Banken im Wandel: Verantwortung und Nachhaltigkeit im Fokus
Gastbeitrag
Banken setzen auf Verantwortung und Nachhaltigkeit
Niklas Betken, Nachhaltigkeitsmanager Dortmunder Volksbank
Im Jahr 2019 veröffentlichte die BaFin ein Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken und löste damit ein Aufhorchen in der Finanzbranche aus. Mittlerweile hat sich die Finanzwelt in einer rasanten Geschwindigkeit verändert: Nachhaltigkeit ist längst kein Nischenthema mehr, sondern essenzieller Teil der Geschäftsstrategie. Zur zielführenden Koordination der Nachhaltigkeitsmaßnahmen und Verantwortlichkeiten ist es ratsam, sich an sechs Themenfeldern zu orientieren.
- Strategische Ausrichtung
Nahezu alle größeren Bankhäuser in der Europäischen Union befinden sich in einem umfassenden Transformationsprozess, der sich nur mit einem strukturierten Plan, einer klaren Zielvorstellung und einer Nachhaltigkeitsstrategie bewältigen lässt. Banken wie die Dortmunder Volksbank installieren diesen Bereich nicht selten als Stabsstelle mit direktem Draht zur Geschäftsführung. Die Aufgaben der Stabsstelle können die Koordination und Planung von Maßnahmen, strategische Weiterentwicklung und die Erstellung eines jährlich erscheinenden Nachhaltigkeitsberichts sein. Große Banken sind seit 2024 verpflichtet, einen Bericht gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zu erstellen.
- Risikomanagement
Nachhaltigkeitsrisiken stellen keine eigenständige Risikoart dar, sondern gelten als Bestandteile der klassischen Risikoarten. So wirken sich die Faktoren Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) beispielsweise spürbar auf das Adressenausfallrisiko aus. Inzwischen ist es zum Standard geworden, diese Einflüsse mithilfe eines ESG-Risiko-Scores auf Einzelgeschäftsebene zu screenen. Auf Portfolioebene sollten Erkenntnisse in verschiedene Risikoszenarien miteinfließen. Nicht selten ist die größte Herausforderung im Zusammenhang mit dem Risikomanagement die ausbaufähige Datenverfügbarkeit, um belastbare Informationen zu erhalten und diese strukturiert und auswertbar zu erfassen. Denn eine nicht zu unterschätzende Anzahl an Kreditnehmer*innen steht am Anfang ihres Transformationsprozesses oder hat ihn noch nicht gestartet.
- Geschäftsbetrieb
Im Geschäftsbetrieb bewährt es sich, sich frühzeitig auf den CO2-Ausstoß als zentrale Steuerungsgröße zu fokussieren. Die Implementierung und Etablierung eines hauseigenen Klimakonzeptes helfen flankierend dabei, sich ein Ziel zu setzen, bis wann man in einen klimaneutralen Geschäftsbetrieb eintreten kann. Dabei empfiehlt es sich, nicht auf die freikaufend wirkende Kompensation von Emissionen durch die finanzielle Unterstützung nachhaltiger Projekte im In- oder Ausland zu setzen, sondern das Geld in langfristig wirklich energiesparende oder -erzeugende Maßnahmen zu investieren, wie z. B. die Installation von Photovoltaikanlagen, Dachbegrünungen oder anderer Gebäudemodernisierungsmaßnahmen.
- Kerngeschäft
Der größte Hebel für positive Einflüsse steckt bei den meisten Banken im Kerngeschäft. Die europäischen Finanzhäuser werden nicht umsonst als Treiber für die Erreichung der Ziele des European Green Deals betrachtet. Dadurch geraten sie in die Rolle des Transformationsbegleiters, der die erforderlichen Investitionen von Firmen- und Privatkund*innen ermöglichen kann. Darüber hinaus ist die seit dem Jahr 2022 etablierte Nachhaltigkeitspräferenzabfrage im Rahmen der Anlageberatung das zentrale Element, um auch zukünftig bedarfsgerecht zu beraten und die Interessen der Anleger*innen weiterhin in den Mittelpunkt zu stellen.
- Kommunikation
Um den intensivsten und rasantesten Veränderungsprozess zu meistern, ist es essenziell sämtliche Beteiligte mitzunehmen. Egal ob Mitglieder, Mitarbeiter*innen, Stakeholder oder die Öffentlichkeit im Allgemeinen – eine transparente und zielgruppenorientierte Kommunikation muss das Ziel sein - umgesetzt durch verschiedene Kommunikationskanäle und -formate. Dabei ist die Publikation des Nachhaltigkeitsberichtes sowohl auf der Unternehmenswebsite als auch in der Datenbank des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) unumgänglich.
- Ethik und Kultur
Besonders die Unternehmenskultur von Genossenschaftsbanken ist seit jeher von einer hohen sozialen Verantwortung geprägt. Dies äußert sich zum Beispiel über ein besonders hohes regionales Engagement in Form von Spenden, Sponsoring und der erfolgreichen Installation von Stiftungen. Seit einigen Jahren gehört jedoch vor allem das ökologische Bewusstsein immer stärker zur DNA einer Genossenschaftsbank. Die nachhaltige ökologische Stärkung der Region, Engagement in Sachen Klimabildung in Schulen und intern vor allem durch die Schaffung von Strukturen, die es Mitarbeiter*innen ermöglichen, die Work-Life-Herausforderungen täglich optimal auszubalancieren, sind enorm wichtig geworden.