Nachhaltigkeit

Bankenverband will bei Biodiversität vorangehen

Der Bundesverband deutscher Banken will beim Thema Biodiversität eine Vorreiterrolle einnehmen. Als Finanzierer von Unternehmen hätten Banken einen großen Hebel.

Bankenverband will bei Biodiversität vorangehen

Private Banken wollen mehr für Biodiversität tun

Verband legt Eckpunktepapier für politische Rahmenbedingungen vor – Warnung vor zu schnellen regulatorischen Eingriffen

wbr Frankfurt

Im Vergleich zum Klimaschutz spielt der Schutz von Biodiversität in der Realwirtschaft und der Finanzbranche noch eine Nischenrolle. Banken sind aus verschiedenen Gründen mit dem Thema Biodiversität befasst. Dabei geht es insbesondere um die Risiken für das Geschäft und die Auswirkungen auf Produkte im Assetmanagement sowie auf das Kreditportfolio. Die Finanzbranche spielt insbesondere eine wichtige Rolle bei der Transformation, da sie durch ihre Investitions- und Finanzierungstätigkeit Kapital für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten auch im Themenfeld Biodiversität bereitstellen kann.

Um die Banken darin zu unterstützen, sich dem Thema Biodiversität anzunähern, hat der Bundesverband deutscher Banken (BdB) ein Eckpunktepapier erstellt und das Thema im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung am Montag aufgegriffen. Das Papier enthält eine Reihe von politischen Rahmenbedingungen, die der BdB als wesentlich erachtet, um den Schutz der Biodiversität zu gewährleisten.

Verarmt die Natur, drohen Unternehmen empfindliche Einbußen.

Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands

In einem Statement sagte Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands, dass sein Verband bei dem Thema eine Vorreiterrolle einnehmen wolle. Aus seiner Sicht steht derzeit weiterhin der Klimawandel im Rampenlicht, der Kampf gegen die Erderwärmung sei allgegenwärtig. Um Biodiversität gehe es nur sporadisch, obgleich Risiken und Herausforderungen kaum geringer seien als beim Klimawandel. „Verarmt die Natur, drohen Unternehmen empfindliche Einbußen“, sagte Herkenhoff und skizzierte ein Szenario, das zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 2,3% pro Jahr bedingt durch Schäden an Ökosystemen und Biodiversität führen könnte.

Banken seien es gewohnt, mit Risiken umzugehen und diese als Kapitalgeber zu managen. „Aber wir müssen dieses Thema auch als Chance begreifen“, so der Verbandschef, ähnlich wie das jetzt beim Klimawandel mehr und mehr der Fall sei.

Man muss mit Regulierung vorsichtig sein, wenn man sich noch in der Experimentierphase befindet.

Lutz Diederichs, CEO von BNP Paribas Deutschland

In der Diskussion warnte Lutz Diederichs, CEO von BNP Paribas Deutschland und Vorsitzender des Ausschusses Sustainable Finance des Bankenverbandes, vor zu schnellen Eingriffen beim Thema Biodiversität. "Man muss mit Regulierung vorsichtig sein, wenn man sich noch in der Experimentierphase befindet", sagte Diederichs. Außerdem gebe es eine große intrinsische Motivation der Banken und Unternehmen, in dem Feld aktiv zu werden. Bei der Regulierung aufgrund von Unsicherheit bestehe die Gefahr einer Fehlsteuerung.

Defizite bei der Transparenz

Noch schwieriger als beim Klimaschutz ist die Berichterstattung zum Einfluss unternehmerischer Aktivitäten auf Artenvielfalt und Ökosysteme. Kerstin Lopatta, Professorin für Rechnungslegung, Prüfung und Nachhaltigkeit an der Universität Hamburg und Mitglied des Efrag Sustainability Reporting Boards, ist an der Entwicklung von ESG-Standards beteiligt. Sie stellt fest, dass vieles noch freiwillig sei und man bei der Transparenz hinterherhänge. Man müsse den Unternehmen aber auch die Chance geben, auf neue Standards zu reagieren. Als Beispiel für einen Faktor nennt sie die Landversiegelung, die ein wichtiger Punkt beim Thema Biodiversität sei.

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