypotheken- und Wechselbank. Die Älteren erinnern sich vielleicht noch an die beiden Vorgängerinstitute der heutigen deutschen Tochter der Unicredit.
Finanzvorständin Orlopp sorgte mit ihrer kurzen Ansprache unmittelbar vor der Opening Bell dann dafür, dass der Ton nicht zu überschwänglich wurde. Die Profitabilität der Commerzbank sei noch nicht dort, wo sie sein solle, und die Transformation bedeute noch ein hartes Stück Arbeit. Gleichzeitig präsentierte sie sich selbstbewusst, indem sie den Anspruch der Bank unterstrich, auch in den kommenden Jahren Dividenden zu zahlen oder Aktien zurückzukaufen.
Deutsche-Börse-Vorstandsmitglied Thomas Book ließ das neue Dax-Mitglied denn auch hochleben. Das sei „ein guter Tag für den Finanzplatz“, denn der brauche dringend starke Banken, die ihre Wurzeln in Deutschland haben. Dem Commerzbank-Chef machte er abschließend ein ganz besonderes Kompliment. Der Aktienkurs der Bank habe sich mehr als verdoppelt, seit Knof die Regie übernommen habe. Dieser Hinweis brachte freilich auch in Erinnerung, wie tief die Commerzbank noch vor kurzem im Keller war.