Zwang zur Geschwindigkeit

Coronakrise beschleunigt Digitalisierung der Kreditwirtschaft, sagen Berater - Banken reagieren beherzt

Zwang zur Geschwindigkeit

Die erste Prüfung ist demnach gemeistert. “Das Homeoffice hat den Echttest bestanden”, erklärt er. Zwar lässt er offen, ob Banken künftig auf Seiten der Optimisten stehen – oder vielleicht doch zu den “Realitätsverweigerern” oder gar “Angsthasen” zählen. Doch der Wille zur Veränderung sei spürbar, meint auch Ansgar Steden, der für den IT-Dienstleister Diebold Nixdorf als Vice President den Bereich Sales Banking in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortet. “Die Schnelligkeit der Umsetzung in der Finanzindustrie hätte ich so nicht erwartet.” Kein Wunder, ist der Druck doch enorm: Stefan Bisterfeld, Geschäftsführer des Fintechs Comeco, das den Sparda-Banken nahesteht und die Banken-App “Teo” auf den Weg gebracht hat, sieht eine “neue Dimension des Change”.Viele Veränderungen, die am Mittwoch skizziert wurden, sind zwar schon bekannt: Filialabbau und Bankenfusion, digitale Plattformen zum Bündeln der Angebote, aggressive Fintechs und Kostendruck sind altbekannte Phänomene, die auch diesmal genannt wurden – doch das Tempo sei nun schneller, denn Privatleute veränderten ihr Verhalten in der Pandemie rasant, lautet die Botschaft.Ein Wandel der Banken scheitere weniger am Mangel an Technologie, sondern an der Struktur, sagt Philipp Kleine Jäger, Managing Partner von Core, einer Berliner Denkfabrik für Technologie. Die Kluft zwischen Fachabteilungen und IT in Banken müsse aufgehoben werden, fordert er. “Dann hören auch die Verteilungskämpfe auf.” Einfache Prozesse seien der “Schlüssel zum Erfolg”. Die Rolle der Banken bestehe nun darin, für Kunden verschiedene Angebote “zu einem Ganzen” zu schnüren. Wer die Schnittstelle zum Kunden beherrsche, setze sich durch, denkt auch Comeco-Geschäftsführer Bisterfeld.Für die Branche hatten die vier Experten auch positive Botschaften parat: Die Bargeldversorgung bleibe für das Vertrauen der Kunden auch in der Coronakrise wichtig, sagt Steden. Mit neuer Technik lasse sich der Zugang zu Scheinen und Münzen vereinfachen, etwa wenn Geld per Mobiltelefon beim Einzelhändler abgehoben oder eingezahlt werde. Kundenbindung und Vertrauen seien auch künftig wesentliche Ressourcen der Banken, ergänzt Core-Experte Kleine Jäger. Die persönliche Beratung bleibe als Element in einem vielfältigen Angebot bestehen. Kurzum: Nicht alles ändert sich.