Ifo-Geschäftsklima

Deutsche Unternehmen vor „harten Zeiten“

Die Sorgen der deutschen Wirtschaft vor den Folgen des Ukraine-Kriegs zeigen sich nun im Ifo-Geschäftsklimaindex. Insbesondere die Geschäftserwartungen brechen in nie gekanntem Ausmaß ein.

Deutsche Unternehmen vor „harten Zeiten“

ba Frankfurt

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat den deutschen Unternehmen stärker aufs Gemüt geschlagen als erwartet. Die Unternehmensstimmung ist gemessen am Ifo-Geschäftsklimaindex nun so trübe wie zuletzt im ersten Coronajahr 2020, die Erwartungskomponente ist so kräftig abgerutscht wie nie. Ökonomen warnen bereits, dass eine Rezession – also ein Wachstumsrückgang in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen – droht, vor allem, wenn Russland den Öl- oder Gashahn abdrehen sollte oder ein Ölembargo kommt. Auch das Szenario einer Stagflation, also einer schwachen Wirtschaftsentwicklung bei hoher Inflation, rückt wieder aufs Tapet. Neben den hohen Energie- und Rohstoffpreisen, die die Inflation treiben, führt vor allem die sich wieder verschärfende Lieferkettenproblematik zu neuen Sorgenfalten.

Das wichtigste deutsche Frühbarometer ist im März um 7,7 auf 90,8 Punkte gefallen (siehe Grafik). Ökonomen hatten zwar erwartet, dass sich die Stimmungsgewinne der vergangenen beiden Monate nicht halten, allerdings hatten sie nur einen Rückgang auf 94,2 Zähler auf dem Zettel. Während sich der Indikator für die aktuelle Lage mit einem Minus von 1,6 Zählern ihrer Einschätzung nach noch recht robust gehalten hat, war der Einbruch der Erwartungskomponente von 13,3 Punkten „historisch“, wie die Münchener Wirtschaftsforscher mitteilten.

Die Stimmungseintrübung zog sich durch alle Wirtschaftsbereiche, zeigte sich aber insbesondere in der Industrie. Sie hat nicht nur mit wieder höheren Produktionskosten, sondern auch mit wieder größeren Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Zwei Drittel und damit so viele Firmen wie noch nie planen Preiserhöhungen. In der Folge wollen auch Einzelhändler nachziehen. Bei den Dienstleistern hielt sich die Stimmungseintrübung wegen der nachlassenden Coronabeschränkungen und des wärmeren Wetters hingegen in Grenzen. „Die Unternehmen in Deutschland rechnen mit harten Zeiten“, resümierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Noch aber sind die unmittelbaren Kriegsfolgen relativ begrenzt.

Bericht Seite 4

Wertberichtigt Seite 6

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