Der Duden der EU-Regulierung

Kreditwirtschaftlich wichtige Vorhaben der EU. Bundesverband der Öffentlichen Banken Deutschlands (Hrsg.), Berlin/Brüssel 2020, kostenlos über www.voeb.de.

Der Duden der EU-Regulierung

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Kreditwirtschaftlich wichtige Vorhaben der EU. Bundesverband der Öffentlichen Banken Deutschlands (Hrsg.), Berlin/Brüssel 2020, kostenlos über www.voeb.de.

Der Begriff „Standardwerk“ setzt Exzellenz und ein hohes Maß an Gewissenhaftigkeit und Verlässlichkeit voraus. Deshalb sollte man dieses Prädikat nur in ganz besonderen Fällen und nach sehr behutsamer Prüfung verleihen. Das vor wenigen Wochen in aktualisierter Form aufgelegte Handbuch „Kreditwirtschaftlich wichtige Vorhaben der EU“ des Bundesverbands der Öffentlichen Banken (VÖB) erfüllt jedoch all diese Kriterien und verdient sich daher die Bezeichnung als „Duden der EU-Regulierung“.

Der Leitfaden durch alle wichtigen europäischen Vorgaben für Banken, Börsen, Fonds und alle, die mit ihnen zu tun haben, erläutert in hervorragend übersichtlicher Form alles, was der Leser schon immer über Kapitalanforderungen, Bankenabwicklung oder Geldwäschebekämpfung wissen wollte. Die Sprache ist verständlich, die Gliederung dienlich, um selbst schwere Brocken zu verdauen. Die vielen sprachlichen Gespenster, die normalerweise Interessierte abschrecken, sich vertiefend mit EU-Regulierung zu beschäftigen, werden entmysti­fiziert, indem all die MREL, SREP und ILAAP in einfachen Worten erklärt werden – nicht in jedem Detail, aber eben so, dass Sinn, Zweck und Ziel der einzelnen EU-Richtlinien und EU-Verordnungen erkennbar bleiben.

Eine besondere Hilfestellung leisten dabei die „Bewertungen“ jedes individuellen Regulierungsakts. Denn auch wenn man mit diesen Bewertungen im Einzelfall nicht übereinstimmt, helfen diese Einschätzungen, zu verstehen, inwieweit eine europäische Regelung den Banken – oder präziser gesagt: zu­mindest den deutschen Landes- und Förderbanken – das Leben erleichtert oder zu­sätzliche Be­lastungen auferlegt. Schließ­lich verdient die klare Kennzeichnung, was sich durch die bislang letzte Novelle geändert hat, beispielsweise durch die Fünfte EU-Richtlinie zur Bekämpfung der Geldwäsche, besonderes Lob – daraus kann der Leser schnell ersehen, was das tatsächlich „Neue“ einer Gesetzesänderung gewesen ist.

Ganz zum Schluss hat sich das Brüsseler Team des VÖB noch ein besonders nützliches Bonbon ausgedacht: Auf ausklappbaren Doppelseiten können diejenigen, denen die EU-Rechtssetzungsverfahren nicht so vertraut sind, auf einen Blick erkennen, welche EU-Institutionen an welcher Stelle Gesetzesentwürfe vorantreiben oder blockieren können. Um es in der Sprache der Online-Bewertungsportale zu sagen: Das Handbuch des VÖB verdient fünf von fünf Sternen.