Zwischen Niedrigzinsen und volatilen Aktienmärkten

Wie lässt sich Rendite erzielen und das Aktienmarktrisiko abfedern? - Deep-Express-Zertifikate sind in der Regel mit tiefen Barrierren ausgestattet

Zwischen Niedrigzinsen und volatilen Aktienmärkten

Jeder Sechste in Deutschland ist an börsennotierten Unternehmen beteiligt. Das berichtete das Deutsche Aktieninstitut im Februar 2018. Etwa zehn Millionen Deutsche besitzen Aktien. Dies entspricht dem höchsten Stand seit 2007. Im internationalen Vergleich ist die deutsche Aktienquote jedoch immer noch gering. In den Vereinigten Staaten von Amerika ist schätzungsweise jeder Dritte in Aktien investiert. Dagegen scheuen die meisten privaten Investoren in Deutschland weiterhin direkte Aktieninvestments – vor allem aufgrund der kurzfristigen Risiken.Wieder einmal zeigte sich das zum Beispiel Anfang des Jahres, als die Aktienkurse einbrachen. In erster Linie waren es professionelle Investoren, die die Kursrückgänge als erneute Einstiegsgelegenheit nutzten.Die privaten Anleger sind zurückhaltender oder gar verunsichert und warten ab. In der Folge daraus verpassen sie oftmals den Anschluss. An der Seitenlinie zu verharren ist jedoch keine kluge Entscheidung, denn im aktuellen Niedrigzinsumfeld führt dies auf lange Sicht zwangsläufig zu Renditeeinbußen. Die Suche nach einem idealen Timing stellt nicht nur professionelle Investoren vor große Herausforderungen. Es überfordert erst recht Privatanleger, die oftmals nicht über Zeit und Expertise für eine fundierte Aktienanalyse verfügen. Die Frage nach dem geeigneten Einstiegszeitpunkt sollte den Privatanleger jedoch nicht zu sehr beschäftigen. Wichtiger ist vielmehr, ein Aktieninvestment längerfristig anzugehen, beispielsweise mit kontinuierlichen, monatlichen Sparraten zum Vermögensaufbau. Doch nach wie vor horten die Deutschen ihr Geldvermögen in niedrig verzinsten Anlagen. So werden laut einer Statistik der Deutschen Bundesbank von Ende September 2017 gut 39 % des Geldvermögens als Bargeld oder Einlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten gehalten.Wer bereits Vermögen besitzt oder nicht mit Aktiensparplänen agieren möchte, dem bieten einige Finanzinstrumente interessante Alternativen. Es gibt viele Wege, eine passende Anlage für das jeweilige Risikoprofil darzustellen. Umso wichtiger ist es, dass der Anleger für sich ein individuelles Chancen-Risiko-Profil auslotet. Die Produktvielfalt am Markt ist groß, und verschiedene Auszahlungsprofile der Anlagealternativen bilden die unterschiedlichsten Markterwartungen ab. Somit rückt auch das perfekte Timing für Privatanleger in den Hintergrund. Für sie ist dieser Aspekt ohnehin schwierig zu handhaben. Grundsätzlich gilt für jede Investitionsentscheidung, dass sie auf einer gründlichen Recherche basieren sollte.Wer nicht direkt in den Aktienmarkt investieren möchte, dem bieten Zertifikate einige Möglichkeiten, um dennoch von der Wertentwicklung der Aktienmärkte zu profitieren. Wer seinem persönlichen Risikoprofil folgend eher sicherheitsorientiert investieren möchte, hat die Möglichkeit, das Aktienmarktrisiko abzufedern. Die Landesbank Baden-Württemberg hat diesen Trend frühzeitig erkannt und ihre Produktpalette den Kundenbedürfnissen entsprechend ausgerichtet. Sie entwickelte Express-Zertifikate, die sich vorrangig durch hohe Risikopuffer auszeichnen. So kann beispielsweise bei Deep-Express-Zertifikaten mit abgefedertem Aktienmarktrisiko dennoch eine Rendite über dem marktüblichen Zins erzielt werden. Wie Deep Express funktioniertDeep-Express-Zertifikate beziehen sich auf einen Basiswert (Aktie oder Index) und weisen meist eine Laufzeit von vier bis sechs Jahren auf. Wie alle Express-Zertifikate sind auch Deep-Express-Zertifikate mit mehreren vorzeitigen Rückzahlungsmöglichkeiten ausgestattet. An regelmäßigen (in der Regel jährlichen) Bewertungstagen wird überprüft, ob die Bedingung für eine vorzeitige Rückzahlung eingetreten ist. Dies ist der Fall, wenn der Kurs des Basiswerts an diesen Stichtagen ein bestimmtes festgelegtes Kurslevel erreicht oder überschritten hat. Üblich sind Levels in Höhe des Basiswertkurses bei Emission des Produkts (Startwert) oder darunter. Varianten bei RückzahlungDie Besonderheit dieser Zertifikate liegt an den jeweils um einen Bonus ansteigenden vorzeitigen Rückzahlungsbeträgen. Kommt es zu einer vorzeitigen Rückzahlung, erhält der Anleger diesen Rückzahlungsbetrag inklusive bis dahin kumulierter Bonuszahlungen.Sollte keine vorzeitige Rückzahlung des Deep-Express-Zertifikats eintreten, entscheidet der Kurs des Basiswerts am Laufzeitende über die Höhe der Rückzahlung. Liegt dieser am letzten Bewertungstag auf oder über der sogenannten Barriere, erhält der Anleger einen Rückzahlungsbetrag inklusive aller kumulierten Bonuszahlungen ausgezahlt. Liegt er jedoch unter der Barriere, erhält der Anleger Aktien gemäß dem Bezugsverhältnis geliefert (Basiswert Aktien) beziehungsweise einen Barausgleich (Basiswert Index). Die Barriere liegt unter dem Startwert und bietet dem Anleger einen Sicherheitspuffer gegen Kursverluste. Erst wenn der Basiswertkurs am Laufzeitende diese Barriere unterschreitet, kommt es zu einem Kapitalverlust.Neben diesen Chancen bestehen verschiedene Risiken bei der Anlage in Deep-Express-Zertifikate. Aus der vorzeitigen Rückzahlungsmöglichkeit resultiert ein Wiederanlagerisiko. Denn wenn das Zertifikat vorzeitig zurückgezahlt wird, kann der Anleger den Rückzahlungsbetrag möglicherweise nur zu schlechteren Konditionen reinvestieren. Generell ist zu berücksichtigen, dass Zertifikate von der Bank begebene Inhaberschuldverschreibungen sind und unter anderem dem Risiko einer Insolvenz unterliegen. Daher sollte der Anleger zusätzlich das damit verbundene Emittentenrisiko beachten. Ein solider Emittent ist somit ein wichtiger Faktor für den Anlageerfolg und sollte bei der Auswahl des Zertifikats beachtet werden.Womit zeichnet sich eine sicherheitsorientierte Variante bei der LBBW aus?Grundsätzlich liegt die Barriere bei Deep-Express-Zertifikaten unter dem Startwert. Der Anleger kann bei fallenden Kursen also nur bis zur Barriere eine Rendite über dem Marktniveau erzielen. Deshalb sind sicherheitsorientierte Varianten mit deutlich tieferen Barrieren ausgestattet – in der Regel mit 20 bis 40 % des Startwerts. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass der zugrunde liegende Basiswert gegenüber seinem ursprünglichen Startwert um 80 bis 60 % fallen kann, ohne dass der Anleger einen Verlust realisiert.Die am stärksten nachgefragten Produkte mit solchen tiefen Barrieren sind Deep-Express-Zertifikate bezogen auf den Euro Stoxx 50. Diese bieten nicht nur das sicherheitsorientierte Szenario zum Laufzeitende, sondern auch eine Risikostreuung durch das Investment in einen breit aufgestellten Index. Der Euro Stoxx 50 ist ein europäischer Aktienindex, der sich aus den fünfzig größten börsennotierten Unternehmen des Euro-Währungsraums zusammensetzt. Individuelle LösungenEin grundlegender Vorteil von Zertifikaten ist die Vielfalt der Ausgestaltungsmöglichkeiten. Daher bietet die LBBW auch offensiver ausgestaltete Deep-Express-Zertifikate an. Diese weisen in der Regel eine Barriere von 70 bis 90 % des Startwerts auf und damit einen Sicherheitspuffer von 30 bis 10 % für Kursrückgänge des zugrunde liegenden Basiswerts gegenüber seinem Startwert. Für diesen geringeren Sicherheitspuffer erhält der Anleger im Gegenzug einen höheren möglichen Bonus.Je nachdem, wie hoch der Sicherheitspuffer am Laufzeitende aus Anlegersicht sein soll, können passende Produkte gewählt werden. Hierdurch ist es dem Anleger möglich, den Grad des Aktienmarktrisikos unter Berücksichtigung der erzielbaren Rendite zu steuern. Ein Mehr an Renditeerwartung bedeutet umgekehrt auch ein höheres zu akzeptierendes Aktienmarktrisiko.Insgesamt bietet der Zertifikatemarkt interessante Anlagealternativen im aktuellen Börsenumfeld. Welche sich hiervon für Anleger eignen, entscheidet er aufgrund seiner Risikoneigung und seiner Markteinschätzung.—-Steffen BauerZertifikate-Experte bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)